Ukraine-Flüchtlinge in SH

Experte: Aktuelle Flüchtlingswelle für Schulen einfacher als 2015

Experte: Aktuelle Flüchtlingswelle für Schulen einfacher als 2015

Experte: Aktuelle Flüchtlingswelle für Schulen einfacher als 2015

SHZ
Kiel / Husum
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Flüchtlingsankunft in Rendsburg: Auch die Schulen bereiten sich auf die Neuankömmlinge vor. Foto: Horst Becker Foto: 90037

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Bei der Integration von Vertriebenen in die Schulen kommt den 236 Zentren für "Deutsch als Zweitsprache" (DaZ) eine Schlüsselrolle zu. Fabio de Nicolo, DaZ-Kreisfachberater für Nordfriesland, analysiert die Ausgangslage.

Noch sind die allerwenigsten Kinder und Jugendlichen unter den ukrainischen Kriegsflüchtlingen in einer Schule angemeldet, noch haben Schleswig-Holsteins Schulbehörden nicht endgültig festgezurrt, wie Verteilung und Integration im Einzelnen laufen sollen. Fabio de Nicolo, Kreisfachberater für Deutsch als Zweitsprache (DaZ) in Nordfriesland, will die Herausforderung beileibe nicht kleinreden. Aber er wagt Stand jetzt die Prognose: „Es wird einfacher als für die Schüler, die 2015 und ’16 aus arabischen Ländern zu uns gekommen sind.“

236 Kompetenzzentren an Schulen als Ausgangsbasis

De Nicolo und seine Kollegen aus den anderen Kreisen und kreisfreien Städten koordinieren landesweit 236 „Daz-Zentren“, die an allgemeinbildenden Schulen nach der Flüchtlingswelle vor sechs Jahren für Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache gegründet worden sind. Zusätzlich zu seiner kreisweiten Beraterfunktion leitet de Nicolo das DaZ-Zentrum an der Gemeinschaftsschule Husum Nord. Diese Zentren sieht das Bildungsministerium auch für die Ukrainer in einer Schlüsselrolle bei der Integration in den Schulalltag.


Englischkenntnisse berechtigen zu großen Hoffnungen

Zumindest hätten Ukrainer nicht so lange wie etwa Syrer vor der Flucht in ihrer Heimat Gräuel erlebt, gibt de Nicolo zu bedenken. Vom Bildungssystem in der Ukraine her schließt er auf einen systematisch besseren Bildungsstand als ihn etwa Iraker oder Afghanen bei ihrer Ankunft hatten. In Mathe geht der Nordfriese von besseren Kenntnissen als auch bei Einheimischen aus. In Osteuropa habe das Fach offenbar einen hohen Stellenwert. Optimistisch macht de Nicolo, dass in der Ukraine flächendeckend Englisch unterrichtet wird. „Die Sprachforschung zeigt, dass man dann leichter Deutsch lernt“, betont der Experte.

So kann ein Fahrplan für die Integration aussehen

Ein allmähliches Ankommen für Ukrainer könnte laut de Nicolo so aussehen: Kennenlern-Gespräch in Begleitung von Mutter und Dolmetscher mit Lehrern. Frühestens am nächsten Tag oder auch später zwei bis drei Wochen Aufenthalt komplett in einer DaZ-Klasse, um erste sprachliche Grundlagen zu legen. Gleichaltrige Paten fungieren als Lotsen. Danach erhält jedes Flüchtlingskind einen individuellen Stundenplan.


Der Schwerpunkt liegt weiter zunächst im DaZ-Bereich, stundenweise erfolgt aber eine Zuordnung zu Regelklassen. In Sport, Kunst und Musik sowieso, sonst abhängig von Lernstand und Spracherwerb. Zügig kommen meist Mathe oder Englisch in Frage. „Die Regelklassen stellen eine gute sprachliche Durchmischung sicher, das ist wichtig für schnelle Lernfortschritte“, erklärt de Nicolo.

Noch eine Anregung für Grundschulkinder

Deshalb rät er auch dazu, gleich von Anfang an „Konzentrationen zu vermeiden, indem die Ukrainer so weit möglich dezentral verteilt werden.“ Als Anregung für kleine Kinder gerade in ländlichen Gemeinden macht de Nicolo, sie im Zweifel ohne Umweg über ein DaZ-Zentrum gleich der örtlichen Grundschule zuzuweisen. Sieben- oder Achtjährige lernten vieles spielerisch, und ihnen einen langen Schulweg ins nächste DaZ-Zentrum zu ersparen, habe auch einen Wert. „Zumal die Kinder dann an ihrem Wohnort auch nachmittags besser angebunden wären“: Da sind dann die anderen Kinder, die sie aus der Schule kennen, gleich vor Ort.

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