Stromversorgung

Blackout und Krisenstab: Warum die Stadtwerke SH trotzdem gelassen bleiben

Blackout und Krisenstab: Warum die Stadtwerke SH trotzdem gelassen bleiben

Warum die Stadtwerke SH trotzdem gelassen bleiben

Gernot Kühl/shz.de
Eckernförde
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Was passiert, wenn der Strom abgeschaltet werden muss oder ausfällt? Die Stadtwerke SH haben mit den Städten Eckernförde, Schleswig und Rendsburg einen Krisenstab, um in einem solchen unwahrscheinlichen Fall sofort reagieren zu können.   Foto: Gernot Kühl

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Blackout. Dieses düstere Wort geistert seit Wochen durch die Republik und ist natürlich auch in Eckernförde ein großes Thema. Zumindest theoretisch.

Denn ob es jemals einen Blackout, sprich Zusammenbruch von Versorgungssystemen geben wird, weiß kein Mensch. Auch Wolfgang Schoofs nicht. Und der würde es als einer der Ersten wissen.

Vorsicht besser als Katzenjammer

Was der Geschäftsführer der Stadtwerke SH mit den drei angeschlossenen Stadtwerken Schleswig, Rendsburg und Eckernförde allerdings weiß, ist, dass man besser vorher dran denkt und sich für einen möglichen Ausfall der Strom-, Gas- oder Wasserversorgung wappnet, statt sich davon überrumpeln zu lassen.

Gefahr eines Blackouts „äußerst unwahrscheinlich“

Nach übereinstimmender Einschätzung von Experten sei die Gefahr eines Blackouts grundsätzlich nicht auszuschließen, allerdings „äußerst unwahrscheinlich“, wie jetzt das Bundesamt für Bevölkerung und Katastrophenschutz (BBK) verdeutlichte. Wolfgang Schoofs sieht derzeit „nicht die Gefahr eines Blackouts“. Man müsse sich dennoch auf alle Eventualitäten vorbereiten. Zu diesem Zweck hätten die Stadtwerke SH deshalb Mitte des Jahres einen Krisenstab mit den Verantwortlichen der Städte Eckernförde, Schleswig und Rendsburg gebildet. Die Planung sieht weitaus mehr vor, als die ohnehin vorgeschriebene Ausstattung mit Notstromaggregaten für all jene Versorger, Einrichtungen und Betriebe, die zur kritischen Infrastruktur zählen. Die Versorgung der Bevölkerung mit Strom, Gas und Wasser gehört dazu.

In Sachen Gasversorgung sieht Schoofs die geringeren Probleme: Die Gasspeicher seien zu 100 Prozent gefüllt, das erste LNG-Terminal in Wilhelmshaven steht, das zweite in Brunsbüttel folgt und die Verbraucher im Bereich der Stadtwerke SH hätten „massiv Gas gespart“ - etwa 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auf absehbare Zeit dürfte genügend Gas verfügbar sein, so dass die vielfach verkauften elektrischen Heizgeräte nicht zum Einsatz kommen müssten. Es hänge allerdings auch von der Witterung im Winter ab: „Bei einem milden Winter ist die Chance sehr groß, dass wir alle gut durch den Winter kommen.“

Stromversorgung hängt wesentlich von der Netzstabilität ab

Anders beurteilt der Stadtwerke-Chef die Lage bei der Stromversorgung, weil sich dort mehrere Szenarien überlagern. Zum einen sei Frankreich wegen der störungsbedingten Abschaltung mehrerer Atomkraftwerke auf Importstrom auch aus Deutschland angewiesen, zum anderen müsse das Stromnetz mit einer Frequenz von 50 Hertz nicht nur in Deutschland stabil gehalten werden, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Schwankungen könnten zu Stromausfällen führen, erläutert Schoofs.

Windkraft- und Solaranlagen liefern nicht auf Knopfdruck

Einmal abgesehen von der Klimafrage könnten Gas- und Kohlekraftwerke den benötigten Strom ebenso wie Atomkraftwerke sozusagen auf Knopfdruck liefern, Windkraftwerke und Solaranlagen hingegen nur dann, wenn der Wind weht und die Sonne scheint. An einem Tag wie dem 21. November beispielsweise würde die Energieausbeute bei Weitem nicht reichen, an anderen Tagen müssten die Anlagen abgeregelt werden, um eine Überlastung des Stromnetzes zu verhindern. Die Sicherstellung der Netzstabilität auf Basis verschiedener Einspeisequellen ist für die großen Energieerzeuger und für die Übertragungsnetzbetreiber die vordringlichste Aufgabe, um Stromausfälle zu vermeiden.

Krisenstab mit den Städten Eckernförde, Schleswig und Rendsburg

Um sich vor Ort mit den Kommunen abzustimmen, haben die Stadtwerke SH einen Krisenstab eingerichtet. Ursprünglicher Ansatz war die Gasmangellage nach der Reduzierung der Lieferungen aus Russland, sagt Wolfgang Schoofs, jetzt geht es auch um die Stromversorgung.

Vorwarnzeit von nur 15 Minuten - dann muss entschieden werden

Was tun, wenn der Strom ausfällt? Die Stadtwerke und die Städte wissen, was wann zu tun ist. Die Vorwarnzeit ist mit 15 Minuten allerdings sehr kurz, schnelle Entscheidungen und eine entsprechend gute Vorbereitung sind gefragt. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), bei dem die Stadtwerke SH Mitglied sind, hat dafür einen Leitfaden, eine sogenannte Kaskade, für die Energieversorger und Netzbetreiber erarbeitet.

Wellenbad, Schulen und eventuell produzierendes Gewerbe im Fokus

Beispiel: Wenn die Stadtwerke SH in Eckernförde aufgrund äußerer Umstände auf die Schnelle zwei Megawatt (MW, zwei Millionen Watt) Leistung und damit gut ein Zehntel der Maximalleistung von 18 MW einsparen müssten, werden in der Zentrale im Bornbrook Entscheidungen getroffen, welche Verbraucher als erste vom Netz genommen werden: Schoofs nennt beispielsweise das Meerwasserwellenbad, die Schulen und eventuell Betriebe des produzierenden Gewerbes. Die Maximalleistung bezeichnet die Leistung, die kurzfristig an einem Tag von allen Verbrauchern im Versorgungsgebiet gleichzeitig genutzt wird. In Eckernförde sind es 18 Megawatt, in Schleswig 20 MW und in Rendsburg 26 MW.

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