Volksgruppenhistorie

„Wir werden zum Geschichtszentrum für die deutsche Minderheit“

„Werden Geschichtszentrum für deutsche Minderheit“

„Werden Geschichtszentrum für deutsche Minderheit“

Apenrade/Aabenraa
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Archivleiter Frank Lubowitz hat vor dem Verpacken der Materialien in Apenrade schon einen Schlachtplan für die Einsortierung im neuen Archiv in Sonderburg erarbeitet. Foto: Karin Riggelsen

Nach 28 Jahren im Haus Nordschleswig in Apenrade zieht der Leiter des Archivs/Forschungsstelle der deutschen Volksgruppe, Frank Lubowitz, in neue Räumlichkeiten im Deutschen Museum Nordschleswig in Sonderburg um. Im Neubau steht dem „Gedächtnis“ der Minderheit deutlich mehr Platz für Archivalien zur Verfügung als bisher.

„Nach 28 Jahren verlasse ich Apenrade. Ein echter Schritt. Es ist eine Herausforderung, sich in Sonderburg neu aufzustellen, aber es macht auch Sinn, das Museum und das Archiv zusammenzuführen“, so der Leiter des Archivs/Forschungsstelle der deutschen Volksgruppe, Frank Lubowitz, zwischen jeder Menge Umzugskartons im Kellergeschoss des Hauses Nordschleswig an der Apenrader Westerstraße. Am Freitag wurden nicht weniger als 350 Behälter mit meist schriftlichem Inhalt an den neuen Arbeitsplatz des 64-jährigen Historikers und Archivars im Neubau des Deutschen Museums Nordschleswig in Sonderburg befördert.

Beim Auszug aus seinen bisherigen Arbeitsräumen im Keller des Hauses Nordschleswig in Apenrade überkommt Frank Lubowitz auch Wehmut. Foto: Karin Riggelsen

 

Frank Lubowitz fällt der Abschied aus Apenrade nicht leicht, aber er sieht durchaus die Vorteile der Verlegung: „Ich glaube, dass der neue Standort, modern ausgedrückt, mit Synergieeffekten verbunden sein wird.“

Mehr Platz für das Archiv

Zu seinem neuen Arbeitsplatz erklärt er: „Mein Büro in Sonderburg wird deutlich kleiner, aber mit Aussicht bis nach Düppel.“ Und bei seinen Erläuterungen zum neuen Archivraum kommt Lubowitz fast ins Schwärmen: „Die Voraussetzungen sind gut. Bei der Regalfläche verdoppele ich mich fast. Von 350 auf 600 Regalmeter. Auch das Magazin im Neubau entspricht eher archivarischen Anforderungen als die Räumlichkeiten, die ich dafür im bisherigen Archiv in Apenrade hatte.

 

Frank Lubowitz war an der Planung der neuen Räume des Archivs im neuen Museum in Sonderburg beteiligt. Er kann dort noch viel Material unterbringen. Foto: Karin Riggelsen

 

Es gibt dort keine Fenster und keine wasserführenden Leitungen. Eine konstante Temperatur und Luftfeuchtigkeit sind erforderlich.“ Beim Verpacken der vielen Materialien in Apenrade waren u. a. Mitarbeiter des Jugendverbandes behilflich. Frank Lubowitz erläutert, dass er einen genauen Schlachtplan für die künftige Platzierung der Archivalien ausgearbeitet hat. „Bei den im Archiv bisher verwahrten Büchern ist gründlich ausgesondert worden“, berichtet der Leiters des „Gedächtnisses“ der deutschen Nordschleswiger. Natürlich sind keine Dokumente oder Fotos zur Geschichte der Minderheit weggeworfen worden.

 

Die bisherigen Regale sind geräumt, dabei hat Archivleiter Frank Lubowitz auch überflüssige Schriften ausgesondert. Foto: Karin Riggelsen

 

Kassiert wurden doppelt vorliegende Bücher und jede Menge Jahrbücher von anderen historischen oder heimatkundlichen Vereinen, die bei Zusendung von Heften der „Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig“ (HAG), für die Lubowitz unterstützend tätig ist, im Gegenzug nach Apenrade gelangten. Nach 28 Jahren Archivleitung hat er auch gute Übersicht über das Material, das keine Bedeutung hat, um weiter verwahrt zu werden.

Vorfreude auf Museumseröffnung

„Ab Montag wird in Sonderburg eingeräumt. Der Computer wird installiert“, berichtet er und fügt hinzu: „Ich freue mich auf die Eröffnung des Museums am 7. August, dass die Kartons dann ausgepackt und die Archivalien und Bilder eingeräumt sind und alles einigermaßen vorzeigbar im Archiv aussieht.“

Anlässlich des Umzugs konnten auch Spezialaufgaben erledigt werden: „Für den mit der Erforschung bisher nicht aufgearbeiteter Kapitel der Geschichte der Minderheit beauftragten Doktoranden Jon Tulstrup habe ich eine Extra-Kiste gepackt. Dann kann er auf alle von ihm bereits vorbestellten Materialien einfacher zugreifen.“ Frank Lubowitz hofft, dass mit der Eröffnung des neuen Archivs und des neuen Museums wie in vergangenen Jahren viele Dokumente und Bilder im Archiv eingeliefert werden. Er ist sicher, dass es viele verborgene Schätze in Nordschleswig und anderswo gibt, die es verdient haben, der Nachwelt erhalten zu werden. 

Der Abschied aus Apenrade ist für Frank Lubowitz trotz der Freude über die neuen, verbesserten Arbeitsmöglichkeiten im Museum mit Wehmut verbunden: „Die Kommunikation im Haus Nordschleswig wird mir fehlen.“ Er berichtet, dass er gerne bei Anfragen beim Generalsekretariat oder in der Zentralbücherei aktiv geworden ist. „Ich war oft eine Art Info-Zentrum des Hauses Nordschleswig bei historischen Fragen. Da werde ich künftig wohl eher per E-Mail einspringen“, erzählt er. Allerdings bietet in Sonderburg auch die neue Nachbarschaft zur Süddänischen Universität (SDU) Vorteile, gehört doch seit Langem das dortige „Center for Grænseregionsforskning“ zu den Partnern des Archivs der Minderheit. „Und ganz besonders freue ich mich auf die Zusammenarbeit mit Museumsleiter Hauke Grella, haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern des Museums in Sonderburg“, fügt Lubowitz hinzu.

 

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