Abstandsregeln gelten weiter

Auch nach Lockerungen ist in den Kirchen Südtonderns oft zu wenig Platz für Besucher

Auch nach Lockerungen ist in den Kirchen Südtonderns oft zu wenig Platz für Besucher

Auch nach Lockerungen ist in den Kirchen Südtonderns oft zu wenig Platz für Besucher

SHZ
Südtondern
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Große Kirche, kleines Dorf: In der Rimberti-Kirche in Horsbüll ist im Gegensatz zu anderen Gotteshäusern im nördlichen Nordfriesland genügend Platz für Besucher. Foto: 90037

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Keine Beschränkungen mehr für Besucherzahlen in den Kirchen, das klingt erstmal gut. Doch weiterhin dürfen nur 50 Prozent der Plätze belegt werden – zu wenig, wenn wie jetzt Konfirmationen und Konzerte anstehen.

Auf den ersten Blick liest es sich gut: Seit Montag sind laut der neuen Corona-Landesverordnung die Beschränkungen für die Besucherzahlen in Kirchen aufgehoben. Besonders die Familien, die demnächst die verschobenen Konfirmationen feiern werden, haben nun Hoffnung geschöpft, diese Gottesdienste doch noch in größeren Gruppen besuchen zu können.

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Bei Chören und andere Kulturschaffenden ist Vorfreude auf wieder gut besuchte Kirchenkonzerte aufgekommen. Doch diese Hoffnungen werden – weiterhin Corona bedingt – enttäuscht.

„Denn die Wahrheit liegt im Detail“, sagt Dr. Christian Anders Winter, Pastor der evangelisch lutherischen Kirchengemeinde Niebüll. Denn weiter würden Abstandsregeln gelten. „Die entscheidende Beschränkung kommt durch die Auflage, maximal 50 Prozent der verfügbaren Plätze zu belegen“, sagt Pastor Winter.


Für die drei anstehenden Konfirmationen sei daher Rechnen und ein „fröhliches Chaos“ angesagt. Für die Feierstunde mit 13 Konfirmanden würden unterm Strich jeweils zehn Plätze in der Christuskirche herauskommen. „Für die Sicherheit der Kirchenbesucher rechnen wir aber gerne, schließlich kommen dafür meistens Familienmitglieder aus ganz Deutschland zusammen“, sagt Pastor Winter.

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Eine Verbesserung gebe es aber mit Blick auf die Gesamtbelegung. Durften bisher 100 Gäste zu Gottesdiensten kommen, so sind es nun knapp 150. Mit den 100 sei die Gemeinde bei normalen Gottesdiensten schon gut zurecht gekommen. Stünden Taufen oder eine große Beerdigung an, werde es auch nach den neuen Corona-Regeln knapp.


Das bestätigt Pastor Peter Janke von der Kirchengemeinde St. Willehad in Leck, der in seiner Gemeinde derzeit einen großen Andrang bei den Taufen verzeichnet. „Auch Sonntag habe ich zwei Taufen. Die finden im Anschluss in einem weiteren Gottesdienst statt, da es sonst zu eng wird in der Kirche“, sagt Peter Janke.

Eine Erleichterung bringe die neue Landesverordnung durch die neue Lockerung, nach der sich 25 Mitglieder einer Familie ohne Abstandsregeln treffen können, Geimpfte und unter 14-Jährige nicht mitgezählt. So eine Gruppe könne nun auch in der Kirche ohne Abstand zusammen gesetzt werden.

Interesse an Gottesdiensten steigt wieder

An Gottesdiensten in der St. Willehad-Kirche könnten auch nach den neuen Regeln nur rund 60 Besucher teilnehmen – und das bei wieder steigendem Interesse an den Gottesdiensten. Dafür nennt Peter Janke zwei Gründe: „Immer mehr Menschen sind geimpft – und es darf, wenn auch mit Maske, wieder gesungen werden. Ohne Singen gibt es für viele keine Gottesdienst-Stimmung.“

Eng kalkuliert werden müsse auch in dieser Gemeinde bei den Konfirmationen. Daher ist für die Konfirmation am kommenden Sonntag in Achtrup ein Open-Air-Gottesdienst geplant.

In größter Gemeinde steht die kleinste Kirche

Rechnen muss Pastor Gerald Rohrmann gleich für vier Kirchen. Denn er ist für die Gottesdienste in Klanxbüll, Neugalmsbüll, Emmelsbüll und Horsbüll zuständig. Ungünstigerweise steht in der größten Gemeinde Klanxbüll die kleinste Kirche, in die auch nach der neuen Verordnung nur maximal 50 Besucher eingelassen werden dürfen.

„Bei den großen Kirchen in Horsbüll und Emmelsbüll haben wir dagegen gar keine Probleme mit den Besucherbeschränkungen, dort gibt es ausreichend Platz, dort sind auch keine Anmeldungen erforderlich“, sagt Gerald Rohrmann.


Eine positive Wirkung der Lockerungen sind für den Pastor, „dass man wieder in Konzerten denken kann, dass Chöre wieder in den Kirchen proben können“. Das gilt für seine Vier-Büll-Gemeinde vor allem für den überregional bekannten Gospel- und Pop-Chor Joyful Voices, dessen gesangliches Zuhause die Emmelbüller Rimberti-Kirche ist.

Beim Thema Kirchenkonzert blicken auch die Verantwortlichen der Niebüller Gemeinde gespannt auf die Corona-Entwicklungen. Denn dort soll vom 5. bis zum 26. September der erste Internationale Niebüller Orgelherbst stattfinden


Ganz unterschiedliche Werke werden in vier Konzerten präsentiert – von den „Champagnerklängen“ mit Werken von Bach, Boely, Dubois, Gigout und Michael Matthes aus Paris an der Orgel über die „Deutsch-dänische Freundschaft“ und „Unerhörtes – besinnlich und virtuos“ bis zu den „Nordseebildern“ mit Werken von Scheidt, Bach, Mendelssohn, Strauss und der Uraufführung der 33. Orgelsymphonie „Die Friesische“ mit Hartmut Siebmanns aus Niebüll an der Orgel.

„Was bis dahin geht oder schon wieder nicht mehr geht, wissen wir nicht. Dennoch freuen wir uns auf diese besondere Konzertreihe“, sagt Pastor Winter. „Wir haben durch diese Pandemie gelernt, zweigleisig zu planen und den Dingen einfach gelassener entgegen zu sehen“, sagt auch Peter Janke.

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Leitartikel

Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
„Zusammenhalt: Es geht noch viel mehr in Nordschleswig“