Sturm Zeynep

„Baum gegen Haus“ - Unterwegs mit der Kieler Feuerwehr im Orkantief

„Baum gegen Haus“ - Unterwegs mit der Kieler Feuerwehr im Orkantief

„Baum gegen Haus“ - Unterwegs mit der Kieler Feuerwehr im Orkantief

SHZ
Kiel
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Der Freiwilligen Feuerwehr Kiel-Russee war in der Nacht des Orkantiefs im Einsatz. Foto: Axel Heimken Foto: 90037

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Sturmtief „Zeynep“ tobt über Schleswig-Holstein. In Kiel rückt die Feuerwehr zu zahlreichen Einsätzen aus. Auch für die Freiwillige Feuerwehr im Stadtteil Russee gibt es einiges zu tun.

Fast zeitgleich schrillen die Pieper der Feuerwehrleute. „Baum gegen Haus“ lautet die Einsatzmeldung der Feuerwehrleitstelle. Auch im Kieler Stadtteil Russee hält Orkantief „Zeynep“ am späten Freitagabend die Feuerwehr auf Trab.

Für Kiel meldete der Deutsche Wetterdienst (DWD) für diese Zeit Wind der Stärke 10, für Böen gab es keine Angaben. Im Feuerwehrgerätehaus herrscht Betrieb, binnen Minuten nach der Meldung düsen mehrere Feuerwehrfahrzeuge unter Blaulicht durch die Stadt.„30 Feuerwehrleute sind in Bereitschaft“, sagt Wehrführer Arne Beeck.

Etwa 75 Kameraden sind in der Russeer Feuerwehr aktiv. Seit 24 Jahren engagiert sich der 42-Jährige dort. Stürme hat er in dieser Zeit viele erlebt. „Bis jetzt haben wir immer Glück gehabt“, sagt der Bauingenieur. Schlimmere Verletzungen seiner Kameraden seien in den vergangenen Jahre ausgeblieben.

Beschädigtes Dach

Wenige Minuten nach dem Alarm erreichen die Kieler Einsatzkräfte den Ort des Geschehens. Ein großer Baum ist vom heftigen Wind des Orkantiefs umgekippt worden, liegt nun im Vorgarten eines Hauses. Beim Fallen hat er das Dach aber etwas beschädigt. Die Bewohner blieben unverletzt. Mit Motorsägen sorgen die Feuerwehrleute dafür, dass von den Ästen keine weitere Gefahr für das Haus ausgeht. „Das wird ein Fall für den Gärtner“, sagt der Wehrführer.


Wenig später geht es zurück auf die Wache. Doch die Pause währt nur kurz, schon kommt der nächste Alarm: „Baum droht zu fallen“. Bei einer Bushaltestelle hat der Sturm einen Haum in mächtige Schräglage gebracht. Er ragt nun über den Rad- und Fußweg und ist damit eine Gefahr. In diesem Fall kommen die Kettensägen wieder zum Einsatz.

44 sturmbedingte Einsätze

Bis Mitternacht wurde die Kieler Feuerwehr am Freitag den Angaben zufolge zu 44 wetterbedingten Einätzen alarmiert. „Dabei ging es glücklicherweise in allen Fällen nur um Sachschäden.“ Überwiegend mussten Einsatzkräfte wie die 30 ehrenamtlichen Feuerwehrleute aus Russee umgestürzte Bäume von Straßen entfernen oder lose Fassadenteile an Gebäuden sichern.

Christoph Pries: Seit 1987 in der Feuerwehr

Im Feuerwehrgerätehaus Russee bereitet sich am Abend auch Christoph Pries auf den nächsten Einsatz vor. Der 61-Jährige ist bereits seit 1987 in der Feuerwehr, hat so manchen Sturm mitgemacht. „Nicht mit Angst, aber mit gehörigem Respekt“ gehe er solche Einsätze an.


Am schlimmsten ist ihm ein Orkan Ende der 80er Jahre in Erinnerung, als die Bäume im August noch voller Blätter waren. „Da hat alles flach gelegen.“ Ohne die Unterstützung der Familien und oftmals auch der Arbeitgeber sei die Arbeit für freiwillige Feuerwehrleute nicht möglich, sagt Pries.

Ein weiter Einsatz führt die Russeer Feuerwehr in den Nachbarstadtteil Hammer. Dort wurde ein großer Baum entwurzelt und hängt nun schräg über dem Fußweg in anderen Bäumen. Feuerwehrmann Christoph Middendorf bringt die Motorsäge mehrfach zum Einsatz, andere Kameraden versuchen den Baum mit einem Seil gemeinsam herunterzureißen, damit von ihm keine Gefahr mehr für Fußgänger ausgeht. „Feuerwehr ist Improvisation“, sagt Middendorf. Wenig später haben die Feuerwehrleute auch das geschafft.

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Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
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