St. Marienkirche in Husum

14 Jahre und 1,6 Millionen Euro später: Am 2. Advent erklingt die neue Orgel

Am 2. Advent erklingt die neue Orgel

Am 2. Advent erklingt die neue Orgel

SHZ
Husum
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Die letzten Handgriffe: Am Sonntag, 5. Dezember, wird die neue Orgel in der St. Marienkirche in Husum eingeweiht. Foto: Annika Jensen/shz.de

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2500 Zinnpfeifen, 42 Register und 14 Jahre Bemühungen: In der St. Marienkirche in Husum erklingt ab Sonntag, 5. Dezember, endlich die neue Orgel. Sie hat einen ganz besonderen Effekt zu bieten.

Beeindruckt ist der Besucher, der dieser Tage in die St. Marienkirche in Husum tritt. Denn das Gotteshaus hat eine neue Orgel. Die mächtigen Zinnpfeifen ragen meterhoch bis unter die frisch gestrichene Decke der Kirche. Rund 2500 sind es. Aktuell sind die Orgelspezialisten der Bonner Firma Klais noch mit den letzten Handgriffen beschäftigt. Wie etwa die Intonation, bei der die Pfeifen aufeinander und auf den Kirchenraum abgestimmt werden. Minutenlange, einzelne Töne sind dabei zu hören.

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Das imposante Instrument besteht aus insgesamt 42 Registern verteilt auf zwei Orgelkörper. Einer im hinteren Bereich über der Eingangstür und einer im vorderen Bereich über dem Altar. Letzteres, sogenanntes Echowerk, bleibt dem Betrachter allerdings verborgen.


„Es unterstützt die Hauptorgel“, sagt Pastor Friedemann Magaard und blickt hinauf zur Empore. Scheinwerfer sind aufgestellt, rotes Absperrband ist zu sehen. Das Echowerk sei nicht in der gleichen Lautstärke zu hören und nur an Stellen, an denen die Hauptorgel Pause hat. Aber der Zuhörer sitzt auf seinem Platz und „wundert sich, woher der Klang der Orgel eigentlich kommt. Das ist ein ganz toller Effekt“, schwärmt Magaard.

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Seit 1. September baut die Bonner Orgelbaufirma Klais das tonnenschwere Instrument ein. In mehreren Lastwagenladungen kam es seit Ende September Stück für Stück an. Jede einzelne Ankunft und jeder einzelne Tag, an dem sie ihrer Einweihung näher kam, war für die Kirchengemeinde Belohnung jahrelanger Bemühungen.

Die starteten bereits 2007, als feststand, dass die 1968 eingebaute Kleuker-Orgel nicht mehr lange halten wird. Und sie wurden 2016 akut, als Organist Kai Krakenberg beim Spielen Funken sprühen sah. „In dem Instrument waren über 50 Jahre alte elektromagnetische Teile verbaut. Die sind irgendwann einfach durch,“ sagt er. Im März 2019 erhielt die Firma Klais den Husumer Auftrag, ein modernes Instrument einzubauen.


Und das ist es geworden. „Es ist außerdem ein universelles Instrument geworden“, sagt Krakenberg. „Es ist eines, das frei ist von lokalen Orgeltraditionen und deswegen viele internationale Elemente in der Kirchenmusik ermöglicht.“ Friedemann Magaard ergänzt: „Wir haben nicht unendlich viel Platz, und dennoch ist es den Experten um Herrn Krakenberg und Herr Klais gelungen, ein Vielzahl von Klangmöglichkeiten in diesem einen Instrument bereitzuhalten.“

1,6 Millionen Euro hat das gesamte Projekt am Ende gekostet. Sie kamen zusammen als Kollekte, als Fördermittel, als Erlös aus einer Stadtwette. Neben der neuen Orgel und deren Einbau, hat die Kirchengemeinde auch so manche Sanierung am Gebäude in den letzten Jahren gestemmt.


So wurden zwei Treppenhäuser saniert, der Glockenstuhl erneuert und die Innendecke gestrichen. „Damit konnten wir die Orgel in einen Raum setzen, der die nächsten Jahrzehnte bauliche Ruhe hat“, sagt Pastor Friedemann Magaard.

Eine große Hilfe, um diese Summe zu erreichen, waren die Fördermittel zweier Institutionen. Die eine ist die Hermann-Reemtsma-Stiftung, die Kunst-, Kultur- und Bauprojekte fördert. Sie gab 400.000 Euro, ausschließlich für die Sanierungen an der Kirche. Die andere Geldgeberin ist die EU, die aus einem Topf zur Förderung des kulturellen Erbes im ländlichen Raum 433.000 Euro gespendet hat.

Festgottesdienst zur Einweihung am Sonntag, 5. Dezember

Am 2. Adventssonntag, 5. Dezember, feiert die Kirchengemeinde Husum gemeinsam mit Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt den Einweihungsgottesdienst und lädt die Bürger ein, sich das Instrument und seine Klänge detailliert erklären zu lassen. Damit sich die Besucherzahl besser steuern lässt, bitte die Gemeinde darum, sich per Mail anzumelden, unter: info@kirche-husum.de

Es wird drei Termine am Sonntag geben. Der Festgottesdienst beginnt um 14 Uhr. Um 17 und 19 Uhr wird es weitere Gelegenheiten geben, sich das Instrument anzuhören.

Orgelbauer sind gut in der Zeit

Bis dahin werden die Orgelbauer die letzten Handgriffe beendet, die Scheinwerfer abgebaut und das Absperrband beseitigt haben. Bevor Friedemann Magaard die Kirche verlässt, blickt er noch einmal zu Empore. Sein Blick lässt vermuten: Die Instrumentenbauer sind gut in der Zeit.

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