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Radteams fürchten Tour-Absage

Radteams fürchten Tour-Absage

Radteams fürchten Tour-Absage

Ritzau/hdj
Apenrade/Kopenhagen
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Die großen Radrennteams sind ihren Sponsoren gegenüber von der Tour de France abhängig. Foto: Gonzalo Fuentes/Reuters

Nach wie vor ist ungewiss, ob das größte Radrennen der Welt in diesem Jahr durchgeführt werden kann. Eine Absage könnte existenzielle Konsequenzen für den Radsport haben.

Die Olympischen Spiele sind verschoben. Die Fußball-Europameisterschaft ebenfalls. Der Sportkalender ist durch die Corona-Pandemie wie leergefegt.

Für das größte Radrennen der Welt, die Tour de France, ist derweil noch keine Entscheidung getroffen worden. Aus gutem Grund: Eine Absage wäre für viele Teams eine finanzielle Katastrophe, von der sich einige nie wieder erholen werden.

„Ich schätze, dass 55-60 Prozent des jährlichen Radsportinteresses auf die Tour de France gerichtet ist. Das heißt für die Sponsoren, dass sie genau dann gesehen werden“, sagte der Geschäftsmann Lars Seier Christensen der Nachrichtenagentur Ritzau.

Er ist Teilhaber des südafrikanischen Radteams NTT und hat in der Vergangenheit in Bjarne Riis´ehemaliges Team Saxo Bank investiert.

Gegenleistungen gefordert

Die Radteams, die an der Tour de France teilnehmen, haben Jahresbudgets von weit über 100 Millionen Kronen. Firmen, die bereit sind, Summen dieser Art zu bezahlen, erwarten entsprechende Gegenleistungen. Zum Beispiel Fernsehzeit, von der sie bei einer Absage der Tour sehr viel verlieren würden.

Zwar haben sich die meisten Sponsoren dazu verpflichtet, für das ganze Jahr zu zahlen, doch mit einer Absage der Tour könnte sich einiges ändern – schließlich fehlt die Gegenleistung für die Investition.

„In den meisten Verträgen wird kaum der Fall einer Absage der Tour de France berücksichtigt sein“, sagte Lars Seier Christensen.

Sponsoren könnten Zahlungen einstellen

Die Verantwortlichen befürchten nun, dass sich Sponsoren weigern könnten, die kommenden Raten zu bezahlen, wenn es keine Aussicht darauf gibt, dass die Tour stattfinden wird. Schon in der Frühlingssaison haben die Unternehmen nichts für ihr Geld bekommen.

„Ich denke, dass die meisten Sponsoren anständige und verantwortungsbewusste Firmen sind, die weiterhin zahlen werden und die höhere Gewalt anerkennen werden“, sagt Lars Seier Christensen. „Aber wir können nicht ausschließen, dass jemand versucht, sein Cash Flow zu verbessern, indem ausgewählte Rechnungen nicht bezahlt werden. Außerdem kann es passieren, dass in einigen Fällen die Firmen pleite gehen, oder anderweitig ihre Zahlungsfähigkeit verlieren“, so der Geschäftsmann.

„Wenn es irgendwie geht“

Selbst wenn die Gelder für dieses Jahr ausgezahlt werden, wird eine Absage des Rennens den Radsport bei den Sponsoren für die Zukunft in ein schlechtes Licht rücken. Daher zerbrechen sich gerade viele Menschen ihre Köpfe darüber, wie das Rennen durchgeführt werden kann.

„Wie überall in der Gesellschaft wird es auch bei uns Konsequenzen haben, wenn man nicht zur Arbeit geht. Denn irgendwann fehlt Geld, um Rechnungen zu bezahlen. Deshalb sagen wir: Wenn es irgendwie geht, werden wir fahren“, so Brian Holm, Sportdirektor vom Team Quick-Step.

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