Leitartikel

„Zusammenhalt: Es geht noch viel mehr in Nordschleswig“

Zusammenhalt: Es geht noch viel mehr in Nordschleswig

Zusammenhalt: Es geht noch viel mehr in Nordschleswig

Nordschleswig/Sønderjylland
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Tröpfchenweise: Geht es bitte nicht etwas schneller mit der Zusammenarbeit in unserer Region? Die Möglichkeiten der Kooperationen sind noch lange nicht ausgeschöpft, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Wer kann schon auf Anhieb darauf antworten, in welchen Bereichen die vier Kommunen in Nordschleswig zusammenarbeiten? Oder wann zuletzt gemeinsame Visionen für Nordschleswig präsentiert worden sind? Dabei würde der Landesteil von einem kommunalen Schwur der vier Musketiere (lies: Bürgermeister) profitieren können.

Kürzlich trafen sich die Spitzen aus Politik und Verwaltung im Grenz-Dreieck – Apenrade (Aabenraa), Sonderburg (Sønderborg) und Flensburg (Flensborg) –, um gemeinsame Themen zu diskutieren. Doch auch hier fehlt die Dynamik – es ist seit 2009 eine Klönschnack-Runde, die nicht wirklich etwas bewegt, es aber könnte.

Der Sonderburger Politiker Stephan Kleinschmidt von der Schleswigschen Partei fordert eine engere und konkretere Zusammenarbeit. Allerdings sollte dies nicht nur für das Grenz-Dreieck gelten, sondern für ganz Nordschleswig. Es geht viel zu langsam mit der gemeinsamen Kooperation, die nur tröpfchenweise zustande kommt.

Seit Kurzem arbeiten alle vier Kommunen bei der Anschaffung von IT zusammen, und im September findet erstmals eine gemeinsame Zuzüglermesse statt. Auch im Bildungsbereich, bei der Bereitschaft und bei den Beschäftigungsmaßnahmen gibt es Kooperationen. Aber es darf gerne viel mehr sein, um den Landesteil zu stärken und noch effizienter mit dem Steuergeld umzugehen.

Ansonsten scheint jeder von sich selbst überzeugt zu sein und hält sich daher mit gemeinsamen Visionen zurück. Nur so kann man die Worte von Apenrades Bürgermeister Jan Riber Jakobsen deuten, der bei dem jüngsten Grenz-Treffen über die Vorzüglichkeiten der grünen Umstellung in seiner Kommune berichtete. Davon können sich Sonderburg und Flensburg inspirieren lassen, so der konservative Bürgermeister.

Aber wie wäre es umgekehrt? Sonderburg hat mit dem Project Zero bereits seit 2007 eine grüne Tagesordnung, bei der vor allem die Bürgerinnen und Bürger sowie die Unternehmen einbezogen worden sind. Sonderburg versucht vereint und lokal, klimaneutral zu werden. Apenrade stellt Grünflächen für nachhaltige Projekte zur Verfügung und hat damit Erfolg.

Beides ist gut und richtig, aber warum hat Nordschleswig keine gemeinsame Klimapolitik? Keine gemeinsame Wirtschaftspolitik? Keine gemeinsame Sprachenpolitik, um zum Beispiel Deutsch zu fördern? Keine gemeinsame Vision für die Entwicklung des Landesteils.

Stephan Kleinschmidt trifft den Nagel auf den Kopf, wenn er mehr Mut fordert. Gemeinsame Projekte können Nordschleswig zusammenwachsen lassen und für die Zukunft stärken. 

Es sollte kein Wettbewerb zwischen Apenrade, Sonderburg, Tondern und Hadersleben sein, sondern wir stehen in der Region ganz anderen Kräften gegenüber, wenn Unternehmen sich aus Nordschleswig zurückziehen oder erst gar nicht ansiedeln, und wenn unsere jungen Menschen nach ihrem Studium in den großen Städten nicht wieder zurückkehren.

Nordschleswig muss besser, schlauer, kreativer, attraktiver und schneller sein als andere Regionen im Lande. Das bekommen wir nur gemeinsam hin – und wenn wir mutig sind.    

 

 

 

 

 

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