Es gibt sie tatsächlich. Die Leute, die an Heiligabend um kurz vor 18 Uhr in die Tankstelle kommen, um schnell noch ein Weihnachtsgeschenk zu kaufen. Und das Beste ist: Meist werden sie dort auch fündig.

„Weihnachten kam dieses Jahr aber wirklich ganz plötzlich“

Das zumindest sagt Jens Sell. Und der muss es wissen. Schließlich betreibt er in Schleswig in der St.-Jürgener-Straße und in Höhndorf bei Kiel gleich zwei Team-Tankstellen – und hat dort schon die ein oder andere Schicht an den Weihnachtstagen verbracht. „Den meisten Kunden ist es ein bisschen unangenehm“, sagt er. Dann kämen oft Sprüche wie „Weihnachten kam dieses Jahr aber wirklich ganz plötzlich“ oder, noch häufiger, „Ich bin noch ganz spontan eingeladen worden.“

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Dass das nicht immer so ganz stimmt, ist Jens Sell egal. Hauptsache sei für ihn, für seine Kunden da zu sein. Erst recht in der Not. Und weil er seine Pappenheimer offenbar kennt, ist er auch in diesem Jahr vorbereitet. „Ich habe kleine Geschenkboxen zusammengestellt und in Folie verpackt. Das kommt immer ganz gut an“, erzählt der 40-Jährige. Eine Flasche Sekt, vielleicht ein Gutschein und unbedingt auch eine Packung „I love Milka“ gehörten da rein. Denn diese Sachen gingen ohnehin besonders gut als Last-Minute-Geschenk.

„Der Klassiker ist tatsächlich der Tankgutschein“, sagt Jens Sell. Gefolgt von anderen Gutscheinen, etwa für Amazon, die es inzwischen ja auch an jeder Tanke gebe. Ebenfalls beliebt sei die besagte Schokoladen-Packung, manchmal auch in Kombination mit Wein, Sekt oder einer Stange Zigaretten. „Ja, die gehen tatsächlich auch oft als Geschenke über die Ladentheke“, sagt er. Und mit durchschnittlich rund 70 Euro ist sie auch nicht gerade ein günstiges Geschenk. Billiger kommt man davon, wenn man sich für einen der wenigen Plüsch-Teddys in seinem Sortiment entscheidet. Aber die, so Sell, seien nicht unbedingt die Weihnachts-Topseller.

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Es kämen übrigens nicht nur an Heiligabend kurz vor Toresschluss die letzten Geschenkejäger, sondern insbesondere auch am ersten Weihnachtstag. Also dann, wenn es für viele Familien zu Oma und Opa oder Onkel und Tante geht. Die wiederum könnten sich dann in der Regel auch über Sektflaschen oder noch häufiger Tankgutscheine freuen – die in Zeiten von hohen Benzinpreisen ja auch nicht das schlechteste Geschenk sind.

„Viele Leute kommen auch direkt rein und fragen, was sie noch auf die Schnelle verschenken können“, erzählt Jens Sell, der für diese Fälle immer einen Tipp parat hat. Und ohnehin sei man, gerade an Weihnachten, immer ein gefragter Gesprächspartner. „Denn Tankstellen“, sagt er, „haben immer noch einen wichtigen sozialen Charakter.“ So gebe es viele Stammkunden, die regelmäßig zum Kaffee oder Essen – und insbesondere zum Klönen kämen. Gerade das komme an den Feiertagen oft vor, „vor allem die Menschen, die einsam sind und keine Familien haben, lassen sich hier dann blicken“. Das gehöre dazu und sei auch richtig und wichtig. Passend dazu ist der Verkaufsraum samt Bistro-Ecke weihnachtlich geschmückt. Man soll sich schließlich wohlfühlen.

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„Insgesamt kann man sagen, dass die Stimmung bei allen Kunden an den Weihnachtstagen ausgesprochen freundlich, entspannt und herzlich ist“, hat Sell in den vergangenen Jahren beobachtet. Und auch deshalb freue er sich auf die Heiligabend-Schicht. Seine Tankstelle an der St.-Jürgener-Straße ist am 24. Dezember von 6 bis 18 Uhr geöffnet, an den beiden Weihnachtsfeiertagen dann von 8 bis 21 Uhr.