FUSSBALL

Rot statt gelb: Erster Videobeweis in Dänemark

Rot statt gelb: Erster Videobeweis in Dänemark

Rot statt gelb: Erster Videobeweis in Dänemark

Ritzau/hdj
Kopenhagen/Apenrade
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Bjarke Jacobsen von AC Horsens kassiert die rote Karte von Schiedsrichter Jakob Sundberg. Vor Durchsicht der Videobilder hatte er sich für den gelben Karton entschieden. Foto: Henning Bagger/Ritzau Scanpix

Am ersten Spieltag der dänischen Superliga meldete sich die neue Videobeweistechnik mehrmals zu Wort – in manchen kritischen Szenen blieb sie aber auch stumm.

Bjarke Jacobsen von AC Horsens hat am Sonntag ein Stück dänische Fußballgeschichte geschrieben: Er war der erste Spieler in einer dänischen Liga, der durch einen Videobeweis des Feldes verwiesen wurde.

Schiedsrichter Jakob Sundberg hatte ein Foul des Spielers in der 77. Minute zunächst mit einer gelben Karte geahndet. Nach Durchsicht der Videobilder zog er stattdessen die rote, weil Sundeberg seinen Gegenspieler mit gestrecktem Bein getroffen haben soll.

Für den Fußballexperten von „TV3 Sport“, Poul Hansen, war das etwas zu viel des Guten.

„Ich finde nicht, dass die Entscheidung gemäß der Richtlinie getroffen wurde, dass es sich um eine klare Fehlentscheidung drehen muss. So habe ich den Zweikampf nicht gesehen“, sagt Poul Hansen.

„In der Zeitlupe kann man erkennen, dass er seinen Gegenspieler am Schienbein trifft, aber nach Absicht sah es nicht aus. Der Schiedsrichter war in der Situation sehr gut platziert; deshalb hat es mich gewundert, dass die Szene überprüft wurde. Wenn der Unparteiische so nah dran steht, und er die Situation erfassen kann, dann finde ich nicht, dass der Videoschiedsrichter eingreifen sollte. Das muss meiner Meinung nach offensichtlicher sein“, so Poul Hansen.

Die betroffene Mannschaft, AC Horsens, hatte kurz zuvor den 0:1-Rückstand kassiert; das Spiel ging mit 0:3 verloren.

Platzverweise werden sich häufen

Der Trainer von AC Horsens, Jonas Dal, ärgerte sich über die Entscheidung.

„Wenn das eine rote Karte war, dann wird es in dieser Saison noch sehr viele Platzverweise geben“, sagte er im Interview nach dem Spiel. Poul Hansen kommt zu dem gleichen Schluss – findet die Entwicklung aber richtig.

„Das glaube ich auch. Normalerweise ist es unglaublich schwer, Handspiele oder Trikotzupfer im Strafraum zu ahnden. Deshalb haben wir den Videobeweis ja eingeführt. Wir wollen in diesen Situationen richtig entscheiden, und da ist die VAR-Technik eine große Hilfe. Wenn das insgesamt mehr rote Karten zur Folge hat, macht mir das nichts aus, denn wir möchten Fehlentscheidungen vermeiden. Die Idee dahinter ist gut“, erklärt Poul Hansen.

Weitere strittige Situationen

Es war nicht die einzige strittige Situation am ersten Spieltag mit der neuen Technik. In der Partie zwischen Brøndby IF und dem FC Nordsjælland hatte das Auswärtsteam eine große Konterchance, aus der beinahe ein Tor entstanden wäre. Im Nachgang wurde aber ein möglicher Elfmeter für Brøndby überprüft, aus dem der Konter entsprungen war.

FC Nordsjælland traf nicht und Brøndby bekam keinen Strafstoß, aber genau diese Situationen fürchten die Fans.

„Das ist natürlich das absolute Schreckensszenario, was bei Brøndby gegen den FC Nordsjælland geschehen ist“, sagt Poul Hansen. „Aber das kommt so selten vor, dass der Videobeweis trotzdem seine Berechtigung hat. Ich kenne keine guten Argumente dagegen.“

In einer weiteren Situation wurde Brøndby-Stürmer Mikael Uhre von seinem Gegenspieler elfmeterwürdig festgehalten und bekam keine Hilfe vom Videoschiedsrichter. Er sieht die Entwicklung trotzdem positiv.

„Ich finde, es ist eine gute Idee. Wenn die wichtigen Partien entschieden werden müssen und Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen, ist es beruhigend zu wissen, dass dies nicht durch Fehlentscheidungen geschieht“, so der Stürmer. 

In SønderjyskEs Auftaktpartie gegen den FC Midtjylland kam der Videobeweis nicht zum Einsatz. Die Hellblauen gewannen das Spiel mit 2:0.

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