Umbauprojekt

Preisgekrönt: So haben wir unser altes Haus renoviert

Preisgekrönt: So haben wir unser altes Haus renoviert

Preisgekrönt: So haben wir unser altes Haus renoviert

Broacker/Broager
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Das Haus der Familie Sohl liegt zentral gegenüber der Dorfkirche an der Vestergade. Mit viel Liebe zum Detail haben sie das Gebäude renoviert. Statt einer normalen Haustür ist der Eingang mit einer Doppelschwingtür ausgestattet worden. Foto: Sara Eskildsen

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Diana und Henrik Sohl haben ihr altes Stadthaus in Broacker im alten Stil renoviert. Wie sie das gemacht haben und warum sie jetzt nach alten Blumensorten Ausschau halten, verraten sie im Gespräch.

Das Ehepaar Sohl hat für die Renovierungsarbeiten an ihrem Haus einen Preis erhalten. Im Gespräch verraten sie, wie sie von alten Bauskizzen inspiriert wurden und sich schließlich an eine Totalrenovierung heranwagten.

Alles begann im November 2017, als Diana und Henrik Sohl ein altes Haus an der Vestergade in Broacker kauften. Zu der Zeit wohnten sie auf dem Campingplatz. Ein Haus war verkauft, das Paar suchte nach einem gemeinsamen Lebensort.

„Der erste Stock sah aus wie eine Sauna“

Das Haus war Ende der 1990er instandgesetzt geworden. „Es war in einem ordentlichen Zustand und wir konnten einziehen und dort wohnen“, erinnert sich Diana Sohl.

Besonders schön war der Wohnraum jedoch nicht. Die Vorbesitzer hatten Änderungen ohne besondere Rücksicht auf die alte Architektur des Hauses vorgenommen. „Viel Holz und Holzbekleidungen, und der erste Stock sah aus wie eine Sauna, überall Holzbeschläge“, lacht Diana Sohl.

Das neu renovierte Haus aus Sicht der Treppe vor der Kirche im Jahr 2022 Foto: Sara Eskildsen
Der Blick auf das Haus von der Kirchentreppe aus, etwa im Jahr 1960 Foto: Arkiv.dk

Mit der, wie sie sagt, ihr eigenen Neugierde begann zunächst Diana Sohl, sich für die Geschichte des Hauses zu interessieren. An einem Wochenende wollte es das Paar wissen – sie entfernten die komplette Wandbekleidung eines Raums, bis nur noch die Mauer zu sehen war.

„Und da entdeckten wir ein Fenster, das zugemauert worden war. Meine Neugierde war umso größer, und ich begann, in den Archiven Nachforschungen anzustellen“, so die Hausbesitzerin.

Alte Bauskizzen im Landesarchiv

Im Landesarchiv von Apenrade wurde Diana Sohl schließlich fündig. Sie entdeckte in alten Bauanträgen aus dem Amt Broacker die Bauskizze ihres Hauses. Voller Kaffeeflecken, aber lesbar. Die Zeichnung war auf April 1871 datiert. Im November 1871 stand das Haus.

„Der Bau eines Hauses ging damals offenbar sehr viel schneller“, lacht Diana Sohl. Mit Blick auf die alten Skizzen und Bilder aus dem Archiv reifte bei Diana und Henrik Sohl die Idee, das Haus in den ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen – auf dem Niveau heutigen Wohnkomforts.

Das Ehepaar hat die Böden im Wohnzimmer und in der Küche ausgehoben und die Decken freigelegt, sodass nun die weißen Holzdielen von früher zu sehen sind. Foto: Sara Eskildsen
Die alten Decken lagen bis zur Renovierung unter mehreren Zwischendecken verborgen. Foto: Sara Eskildsen

„Eigentlich hatten wir das gar nicht geplant. Das Haus war in Ordnung, aber die Raumeinteilung war nicht perfekt. Und als wir begannen, über eine neue Aufteilung der Räume zu reden, dann rückten auch die Fenster in den Mittelpunkt, von denen einige punktiert waren“, so die Hausbesitzerin.

Hinzu kam: „Henrik fiel mehr und mehr auf, wie unschön das Dach aussieht. Und als wir erstmal am Dach angekommen waren, fanden wir schnell heraus, dass wir alles oder nichts in Angriff nehmen.“

Am Ende kamen wir aber zu dem Schluss, dass ein Haus, das vor 150 Jahren gebaut wurde und immer noch so gut in Schuss ist, mindestens weitere 150 Jahre Lebenszeit verdient hat.

Diana Sohl, Hausbesitzerin
Das Haus hat ein neues Dach erhalten, der Schornstein ist wieder aufgebaut worden, und statt geputzt ist die Fassade freigelegt und mit Kalkmörtel bekleidet. Foto: Sara Eskildsen
Diese alte Bauskizze vom Haus fand Diana Sohl im Landesarchiv in Apenrade. Foto: Privat

Das Paar nahm sich viel Zeit, um die eigenen Wünsche zu planen. Zeichnungen entstanden, Wünsche wurden visualisiert. Auch ein kompletter Abriss des Hauses stand zur Debatte.

„Am Ende kamen wir aber zu dem Schluss, dass ein Haus, das vor 150 Jahren gebaut wurde und immer noch so gut in Schuss ist, mindestens weitere 150 Jahre Lebenszeit verdient hat“, so Diana Sohl. 

Fußboden komplett aufgegraben

Und so nahm die Renovierung ihren Lauf. Die Sohls hoben den Fußboden aus, legten Wände und Deckenbalken frei und lebten auf wenigen Quadratmetern im Anbau.

Das heutige Esszimmer während der Umbauarbeiten. Den Fußboden haben die Sohls ausgehoben. Foto: Privat
Alle Wände wurden komplett entkernt und neu aufgebaut. Foto: Privat

Sie gaben bei einer Holzwerkstatt Leisten im alten Stil in Auftrag, bestellten historische Thermo-Fenster und machten sich Gedanken darüber, wie Wohnkomfort mit Originalität vereinbar ist.

Entstanden ist ein Haus, das durch und durch renoviert ist – und doch den Charme von früher ausstrahlt. Gekostet habe der Umbau ebenso viel wie ein Neubau, sagt Diana Sohl.

 

Ein historischer Blick auf die Vestergade: Die neuen Fenster sind ganz im alten Stil gehalten, mit Sprossen nach außen und einem Bogen oben. Foto: Sara Eskildsen
Ganz früher lebten zwei Parteien in dem Haus. Die Familie hat dort, wo die Trennwände standen, ihre Kücheninsel aufgestellt. Foto: Sara Eskildsen

Dass sie von der Kommune mit dem Preis für schöne Architektur ausgezeichnet worden sind, war für das Ehepaar eine riesige Überraschung.

„Damit haben wir überhaupt nicht gerechnet. Auch das große Interesse an unserem Renovierungsprojekt ist eine Überraschung. Aber wir freuen uns sehr darüber – und wir erhalten viele positive Rückmeldungen“, sagt Henrik Sohl, der nun beim Nachhausekommen gerne auf sein Dach schaut.

In der neu gekachelten Eingangshalle steht der Architektur-Preis, die Auszeichnung von der Kommune. Foto: Sara Eskildsen

Fertig sind die Sohls mit ihrem Projekt noch lange nicht. Denn ganz nach dem Motto von Henrik Sohl, „wenn, dann machen wir es richtig“, wird nun auch der Vorgarten hin zur Vestergade im originalen Stil geschaffen.

„Das bedeutet, dass wir uns beispielsweise im Freilichtmuseum Molfsee bei Kiel nach den originalen Blumen und Pflanzen umsehen, die vor rund 150 Jahren üblich waren“, sagt Diana Sohl.

War es das Ganze wert?

Außerdem gilt es, die Terrasse zu bauen, außerdem einen überdachten Stellplatz mit geschwungenen Bögen für die Autos. Auch ein Kachelofen ist ein Wunsch, damit der neue, historische Schornstein auf dem Dach auch rauchen darf.

War es das Ganze wert?Ja, sagt Diana Sohl. „Ich finde wirklich, solch ein altes Haus hat es verdient weiterzuleben. Und es ist ein wunderschönes Gefühl, nun ein Teil von der Geschichte dieses Hauses zu sein.“

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