Handball

„Haben noch ein großes Ziel“ – SG Flensburg-Handewitt hat wieder Mut gefasst

SG Flensburg-Handewitt hat wieder Mut gefasst

SG Flensburg-Handewitt hat wieder Mut gefasst

Jannik Schappert/shz.de
Flensburg
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Am Sonntag wird wieder gerissen und gerungen: Der THW Kiel trifft auf die SG Flensburg-Handewitt. Dieses Wimmelbild aus dem Hinspiel zeigt Magnus Röd, Harald Reinkind, Johannes Golla, Sander Sagosen und Mads Mensah (v. li.). Foto: Michael Staudt/shz.de

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Wenig Schlaf und viele Gespräche prägten die vergangenen Tage von SG-Trainer Maik Machulla. Mit seiner Mannschaft bewegte er sich vor dem 108. Nord-Derby gegen den THW Kiel am Sonntag zwischen Enttäuschung und Zuversicht.

„Lasst uns nicht so viel über Kiel sprechen.“ Mit diesen Worten eröffnete Maik Machulla am Freitag die Presserunde vor dem 108. Nord-Derby zwischen dem Tabellenführer THW Kiel und der viertplatzierten SG Flensburg-Handewitt am Sonntag (14.05 Uhr/NDR, Sky und Liveticker).

Dem SG-Trainer war es ein Anliegen, nach den sportlichen K.o.-Schlägen und vor dem Schlagerspiel der Handball-Bundesliga, das direkten Einfluss auf den Titelkampf hat, über seine Mannschaft zu reden.

Maik Machulla führt viele Einzelgespräche

„Ein Übergehen zur Tagesordnung gibt es nicht“, hatte Machulla nach dem Europapokal-Fiasko gegen Granollers gesagt. Geschlafen hat der 46-Jährige seitdem wenig, dafür aber umso mehr gesprochen – mit seinen Spielern. „Ich habe mir für jeden einzelnen viel Zeit genommen“, berichtete Machulla, der im Vergleich zu Dienstagabend, als er mit brüchiger Stimme um Erklärungen gerungen hatte, wieder energiegeladen wirkte.

Die Einzelgespräche seien von Offenheit, gegenseitiger Kritik und der Zuversicht geprägt gewesen, am Saisonende etwas feiern zu können.

„Es ist gut, dass wir noch ein großes Ziel haben“ – den vierten Meistertitel der Club-Geschichte.

„Verantwortung wurde weitergeschoben“

21 Partien ohne Niederlage hatten laut Machulla ein unterbewusstes Gefühl zu großer Sicherheit erzeugt. Dazu hätten sich die SG-Profis stark unter Druck gesetzt. Die meisten seien zwar Nationalspieler, doch die wenigsten müssten in ihrer Landesauswahl die Kohlen aus dem Feuer holen. Die Verantwortung sei weitergeschoben worden, als es gegen die Löwen und gegen Granollers von Anfang an schlecht lief. Jeder habe sich zu sehr mit sich selbst beschäftigt.

Die Frage bleibt, warum das SG-Team zwei Mal nicht in der Lage war, eine Reaktion innerhalb des Spiels zu zeigen. Machulla gestand: „Wir haben das nicht kommen sehen. Es war erschreckend, wie schnell wir als Mannschaft zusammengefallen sind.“ Als Trainer sei das seine Verantwortung.

Die öffentlichen Zweifel an seiner Zukunft als SG-Trainer registriere er, mehr nicht. „Es ist nicht meine Entscheidung und nicht meine Aufgabe, darüber nachzudenken“, sagte Machulla. Er spüre eine große Lust, „die Situation mit meinen Spielern zu lösen“.

Wiederholt sich Geschichte von 2018?

Nur vier von 13. Derbys unter Machulla gewann die SG, doch zwei Erfolge machen Mut: das historische 36:23 im Dezember 2022 – Flensburgs höchster Derby-Sieg – und das 29:25 im Mai 2018 in Kiel. Im Spiel davor war die SG in Montpellier (17:29) sang- und klanglos aus der Champions League ausgeschieden, Machulla stand in seinem ersten Trainerjahr zur Debatte. Ein paar Wochen später war Flensburg Deutscher Meister. Wiederholt sich Geschichte?

Unterschiedliche Vorzeichen

Aus der Bedeutung des 108. Derbys macht keiner der Beteiligten einen Hehl. „Es ist so etwas wie ein Endspiel – für beide“, sagte THW-Torhüter Niklas Landin im Interview mit shz.de. Seine Kieler würden ihre Spitzenposition mit dem 21. Saisonsieg festigen und hätten mit Blick auf das Restprogramm die besten Karten des Spitzenquartetts, am 11. Juni die Meisterschale in die Höhe zu recken.

Auch bei einer Niederlage wäre für die „Zebras“ nichts verloren. Allerdings wären sie dann auf einen Patzer der Füchse Berlin angewiesen, die am Sonntag (16.05 Uhr) den Pokalsieger Rhein-Neckar Löwen empfangen.

Die SG wiederum hat wohl nur bei einem Sieg noch eine Titelchance. „Es ist ein Finale“, sagte Machulla.

Ausgeruhte Kieler, angeknockte Flensburger

Sein Team stand seit Ostersonntag vier Mal auf dem Feld, die Kieler Mannschaft kein Mal. Die Frage, für wen das nun ein Vor- oder Nachteil ist, spaltet seit jeher die Handball-Welt. Fakt ist: Die Kieler Arena ist ausverkauft.

THW-Coach Filip Jicha muss auf Steffen Weinhold, Sven Ehrig und Karl Wallinius verzichten.

Maik Machulla hofft auf guten Start

„Was das Adrenalin und die Emotionen angeht, ist es das Größte“, meinte Machulla, dem vermutlich Anton Lindskog fehlt. Magnus Röd hat sich fit gemeldet. „Es wird extrem wichtig für uns, gut zu starten“, sagte Flensburgs Coach. Der Pokal-Titel ist futsch, der Europapokal-Titel auch. In der Liga aber ist noch Hoffnung, die Saison zum Guten zu wenden.

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