Corona-Einschränkungen

Demo? Was war da auf dem Niebüller Rathausplatz los?

Demo? Was war da auf dem Niebüller Rathausplatz los?

Demo? Was war da auf dem Niebüller Rathausplatz los?

SHZ
Niebüll
Zuletzt aktualisiert um:
Am Montagabend trafen sich in Niebülls Zentrum Bürger, um ihren Protest gegen Corona-Maßnahmen zum Ausdruck zu bringen. Foto: Arndt Prenzel / SHZ

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Bis zu 140 Menschen sollen sich am Montagabend im Niebüller Zentrum getummelt haben, sagen Teilnehmer des stillen Protests. Die Polizei hält diese Zahl für zu hoch.

In vielen Städten Norddeutschlands fanden am Montag Proteste gegen Corona-Maßnahmen statt, in Hamburg protestierten mehrere tausend Teilnehmer unter dem Motto „Das Maß ist voll – Hände weg von unseren Kindern“ etwa gegen eine mögliche Impfpflicht.

Weiterlesen: Impfaktionen in Risum-Lindholm und Leck: Großer Andrang und warum einige nur ungern kamen

Die Demo-Welle ist längst auch in Nordfriesland angekommen. Inzwischen protestieren Bürger jeden Montagabend auf dem Niebüller Rathausplatz. Sie verhalten sich still, sprechen nur untereinander. Es sind Junge, Ältere, Kinder und Familien darunter. „Wir sind keine Corona-Leugner", macht Kathrin Andresen aus Niebüll klar. Und es gebe vor Ort keine Initiatoren; es fänden deutschlandweit Bürger-Spaziergänge mit Friedenslichtern statt.

„Wir sind eine bunte Mischung“, sagt eine Teilnehmerin aus Deezbüll, die nicht genannt sein will. Sie wollen keine randständigen Außenseiter sein. Darunter sind Berufsgruppen wie Handwerker, Gewerbetreibende und Angestellte oder aber Heilpraktiker. Grundsätzlich gehe es gegen „die Einschränkungen“.

Distanzierung

„Dagegen sind viele. Es sind Geimpfte, Ungeimpfte und Leute, die eine andere Meinung haben“, sagt eine Teilnehmerin der Demo. Sie möchte nicht mit sogenannten Querdenkern in einen Topf geworfen werden. Sie sei zufällig dazu geraten, habe gefragt, was hier passiert. Seitdem ist sie montags dabei, berichtet die Frau

„Es werden immer mehr“, meint sie. „Das ist ja auch kein Wunder, da die Maßnahmen immer strenger werden.“ Waren es am Anfang 50 Teilnehmer, dann 80 Bürger, so sind es am vergangenen Montag 140 Menschen. „Wir haben durchgezählt", so Kathrin Andresen.

Weiterlesen: Corona-Piks mit Moderna: Unter 30-Jährige zwischen Stiko-Empfehlung und Eigenverantwortung

„Ich teile die Bedenken gegen die vielen Maßnahmen“, erzählt eine andere Teilnehmerin. Geimpft sei sie nicht. „Das bleibt ja jedem selbst überlassen.“ Die schnelle und globale Verbreitung von Falschinformationen sieht sie kritisch.

Kerzen und Spruchtafeln

Andere Teilnehmer der Demo haben Kerzen, Lichter und Spruchtafeln mitgebracht. Diese werden am Ende der Veranstaltung am Rathaus abgestellt. Die Mitarbeiter des Bauhofes entsorgen dies regelmäßig. Auf den Schildern stehen Sprüche wie „Mich impft niemand“ oder „Menschen suchen Nähe.“


Ein älterer Mann meint dazu: „Es geht hier um den Zusammenhalt. Wir wollen deutlich machen, dass es auch eine andere Meinung gibt.“ Das Zusammengehörigkeitsgefühl sei eine Triebfeder der Versammlungen. Und das Gefühl, nicht allein zu sein, sich gezeigt zu haben. „Diese Treffen tun mir gut.“

Beweggründe

Die Debatte um eine allgemeine Impfpflicht und die Sorge um mögliche Folgen der Impfungen bei Kindern haben den stillen Protest aufflammen lassen, auch in der Kleinstadt. Die kleine Versammlung endete wie immer friedlich. Das alte Volkslied „Die Gedanken sind frei“ wurde wie auf anderen Demos dagegen lautstark gesungen.

Seltsame Andeutung

In einer kurzen Rede wies ein Sprecher darauf hin, dass es auch andere Formen des Widerstands geben könne. Nicht ausgeführt wurde, was damit gemeint sein könnte. Kathrin Andresen entgegnete dem aus Fahretoft angereisten Bürger in einer Gegenrede daraufhin, dass der friedliche Charakter der Veranstaltung gewahrt bleiben solle. Allenfalls wolle man in Zukunft bei einer wachsenden Menge der Menschen Spaziergänge in die Hauptstraße unternehmen.

Die Polizei vermeldet „keine besonderen Vorkommnisse“, schätzt die Zahl der Teilnehmer aber deutlich geringer ein. „Da waren vermutlich noch Besucher des Weihnachtsmarktes dabei“, sagt der Niebüller Polizeichef Michael Schwartz.

Weiterlesen: An diesen Kitas und Schulen wurden Kinder positiv auf Corona getestet

Das Ordnungsamt sieht die Notwendigkeit einer Anmeldung dieser Veranstaltung nicht. „Diese Treffen sind keine Demonstration, für die der Kreis zuständig wäre. Es wird nicht gegen etwas demonstriert“, so eine Mitarbeiterin des Amtes Südtondern.

Hauptsache Abstand

Laut der Handzettel gehe es „für Geimpfte und Ungeimpfte“ gegen die Spaltung der Gesellschaft, für den Zusammenhalt und die Solidarität der Menschen unter dem Motto „Wir haben uns lieb“. „Solange genügend Abstand gehalten wird, können sich die Bürger ohne weiteres treffen“, heißt es vom Amt.

Es gibt auch Bürger, die sich angesichts des Protestes Sorgen machen. Sie habe „mit Entsetzen“ von der Demo in Niebüll gehört, äußert eine Frau aus Südtondern gegenüber shz.de. Auch wenn es friedlich zugegangen sei – sie habe die Sorge, dass die Zusammenkunft auch gewaltbereite Impfgegner anziehen könnte.

Mehr lesen