Handball
Champions League statt Karriereende
Champions League statt Karriereende
Champions League statt Karriereende
Kommende Gehirnerschütterungen könnten für Thorsten Fries fatale Folgen haben, doch der Handball-Torhüter sehnt sich nach weiteren großen Spielen
Die Handballkarriere hing am seidenen Faden. Nach zahlreichen Gehirnerschütterungen rieten Ärzte Thorsten Fries dazu, sich bloß nicht mehr zwischen die Pfosten eines Handballtores zu stellen. Doch der Torhüter aus Seth wollte die Hoffnung nicht aufgeben und gab dem Profi-Handball noch eine weitere Chance. Diese Entscheidung bereut der 27-Jährige nicht, denn nach einer hervorragenden vergangenen Saison in Norwegen ist Fries nun in der internationalen Spitze des Handballs angekommen.
„Ich habe während meiner Zeit bei SønderjyskE über ein Karriereende nachgedacht, aber mich entschieden, es noch einmal zu versuchen, und die jüngste Saison bei Elverum war jetzt fantastisch“, sagt Fries.
Die Handball-Laufbahn des Torhüters begann in einem jungen Alter bei SG West, von wo der Nordschleswiger zu TM Tønder wechselte. Nach Aufenthalten bei Kolding IF, Vejle HK und Ricoh in Schweden folgte ein Wechsel zu den Liga-Handballern von SønderjyskE. Gehirnerschütterungen warfen Fries bisher immer wieder zurück, doch seit der vergangenen Saison spielt der Keeper nun beschwerdefrei. Beim norwegischen Spitzenklub und Champions League-Teilnehmer Elverum wurde Fries nach seinem Wechsel von den Hellblauen im vergangenen Jahr schnell die neue Nummer Eins im Tor. Mit Elverum wurde der Sether Pokalsieger und Meister, nachdem die Mannschaft in der Liga nur ein einziges Saison-Spiel nicht gewinnen konnte.
„Für mich war das der richtige Zeitpunkt für einen Wechsel, denn die Mentalität ist in Elverum ganz anders als bei SønderjyskE. Hier wird erwartet, dass wir jedes Ligaspiel gewinnen und das Selbstvertrauen ist bei mir dadurch gewachsen. Wir haben das Gefühl, jeden schlagen zu können. Dass wir dann auch noch richtige Knallerspiele gegen die ganz großen Mannschaften in der Champions League machen dürfen, ist natürlich noch einmal ein toller Extrabonus“, meint Fries, der in der vergangenen Saison in der Königsklasse unter anderem auf Paris SG mit Mikkel Hansen, Barcelona und die SG Flensburg-Handewitt traf.
„In Flensburg zu spielen war für mich etwas ganz Besonderes, da ich aus der Grenzregion komme und schon als Kind häufig als Zuschauer dort war. Das Spiel gegen Paris war aber einfach von der Atmosphäre wahnsinnig beeindruckend und das Aufeinandertreffen mit Barcelona auch“, so Fries.
Beim Vorrundenspiel in der Olympiahalle in Lillehammer gegen Paris SG wurde ein neuer norwegischer Zuschauerrekord aufgestellt. 12.377 Zuschauer waren gekommen. Beim Vorrundenspiel gegen Barcelona in Elverum wurden die Torhüter beider Mannschaften, Fries und Kevin Møller aus Bedsted, jeweils als ”Man of the match” ausgezeichnet. Die beiden unterhielten sich vor und nach dem Spiel in der Halle auf Sønderjysk.
Insgesamt spielte Fries eine sehr starke Vorrunde in der Champions League, nach der er von 35 Torhütern sogar die vierthöchste Anzahl an Paraden aufweisen konnte.
„Ich bin selbst überrascht, dass es so gut lief. Ich wusste ja vorher nicht, wo ich stehe im Vergleich mit den absoluten Weltklasse-Handballern. Am Anfang war ich schon aufgeregt vor diesen großen Spielen, aber wir haben uns gesagt, dass die Spieler von Barcelona zum Beispiel auch nur Handballer sind, genau wie wir. Somit sind wir dann mit der Einstellung, einfach nur Handball spielen zu wollen, in die Partien gegangen“, erklärt Fries, der auch in der kommenden Champions League-Saison unter anderem auf Paris und Flensburg treffen wird.
„Ganz besonders freue ich mich auf das Spiel in Flensburg. Ich sehe das als mein persönliches Heimspiel an, denn hier werden meine ganzen Freunde und meine Familie in die Halle kommen, um uns anzufeuern“, so Fries.