Mobilität

Schluss mit dem Direktzug von Flensburg nach Prag

Schluss mit dem Direktzug von Flensburg nach Prag

Schluss mit dem Direktzug von Flensburg nach Prag

Joachim Pohl/shz.de
Flensburg/Flensborg
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Lokführer Kai Nielsen
Lokführer Kai Nielsen kurz vor der Abfahrt im Flensburger Bahnhof. Auf deutschem Territorium steuert ein Lokführer der DB den Zug. Foto: Joachim Pohl/shz.de

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Die Deutsche Bahn stellt den Direktzug EC 175 ab 17. August ein – jedenfalls vorerst. Grund sind Bauarbeiten zwischen Hamburg und Berlin.

Er ist besonders bei Radtouristinnen und Radtouristen beliebt, die zum Beispiel den Elbe-Radweg fahren wollen oder aber gleich von Prag zunächst an der Moldau und später an der Elbe entlang. Doch auch Berlin-Reisende lieben den EC 175, kommt man mit ihm doch direkt von Flensburg an die Spree oder auch nach Dresden. Und er ist mittlerweile die einzige internationale Fernzug-Verbindung von und nach Flensburg: der EC 175 von Flensburg nach Prag oder der EC 174 in umgekehrter Richtung. Ohne Umsteigen, aber dafür mit Fahrrad-Stellplätzen.

Doch damit ist demnächst Schluss. Der EC 175 verlässt am 16. August um 8.46 Uhr zum letzten Mal die Förde in Richtung Moldau. „Die Bahn hat Flensburg einfach nicht auf dem Radar“, könnte jetzt die erste Reaktion sein, „wir werden hier vom Fernzugnetz abgehängt.“ Das stimmt ja auch, gerade mit Blick auf die Verbindungen nach Dänemark. Beim EC 174/175 liegt die Sache jedoch etwas anders.

Ohne Umsteigen nach Berlin

Grund für die Einstellung des Angebots ist nicht etwa fehlende Nachfrage – auch wenn der Zug auf dem Abschnitt Flensburg-Hamburg nicht gerade überfüllt ist. Die Bahn stellt den Betrieb des Zuges zwischen Flensburg und Berlin wegen der Bauarbeiten zwischen Hamburg und Berlin ein.

Ana Esteban und Andreas Struve sowie ihre Tochter Vivian Struve wissen das schon. „Ohne Umsteigen nach Berlin – ein Traum!“, seufzt Vivian, die ihr Fahrrad dabei hat. „Wir bedauern das außerordentlich“, sagt Andreas Struve. Er erinnert sich, dass es in den frühen 1990ern Jahren schon mal einen durchgehenden Zug nach Prag gegeben hat, den sie kurz nach der Wende auch genutzt hatten. Jetzt begleiten sie ihre Tochter nach Berlin – und hoffen sehr, dass der Zug nach Ende der Bauarbeiten wieder eingesetzt wird.

Ähnlich sehen es Julia Schleiermann und ihre Mutter Irina, die ebenfalls auf dem Weg nach Berlin sind. Sie finden die Einstellung des Zuges ebenfalls „sehr schade“ und weisen darauf hin, dass er zudem außerordentlich günstig sei. Auf ihrer Reise nach Berlin wollen sie diesmal den echten tschechischen Speisewagen ausprobieren. 

„Vom 16. August bis zum 14. Dezember 2024 führt die Deutsche Bahn umfassende Instandhaltungs- und Erneuerungsarbeiten auf der Strecke Hamburg-Berlin durch“, teilt die Pressestelle der Bahn in Hamburg mit. „Unter anderem werden mehr als 74 Kilometer Gleise und 100 Weichen zwischen Wittenberge und Ludwigslust sowie zwischen Hamburg und Büchen und rund um Hagenow-Land erneuert.“

Nur ein Gleis in der Altmark

Das führt dazu, dass alle Züge zwischen Hamburg und Berlin umgeleitet werden müssen, und zwar über die Altmark. Dort steht laut Bahn aber nur ein Gleis zur Verfügung. Deshalb wird „der 30-Minuten-Takt auf eine Abfahrt pro Stunde angepasst“, so eine Bahn-Sprecherin in Hamburg. „Damit setzt die DB auf ein Konzept, das sich bereits in der Vergangenheit bei Arbeiten auf der Strecke Hamburg–Berlin bewährt hat. Betroffen von diesen Fahrplanänderungen ist auch die EC-Linie Flensburg-Prag.“ Auf Nachfrage bestätigt die Bahn-Sprecherin, dass die Einstellung des Zuges nicht aufgrund fehlender Nachfrage erfolgt. „Die eingeschränkte Verfügbarkeit ist lediglich baubedingt“, heißt es im typischen Bahn-Deutsch aus Hamburg.

Doch 2025 geht es mit den Einschränkungen weiter: Von August 2025 bis Ende April 2026 erfolgt die umfassende Generalsanierung der Strecke Hamburg–Berlin. „In dieser Zeit bündelt die DB alle erforderlichen Arbeiten an Gleisen, Weichen und Oberleitungen, schafft mehr Flexibilität im Betrieb durch zusätzliche Überholmöglichkeiten für Züge und wertet mehrere Bahnhöfe auf“, heißt es auf der Seite der Bahn. „Die Verkehrskonzepte für den neunmonatigen Sanierungszeitraum werden bereits gemeinsam mit Ländern und Kommunen erarbeitet und abgestimmt.“ 

Ob davon auch wieder der EC 174/175 betroffen sein wird, steht dort jedoch nicht.

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