FUSSBALL

1.500 Tage als Rentner: Morten Olsen blickt zurück

1.500 Tage als Rentner: Morten Olsen blickt zurück

1.500 Tage als Rentner: Morten Olsen blickt zurück

Ritzau/hdj
Brüssel
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Morten Olsen bei seinem letzten Länderspiel gegen Schweden im November 2015 Foto: Liselotte Sabroe/Ritzau Scanpix

Seine Fußballspiele sucht sich Morten Olsen mittlerweile genau aus – Champions-League-Spiele statt aufgeblasener Endrunden. Das Nationalteam verfolgt er allerdings noch genau. Jetzt aber als Fan.

Am Sonntag, 29. Dezember, ist es 1.500 Tage her, dass Morten Olsen als Nationaltrainer Dänemarks zurücktrat. Seine Mannschaft spielte damals im November 2015 2:2 gegen Schweden und qualifizierte sich nicht für die Europameisterschaft.

Vor gut vier Jahren ließ Morten Olsen noch eine kleine Hintertür offen, doch der Job als Nationaltrainer, den er 15 Jahre innehatte, sollte sein letzter als Trainer sein. Jetzt ist er offiziell Fußballrentner. An Möglichkeiten mangelte es ihm indes nicht, als Trainer weiterzuarbeiten. 

„In den ersten beiden Jahren habe ich mir die Möglichkeiten angeschaut – sowohl als Klubtrainer als auch für Nationalmannschaften. Doch es war die richtige Entscheidung, aufzuhören. Ich ärgere mich nicht und mir geht es blendend als Rentner“, betont Morten Olsen. „Es gab interessante Möglichkeiten in West- und Nordeuropa und auch einige abenteuerlichere. In einigen Fällen überlegte ich schon länger und dachte daran, warum die Chance nicht 20 Jahre früher kam“, sagte der ehemalige Nationaltrainer.

Den Fußball in Ruhe genießen

Fußball spielt immer noch eine große Rolle in seinem Leben, doch auf eine ganz andere Art und Weise. 

„Früher habe ich mir ungefähr 400 bis 500 Spiele im Jahr angeschaut. Da stumpft man schon ab. Jetzt bin ich wählerischer und sehe vielleicht nur ein Zehntel dessen. Damals musste ich mir die Spiele ansehen. Heute kann ich sie mir aussuchen. Aber ich liebe es immer noch“, sagt Morten Olsen. „Dabei habe ich immer noch die Trainerbrille auf. Nicht mehr ganz so sehr wie früher, da ich die Spieler und die Gegner nicht mehr analysieren muss. Ich schaue mir meistens Topspiele an, doch auch die Talentförderung liegt mir noch am Herzen.“

Seine Sicht auf den Fußball hat Morten Olsen nicht verändert. Wenn er sich zu Hause in Belgien vor den Fernseher setzt, sieht er am liebsten offensiven Kombinationsfußball. „Manche fiebern bei ihrem Verein mit, und die meisten Dänen sehen Länderspiele. Als neutraler Zuschauer möchte ich gerne unterhaltsamen Fußball sehen – am besten von beiden Seiten“, sagte der pensionierte Fußballlehrer.

Klubfußball statt Länderspiele

Doch was ist unterhaltsamer Fußball im Jahr 2019?

„Wenn die Champions-League-Mannschaften nach Neujahr im Achtelfinale aufeinandertreffen. Das sind die besten Spieler der Welt. Es geht schnell, es ist sehr technisch und das Spielverständnis ist unglaublich hoch“, findet der 70-jährige Olsen. Er ist der Meinung, dass die Qualität dort höher ist, als bei den Nationalmannschaften.

„Die Nationalmannschaften können jedes zweite Jahr Nationen sammeln, doch ich finde, dass bei den jüngsten beiden Turnieren sehr wenig positiver Fußball gespielt wurde. Es sind viel zu viele Mannschaften dabei. Es ist sehr aufgebläht, wenn 24 Länder an der Europameisterschaft teilnehmen. Das ist ja halb Europa. Die Qualität der Spiele leidet darunter, wenn so viele Mannschaften sich nur verteidigen, um zu überleben“, meint Morten Olsen. 

Die Entwicklung des Nationalteams

Dem dänischen Team folgt er allerdings noch genau. Jetzt allerdings als Fan. Nachdem er die Qualifikationen zur WM 2014 und der EM 2016 verpasst hatte, hat er aus der Ferne die Entwicklung unter Åge Hareide beobachtet. 

„Ich sehe nicht viel dänischen Fußball, doch der Nationalmannschaft folge ich als Fan. Es ist etwas merkwürdig, wenn man als Spieler und Trainer 35 Jahre lang dabei war.  Zu den vergangenen Jahren des Teams unter Åge Hareide möchte Morten Olsen nichts sagen, aber er blickt durchaus positiv in die Zukunft.

„Es geht darum, dass die Spieler ständig auf höchstem Niveau gefordert sein müssen und momentan haben wir Spieler in den besten europäischen Ligen. Da spielen sie leider nicht immer, aber im Moment hat die Nationalmannschaft eine gesunde Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern. Das sieht sehr gut aus“, findet Morten Olsen. 
„Das gilt auch für die Talentmasse. Ich erinnere mich, wie wir im Jahr 2000 Spieler aus den unteren Ligen für die U21-Nationalmannschaft holen mussten. Jetzt spielen viele von ihnen im Ausland und haben Wettkampfpraxis auf einem ganz anderen Niveau“, betont Morten Olsen. 

Schlechtes Format – gute Chance

Obwohl er nicht begeistert von der erweiterten EM ist, sieht er es als eine einzigartige Gelegenheit an, dass Dänemark drei Heimspiele bei der Europameisterschaft haben wird.

„Es wird schon etwas merkwürdig mit so vielen Gastgebern bei der EM, aber für Dänemark ist es eine einmalige Möglichkeit mit drei Heimspielen. Das ist ein großer Vorteil und phantastisch für Dänemark und die Nationalmannschaft“, erklärt der Fußballrentner Morten Olsen.

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