Immobilien

Flensburger Bunker sollte in Berlin versteigert werden – ohne Erfolg

Flensburger Bunker sollte in Berlin versteigert werden – ohne Erfolg

Flensburger Bunker sollte in Berlin versteigert werden

Ingmar Höfgen/shz.de
Flensburg
Zuletzt aktualisiert um:
Der Bunker wurde während des Zweiten Weltkriegs errichtet. Foto: Staudt/shz.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Schon mehrfach gab es Versuche, den Bunker am Kielseng zu versteigern. Doch auch diesmal interessierte sich in Berlin niemand für das geschichtsträchtige Gebäude. Was wird jetzt aus der Fläche?

Kein Interesse, kein Gebot – der Flensburger Augustin-Bunker ist am Donnerstag bei einer Grundstücksversteigerung in Berlin durchgefallen. Das geschichtsträchtige Objekt aus dem Jahr 1941, versteckt gelegen in einem waldbewachsenen Hang zwischen Klärwerk und Stadion, sollte dem jetzigen Eigentümer mindestens 195.000 Euro bringen. Daraus wurde zunächst nichts.

Tanzveranstaltungen bleiben verboten

Dabei scheint der Bunker teilweise gut und modern ausgestattet, wenn man sich das Exposé zur Versteigerung ansieht. Zu sehen sind Fotos einer Bar sowie einer Küche, Toiletten nach Geschlechtern getrennt und auch ausreichend Platz zum Feiern. Gerade das aber hat die Stadt Flensburg dem Betreiber untersagt. „Dem Veräußerer liegt eine behördliche Verbotsverfügung für Tanzveranstaltungen vor“, heißt es im Exposé unmissverständlich.

Als ein Kernproblem sieht Hagen Wehrmeister vom Auktionshaus Plettner&Brecht den fehlenden Fluchtweg. Derzeit ist der Bunker zweigeteilt, eine Hälfte ist vermietet, die andere leerstehend. In jeden Bunkerteil kommt man durch eine schwere Stahltür – und so muss man auch wieder hinaus. Einen zweiten Rettungsweg gibt es nicht. „Ein Notausgang könnte durch die Verbindung der zwei Gebäudeteile geschaffen werden“, heißt es im Exposé.

Kühlraum für die Feinkost-Handlung Augustin

Das massive Bauwerk am Kielseng, das durch einige großflächige Werbetafeln nur wenig verdeckt wird, erinnert an die beegte militärische Geschichte der Stadt und der Region. Die Anlage diente im II. Weltkrieg als Treibstofflager für U-Boote der Marine. Begriffe aus den 1940er Jahren sind noch an den Wänden zu lesen.

In den 1950er Jahren kühlte und lagerte dort die Käse- und Feinkost-Handlung Augustin nicht nur ihre Produkte, sondern ließ sie dank des feuchten Klimas in den Räumen auch reifen.

Bunker wurde zuletzt für private Veranstaltungen genutzt

Zuletzt war der Bunker laut Exposé als Vereinsheim und für private Veranstaltungen genutzt worden. Etwa 2013 wurden neue Kabel gezogen, ein Pumpensystem installiert und das Dach fachmännisch abgedichtet. Heizungs- und Lüftungsanlagen sind nicht vorhanden, dem – derzeit politisch stark diskutierten – Gebäude-Energie-Gesetz unterliegt der Bunker laut Exposé allerdings nicht.

Auktionator Hagen Wehrmeister hätte den Augustin-Bunker gern weitergereicht. Der jetzige Eigentümer hatte ihn vor einigen Jahren bei einer Grundstückversteigerung erworben, erinnert sich der Auktionator gegenüber dieser Zeitung, verändert hat sich seitdem quasi nichts. Der Preis, zu dem der Bunker damals unter den Hammer kam, habe damals in einer ähnlicher Größenordnung gelegen wie jetzt.

Aber der erneute Verkauf erweist sich als nicht leicht. Schon vor einigen Monaten wollte niemand die Hand heben, als das 30.000 Quadratmeter große Grundstück plus Bunker (1000 Quadratmetern Nutzfläche) aufgerufen worden war. In den nächsten Wochen vebleibt das Objekt in der Nachauktion beim Auktionshaus – falls sich ein Interessent findet, wird die Versteigerung erneut gestartet. Entspannt kann dabei die Stadt Flensburg zuschauen, die qua im Grundbuch verankerten Vorkaufsrecht in einen neuen Kaufvertrag eintreten könnte.

Der Augustin-Bunker in Flensburg war eines von insgesamt 70 Grundstücken aus dem gesamten Bundesgebiet, die kürzlich bei zwei parallelen Auktionen in Berlin versteigert werden sollten. Regelmäßig kommen in der Hauptstadt bei drei konkurrierenden Aukionshäusern zahlreiche Bahnhofs- und Postgebäude sowie land- und forstwirtschaftliche Flächen ebenso unter den Hammer wie normale Wohn- und Geschäftshäuser aus allen Ecken des Landes.

Mehr lesen