Kommentar zur Sondierung

Jamaika-Neuauflage gescheitert: Daniel Günther hat die letzte Chance genutzt

Jamaika-Neuauflage gescheitert

Jamaika-Neuauflage gescheitert

SHZ
Kiel
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Daniel Günther (CDU), Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, spricht zu Journalisten. Foto: Frank Molter/shz.de

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Daniel Günther hat erkennen müssen, dass Jamaika doch nur ein Zweckbündnis auf Zeit war, kommentiert Kay Müller. Das sei gerade noch rechtzeitig geschehen.

Am Ende kam das Ende dann doch ein wenig überraschend. Zu sehr hat CDU-Chef Daniel Günther in den Tagen nach der Wahl von einer Fortsetzung des Jamaika-Bündnisses geschwärmt, obwohl es rechnerisch für eine Zwei-Parteien-Koalition gereicht hätte. Nun hat er erkennen müssen, dass Jamaika doch nur ein Zweckbündnis auf Zeit war – was übrigens Politiker aller Parteien vor fünf Jahren genauso gesagt haben.

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Und wenn Günther es einen Tag, bevor die Jamaika-Sondierungen nun geplatzt sind, noch „Denken der Vergangenheit“ genannt hat, nur auf rechnerisch nötige Mehrheiten zu gucken – dann ist er jetzt in der Wirklichkeit angekommen. Gerade noch rechtzeitig hat er die Reißleine gezogen und ist auf ein Zweierbündnis umgeschwenkt.

Je länger er verhandelt hätte, desto schwerer wäre es gewesen, den Bruch von Jamaika so zu erklären, dass die CDU und er persönlich das am Ende unbeschadet überstanden hätten. Jetzt hat Günther die Wahl – und kann das Bündnis schließen, das nach dem Wahlergebnis am naheliegendsten ist: Eine Koalition zwischen CDU und Grünen, den Parteien, die bei der Wahl Stimmen hinzu gewonnen haben.

Einmal mehr hat Günther sich als schlauer Verhandler gezeigt, und sein Image des offenen und ehrlichen Moderators erneuert. In den Koalitionsgesprächen wird er es wieder brauchen.

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