In elf Tagen wird abgeschaltet

Jan Philipp Albrecht zum AKW-Aus in Brokdorf

Jan Philipp Albrecht zum AKW-Aus in Brokdorf

Jan Philipp Albrecht zum AKW-Aus in Brokdorf

SHZ
Brokdorf
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Geht Silvester nach 35 Jahren vom Netz: das Kernkraftwerk Brokdorf. Foto: Christian Charisius / SHZ

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Das Kernkraftwerk geht vom Netz – vorher schaut aber nochmal der Umweltminister vorbei.

Ein besonderer Tag ist es für beide. „Hier findet die symbolische Vollendung des Atomausstiegs statt“, sagt Umweltminister Jan Philipp Albrecht und blinzelt in die Sonne, die über dem Kernkraftwerk Brokdorf scheint. Neben dem Grünen-Politiker steht Uwe Jorden, der es seit 16 Jahren leitet. „Natürlich ist etwas Wehmut dabei“, sagt der 66-Jährige. Ende März geht er in Rente – doch vorher steht der vielleicht bedeutendste Tag seiner beruflichen Laufbahn an: Am 31. Dezember um 23.59 Uhr geht das letzte schleswig-holsteinische Atomkraftwerk vom Netz – für immer. „Allerdings war die Melancholie bei mir schon mal stärker“, sagt Jorden, als er über das winterliche Kraftwerksgelände stapft. „Jetzt arbeiten wir das hier alles einfach ab.“


Wie viele Führungen er schon in Brokdorf gemacht hat, weiß er nicht mehr, für Albrecht ist es die zweite. Die letzte in ihren Ämtern wird es wohl für beide sein, denn Albrecht wird im Mai aus dem Amt scheiden. Aber ein paar nette Bilder auf dem sonnigen Elbdeich bei Brokdorf dürfen es trotzdem noch sein.

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Zwölf Journalisten hat Betreiber Preußen Elektra für den Kraftwerksbesuch zugelassen, doch in den Sicherheitsbereich darf keiner – wegen Corona. Aber Albrecht will natürlich trotzdem noch einmal sehen, wie die „Hochrisikotechnik“, wie er sie nennt, abgeschaltet wird. Zwischen Reaktor-, Notstromdiesel- und Schalteranlagengebäude erklärt Jorden Albrecht, was mit den Resten aus dem Kraftwerk passiert – etwa den drei jeweils 350 Tonnen schweren Trafos. „Die werden entsorgt“, sagt Jorden. „Aber die Turbine wird doch noch woanders genutzt, oder?“, fragt Albrecht. Doch Jorden zuckt nur kurz mit den Achseln und sagt: „Nein, die ist nur noch Schrott.“

Ungeklärte Entsorgung

Als die Besuchergruppe das 65 Meter hohe Reaktorgebäude fast umrundet hat, deutet Jorden nach oben. „Dort werden die Brennelemente abtransportiert“, sagt er, als ihn Michael Hoffmann von der staatlichen Gesellschaft für Zwischenlagerung unterbricht. „Ja, für Herrn Jorden abtransportiert.“ Denn die Brennstäbe kommen ins Zwischenlager auf dem Kraftwerksgelände, das bis 2047 genehmigt ist. 35 Castoren stehen dort schon, bis zu 49 werden noch dazukommen. 2050 soll es ein betriebsbereites Endlager geben. „Aber wir müssen damit rechnen, dass die Castoren hier noch länger stehen müssen“, sagt Albrecht, der an diesem symbolischen Tag 39 Jahre alt wird. Wenn er 57 ist, soll das Kernkraftwerk abgerissen sein – und nur noch das Zwischenlager stehen. Vorstellen kann der Grüne sich die Rückkehr zur grünen Wiese – aber selbst dann wird der Ausstieg aus dem Atomzeitalter in Schleswig-Holstein noch immer nicht beendet sein.


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