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Friesenstube in St. Peter-Ording schließt nach 30 Jahren: Silvia und Jens Bredenbeck sagen Adieu

Friesenstube in St. Peter-Ording schließt nach 30 Jahren

Friesenstube in St. Peter-Ording schließt nach 30 Jahren

Frank Spyra
Sankt Peter-Ording
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Silvia und Jens Bredenbeck haben 30 Jahre lang die Friesenstube in St. Peter-Ording geführt. Am 31. Oktober 2022 ist nun Schluss. Foto: Frank Spyra/shz.de

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30 Jahre haben Silvia und Jens Bredenbeck mit einem kleinen Mitarbeiterstamm die Friesenstube in St. Peter-Ording betrieben. Ende Oktober öffnet die Stube zum letzten Mal ihre Pforten. Dann geht es für die beiden Zugezogenen erst einmal in die F...

Keine 200 Meter entfernt von der Dorfstraße, einem der Zentren St. Peter-Ordings, liegt die Friesenstube. Ein bisschen versteckt: Denn hierher verirrt sich so gut wie nie jemand, der nicht gezielt nach dem unauffälligen, weißen Haus im Dünenweg sucht. Das ist eine der Beobachtungen, die Silvia und Jens Bredenbeck in den vergangenen 30 Jahren gemacht haben. So lange führt das Ehepaar das Restaurant bereits. Doch bald nicht mehr. Die Friesenstube schließt Ende Oktober.

Friesenstube in St. Peter-Ording: 25 Jahre sechs Tage die Woche

„25 Jahre haben wir sechs Tage in der Woche gearbeitet“, resümiert Jens Bredenbeck, der schon vormittags in seinem Küchendress in der Stube sitzt und Papierkram erledigt. Vor fünf Jahren hätten er und seine Frau Silvia sich dann dazu entschlossen, einen Tag weniger zu machen, einen Tag für sich zu haben. „Die Einschläge kommen näher“, sagt er lakonisch und lacht. Es geht den beiden gut. Aber wenn sie in die Zukunft blicken, sind beide überzeugt: Es wird nicht einfacher. Also besser jetzt aufhören.

Dicke Holzbalken tragen die hohe Decke der Friesenstube. In der Anfangsphase der Pandemie legten sie Tische zusammen, besorgten sich einen Luftfilter. Die Wände des derart geräumig wirkenden Gastraums sind mit Bildern behängt. „Zentrale des Wahnsinns“ steht auf einem Schild. Auf der Tür zur Küche steht „Hier kocht der Chef“. Auf der Tresenleuchte steht ein Gartenzwerg. Ihm steckt ein Dartpfeil in der Stirn. Während die Sonne draußen hoch am Himmel steht, ist es dunkel in der Stube.

Seezunge und Hummer waren stets beliebt in ihrem Restaurant am Ende des Dünenwegs, berichtet das Ehepaar. Aber die Spezialität war immer Lamm. „Das lief am Anfang noch recht schleppend“, erinnert sich der 59-Jährige. Heute sei das anders. Sowieso: Der Einstand in St. Peter-Ording war nicht immer einfach. Mit ihrem kleinen Kind im Schlepptau kamen sie damals in den Ort. Jetzt ist das egal. „Wir sind seit zehn Jahren quasi ausgebucht.“

Jens Bredenbeck: „Bloß kein Lamm“

Wie ist ihr eigenes Verhältnis zum Essen? Sterneküche und Lamm, um den Vergleich zu haben? Nein. Die beiden Wahl-St.-Peteraner – er stammt aus Dithmarschen, sie aus Flensburg – mögen es bodenständig. Salat, sagt Silvia, ist ihr das liebste und fügt dann doch an: „Und Pasta. Mit Trüffeln.“ Aber nur ein- oder zweimal im Jahr. Ihr Gatte weiß es sofort: „Currywurst.“

„Das härteste war das erste Ostern“, sagt der Mann mit der bunten Schiebermütze. Die Leute hätten sie überrannt, von zwölf Uhr mittags bis ein Uhr nachts Betrieb. Am nächsten Morgen stand er um halb fünf auf, Vorbereitungen treffen für den nächsten Ansturm. „Und dann kam keiner.“ Heute können die beiden über diese Wechselspiele des Lebens lachen. Sie seien beeindruckt von jungen Leuten, die heute ein Restaurant gründeten. „Achtet auf eure Gesundheit“, gibt er der nachfolgenden Generation mit auf den Weg. Und: „Lasst euch nicht scheiden.“

Nach ihrem arbeitsreichen Erwerbsleben wollen die beiden St. Peter-Ording erst einmal den Rücken kehren. „Wir werden reisen, innerhalb Deutschlands alte Freunde besuchen“, sagt Silvia, die sich immer um den Service gekümmert hat in der Stube. Aber sie kommen wieder. „Wir haben hier eine kleine Wohnung“, erzählt die 57-Jährige. Das werde die Basis für ihren „Unruhestand“. Er wird malen, sie sieht sich schon in ihrem Garten. „Keine Verpflichtungen mehr“, sagt der 59-Jährige. „Freiheit.“

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