Tourismusumfrage der FTG

Angst vor Versyltung: Daran stören sich die Föhrer am meisten - eine Hitliste

Angst vor Versyltung: Daran stören sich die Föhrer am meisten - eine Hitliste

Föhr: Angst vor Versyltung

SHZ
Föhr
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So voll ist Föhr im Sommer. Für viele Einheimische ist das zu viel. Foto: Lisa Bohlander Foto: 90037

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Zu viele Zweitwohnungen, zu wenig Gastro, zu viele Gäste, zu wenig Fährfahrten – diese und viele weitere Punkte bemängeln die Insulaner in der Einwohnerbefragung der FTG. Eine Hitliste.

Von der Einwohnerbefragung zur Tourismusakzeptanz, die die Föhr Tourismus GmbH (FTG) im Rahmen einer studentischen Masterarbeit durchgeführt hat, liegen nun erste Zwischenergebnisse vor. Die Antworten zur Frage „Gibt es noch Themen, bei denen Sie Handlungsbedarf sehen?“ sind online einsehbar. Und schon ein kurzer Blick auf die Liste zeigt, wo bei den Insulanern der Schuh drückt.

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Fahrradwege und -fahrer haben das größte Nerv-Potenzial

Unangefochtener Spitzenreiter ist dabei die „Fahrrad-Situation" auf Föhr, wurden das Verhalten der Radfahrer sowie der Zustand der Radwege doch über hundert Mal kritisiert.

„Verstärkter Radwegebau wäre enorm wichtig, damit Gäste ohne Auto anreisen können“, lautet eine Anmerkung dazu. Grundsätzlich müsse der Fahrradverkehr besser geregelt werden, auch um Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer gewährleisten zu können – insbesondere in Nieblum. Im Sommer sei dieser nämlich „eine Katastrophe“.


Es müsse mehr Wege geben, bestandene gelte es zu sanieren und zu verbreitern, da sind sich die Befragten einig. Neben den Wegen wird jedoch auch das Verhalten der Radfahrer, insbesondere der Gäste, angesprochen. So lautet ein Vorschlag, beim Verleih von Drahteseln einfach mal „einen Flyer mit Verkehrsregeln und -Schildern“ auszugeben.

Bei all der Kritik gibt es jedoch auch eine gute Nachricht: Die Inselpolitik ist derzeit mit Erstellung eines Radwegekonzeptes beschäftigt.

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Bloß keine „Syltähnlichen Verhältnisse“

Auf Platz zwei der Problem-Liste steht der Wohnraum. Auch hier spaltet sich die Kritik. Die einen fordern mehr bezahlbaren Wohnraum, die anderen eine Reduktion beziehungsweise ein „Verbot von Zweitwohnsitzen“. Ein Insulaner geht sogar soweit, den Zuzug zu reduzieren: „Zuzug auf die Insel generell begrenzen! Wir Friesen sind keine Deutschen, warum lasst ihr uns nicht einfach in Ruhe“, heißt es da.

„Zweitwohnungen sind das größte Problem, die bringen gar keine Einnahmen und führen in der Hochsaison zu zu viel Personen auf Föhr. Dann doch lieber Ferienwohnraum, da kommt noch Geld in die Kasse“, schreibt ein anderer.


Und dann wird noch angemerkt, dass die Förderung des Dauerwohnraumes nicht zu einer weiteren Flächenversiegelung führen dürfe. Viel mehr bedürfe es eines Konzeptes, bereits bestehenden, touristisch genutzten Wohnraum in Dauerwohnraum zu überführen.

„Absurde Immobilienpreise“

In diesem Zusammenhang fürchten die Föhrer noch etwas: Die Versyltung. Die Nachbarinsel wird immer wieder als Negativbeispiel genannt, herrschten dort doch Zustände, die Föhr eine Warnung sein sollten. So wird der „Immobilienverkauf an Nichtinsulaner zum Zwecke der Vermietung“ – der Ausverkauf der Insel – kritisiert. „In unserer Straße stehen 30 Häuser, davon sind nur vier dauerbewohnt. Derart absurde Immobilienpreise, die dazu führen, dass wir Insulaner uns das Leben auf der Insel nicht mehr leisten können. Sylt sollte uns eine Warnung sein“, schreibt ein Teilnehmer an der Befragung. Föhr würde zunehmend zum „Sylt-Double“, heißt es an anderer Stelle – nicht nur was den Wohnraum anbelange. Es sei zu voll, zu laut, zu viel; die Stimmung würde immer aggressiver.

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Ebenfalls häufig gefordert wurde ein Baustopp für Hotels: Weitere Bettenburgen brauche die Insel nicht, finden die Einheimischen.

Besserer Ausbau von ÖPNV und Straßen

Dem Wohnraum sind ÖPNV und Autoverkehr sowie Straßeninfrastruktur dicht auf den Fersen. Auch hier gibt es unterschiedliche Punkte, die bemängelt werden. Aber der Reihe nach. Was den ÖPNV angeht ist die Kritik der Einheimischen leicht zusammenzufassen: Bessere und mehr Busverbindungen, „vor allem auch außerhalb der Saison“; außerdem müsse Föhr-Land besser angeschlossen werden.

Was den Straßenverkehr sowie -ausbau anbelangt gibt es verschiedene Aspekte, die den Insulanern auf dem Herzen liegen. Zum einen seien zu viele Gäste mit Auto auf der Insel, zum anderen handele es sich bei denen zu allem Überfluss zuhauf um „Touristen die keine Ahnung vom Straßenverkehr haben“. „Es muss dringend eine Regelung geschaffen werden, um diese Situation zu verbessern. Es besteht Lebensgefahr, so wie die Touristen hier fahren“. Außerdem müssten die Straßen saniert werden.

Dicht dahinter: Nachhaltigkeit – Umweltschutz müsse auf der Insel, die doch mitten im Weltnaturerbe Wattenmeer gelegen ist, groß geschrieben werden. In allen Bereichen. Der Schwerpunkt sollte auf „grünen, mit der Umwelt verträglichen Tourismus“ gelegt werden.

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Nicht nur Urlauber, auch Insulaner kritisieren die Gastronomie

Eine Sache, die offenbar nicht nur Urlaubern in diesem Jahr negativ aufgestoßen ist, ist das gastronomische Angebot auf Föhr. Denn davon gebe es zu wenig – sowohl was die Kapazitäten der bestehenden Lokalitäten als auch das Angebot allgemein angehe, sehen viele Insulaner Verbesserungsbedarf.

Dabei wird jedoch auch auf die Bedarfe der Gastronomen eingegangen: „Unterstützung der Gastronomie hinsichtlich ihrer Probleme, Personal auf die Insel zu bekommen“, fordert jemand.

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Ebenfalls in die Top Ten der Problem-Liste schafft es der beste Freund des Menschen: Man brauche einerseits mehr Platz und Auslaufflächen für Hunde, andererseits müssten die bestehenden Abschnitte am Strand, an denen Hunde erlaubt sind, besser ausgeschildert werden.

Grundsätzlich liegt der Ursprung des Übels hier jedoch nicht bei den Vierbeinern, sondern ihren Besitzern. Schließlich seien die es, die es versäumen ihre Tiere anzuleinen, den Hundekot zu entfernen oder sich uneinsichtig zeigen, wie aus der Befragung hervorgeht.

Veranstaltungen nur für Föhrer

Handlungsbedarf sehen Föhrer auch, was das Angebot für Jugendliche auf der Insel angeht. Dieses sei schlicht nicht ausreichend.

Und auch die Wyker Dampfschiffs-Reederei beziehungsweise die Anbindung ans Festland ist einigen Einheimischen ein Dorn im Auge. So solle der Fährverkehr für Insulaner und hier Arbeitende vergünstigt und die Fährverbindungen verbessert werden. Jemand anders wünscht eine „Alternative zur WDR-Fähre“.

Nicht ganz so häufig, aber doch mehrfach angesprochen wurde außerdem die medizinische Versorgung inklusive der geschlossenen Geburtenstation auf der Insel. Außerdem mangle es an Barrierefreiheit.

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Uneinig waren sich die Einheimischen, was das Nachtleben angeht: Für die einen ist es aufgrund mangelnder Möglichkeiten eine Katastrophe; für andere besteht die Katastrophe in der nächtlichen Lärmbelästigung durch Feierwütige.

Deutlich wird: Die Einheimischen wünschen sich, dass ihre Probleme ernstgenommen werden und, dass das Wohl der Gäste, so abhängig man auch vom Tourismus sein mag, nicht über dem der Föhrer steht.

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