Krieg in der Ukraine

Flüchtlingswelle durch Europa: Über 100 Asylanträge pro Tag in Dänemark

Flüchtlingswelle durch Europa: Über 100 Asylanträge pro Tag in Dänemark

Über 100 Asylanträge pro Tag in Dänemark

SHZ
Flensburg/Bov/Pattburg
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An der Grenze abgewiesene Menschen überstellt die dänische Polizei an die Bundespolizei und bringt diese zur Wache am Ochsenweg. Hier hat das Technische Hilfswerk ein Zelt errichtet. Foto: Sebastian Iwersen/shz.de

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In der vergangenen Woche zählten die Behörden 496 Asylanträge von Ukrainerinnen und Ukrainern, in der Woche davor waren es nur fünf.

Während die Anzahl der aus der Ukraine nach Flensburg geflüchteten Menschen derzeit noch gering ist, stellt sich die Lage nördlich der Grenze gänzlich anders dar. Am Montag haben über 100 Menschen einen Asylantrag in Dänemark gestellt.

Als problematisch, weil nicht vorhersagbar, erweist sich für die deutschen Behörden vor allem die Zahl der an der Grenze zu Dänemark zurückgewiesenen Kriegsvertriebenen. Diese werden, unabhängig davon an welchem Grenzübergang sie aufgegriffen werden, zunächst zur zuständigen Abteilung der dänischen Polizei in Pattburg gebracht.

Sollte die Einreise verwehrt werden, werden die Geflüchteten über den Grenzübergang Pattburg an die Bundespolizei überstellt. Am Dienstgebäude der Beamten direkt an der Grenze hat das Technische Hilfswerk (THW) ein beheiztes Zelt aufgebaut, um die entsprechenden Kapazitäten für einen Aufenthalt der Menschen während der Erfassung ihrer Daten zu schaffen.

Eine genaue Zahl der durch die dänischen Behörden in den vergangenen Tagen zurückgewiesenen Menschen kann die Bundespolizei aktuell allerdings nicht nennen. „Die Erfassung dieser Daten ist noch nicht abgeschlossen“, teilte Pressesprecher Wulf Winterhoff von der Bundespolizeidirektion Bad Bramstedt auf Anfrage mit.

Nach Informationen von shz.de soll es sich aber täglich um eine Anzahl im zweistelligen Bereich handeln.

Der Pressesprecher lobte gleichwohl die gute Zusammenarbeit mit den Landesbehörden, an die die Menschen nach ihrer Registrierung bei Bedarf überstellt werden. „Das klappt wirklich gut und reibungslos“, so Winterhoff.

496 Asylanträge von Ukrainerinnen und Ukrainern

In Dänemark ist die Zahl der Asylanträge von Menschen, die vor dem Krieg aus der Ukraine fliehen mussten, in den letzten Tagen stark angestiegen. In der vergangenen Woche zählten die Behörden 496 Asylanträge von Ukrainerinnen und Ukrainern, in der Woche davor waren es nur fünf.

Diese Zahl scheint weiter stark anzusteigen, denn alleine am Montag stellten 108 Menschen in Dänemark einen Asylantrag. Um dem Flüchtlingsstrom gerecht zu werden, haben die dänischen Behörden in Bau (Bov) eine Notunterkunft im ehemaligen Rathaus eingerichtet.

Dort werden alle ankommenden Kriegsvertriebenen registriert, zu ihren Plänen befragt und versorgt. In den Erstaufnahmeeinrichtungen in Dänemark waren mit Stand von Montag 307 Menschen untergebracht.

Es wird damit gerechnet, dass die Zahl der ankommenden Flüchtlinge im Laufe der nächsten Tage weiter zunimmt – und damit möglicherweise auch die Zahl derer, die an der Grenze zurückgewiesen werden. Darauf weist auch Wulf Winterhoff von der Bundespolizei hin.

„Mit zunehmender Zahl der in Richtung Norden reisenden Menschen werden natürlich auch mehr Kriegsvertriebene wieder an uns überstellt“, erklärt er. Nach Beobachtung der Bundespolizei werden vor allem diejenigen zurückgewiesen, die nicht aus EU-Staaten kommen, aber dennoch vor dem Krieg geflüchtet sind.

„Das sind beispielsweise Menschen, die einen Aufenthaltstitel für die Ukraine haben, aber keine EU-Bürger sind“, so Winterhoff. Menschen mit einem biometrischen Reisepass dürfen ungehindert nach Dänemark einreisen und sich dort nach derzeitigem Gesetzesstand für 90 Tage als Touristen aufhalten. Reisende, die über keinen biometrischen Pass verfügen, können nach Angaben der dänischen Polizei ein Notfallvisum beantragen, dass in der Erstaufnahmeeinrichtung in Bau ausgestellt wird.

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