Flensburg

Aktion leerer Südermarkt: Stadtpastor ruft auf, Islam-Kritiker zu ignorieren

Stadtpastor ruft auf, Islam-Kritiker zu ignorieren

Stadtpastor ruft auf, Islam-Kritiker zu ignorieren

Mira Nagar/shz.de
Flensburg
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Der Südermarkt in Flensburg ist häufig Ort für Debatten und Kundgebungen (Archivbild). Foto: grafikfoto.de/shz.de

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Mit seiner Anti-Islam-Tournee kommt Blogger Michael Stürzenberger am Freitag nach Flensburg. Statt einer Gegendemo ruft Johannes Ahrens dazu auf, ihn auflaufen zu lassen.

Seine kontroverse Anti-Islam-Tournee sorgte in anderen Städten oft für lauten Gegenprotest. In Flensburg könnte der süddeutsche Blogger Michael Stürzenberger hingegen auf Stille treffen – zumindest wenn es nach der Devise von Johannes Ahrens geht.

Der Stadtpastor sieht Gegendemos als den falschen Weg. „Gähnende Leere und demonstratives Desinteresse sind für mich die einzig angemessene Antwort auf den Versuch, Hass zu schüren“, so Ahrens. So sehe das auch das Flensburger „Forum der Religionen“, dem auch von muslimischer Seite der Wunsch übermittelt wurde, möglichst wenig Aufmerksamkeit auf die Veranstaltung zu lenken. Das Forum der Religionen ist eine unabhängige Gruppe von Vertreterinnen und Vertreter der einzelnen Kirchen- und Religionsgemeinden in Flensburg. Das Ziel ist, durch persönliches Kennenlernen von Andersgläubigen, eine Glaubensfamilie in Flensburg zu bilden.

„Selbstverständlich kann man – wie zu jeder anderen Religion auch – Fragen haben. Es ist immer richtig, diese anzusprechen“, meint Ahrens. „Aber immer im Dialog. So haben wir es bisher gehalten und wollen das auch weiterhin respektvoll und friedlich tun.“ Deshalb lädt das Forum bereits einen Tag eher, für Donnerstag von 14 bis 18 Uhr, zu einem Infostand auf dem Südermarkt ein. Dort werden Vertreter verschiedener religiöser Gemeinschaften für Gespräche bereit stehen.

Stürzenberger wegen Volksverhetzung angeklagt

Michael Stürzenberger hatte für Freitag einen Auftritt in Flensburg angekündigt. Sein Geschäftsmodell ist Kritik am sogenannten „politischen Islam“, mit der er zurzeit durch Deutschland tourt. Stürzenberger bezeichnete wiederholt den Islam als „Krebsgeschwür“ und kritisiert „die frauenunterdrückenden, homosexuellenablehnenden und judenfeindlichen Elemente des Politischen Islams“. Bei seiner Kundgebung sollen auch die Islam-Aussteiger Kian Kermanshahi und Irfan Peci sprechen.

Der ehemalige CSU-Pressesprecher sieht seine stundenlangen Auftritte als „Aufklärung“. Kritiker werfen Stürzenberger allerdings vor, Religionskritik nicht sauber von menschenfeindlichen, antimuslimischen Parolen zu trennen. Stürzenberger selbst betont, er differenziere „zu den vielen friedlichen, demokratisch gesonnenen und modern eingestellten Moslems“.

Mehrfach stand er jedoch wegen Volksverhetzung vor Gericht und wurde dafür zuletzt in Hamburg zu sechs Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt. Dem Angeklagten sei es darum gegangen, Ängste und negative Emotionen seiner Zuhörerinnen und Zuhörer zu wecken und Feindschaft gegen Muslime und Geflüchtete zu schüren, so Dr. Kai Wantzen vom hanseatischen Oberlandesgericht. „Die Beteuerung des Angeklagten, er habe sich nicht gegen den Islam an sich und dessen Anhänger gerichtet, sondern beziehe sich nur auf den ,politischen‘ oder extremistischen Teil des Islams, sei vorgeschoben, wie sich an der Rede zeige.“ Diese sei durchzogen von Äußerungen, die den Islam und seine Anhänger in ihrer Gesamtheit als einen Teil der Bevölkerung und eine Religion erscheinen lassen, gegen die es sich zur Wehr zu setzen gelte und dessen Werte und Anschauungen verachtungswürdig und eine Gefahr seien. 

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