Sprachbarriere als Problem

Jobcenter: „Nicht realistisch, schnell Arbeit für ukrainische Geflüchtete zu finden“

Jobcenter: „Nicht realistisch, schnell Arbeit zu finden“

Jobcenter: „Nicht realistisch, schnell Arbeit zu finden“

SHZ
Nordfriesland
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Die Integration ukrainischer Geflüchtete in den Arbeitsmarkt in Nordfriesland wird ein langwieriger Prozess, heißt es von Seiten des Jobcenters. Foto: mago Images (Symbolbild) / Collage: Wrede/shz.de

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Vor zwei Monaten kamen die ersten Geflüchteten in Nordfriesland an. Nun sollen sie unkompliziert an Arbeit kommen. Doch der Kreis dämpft die Erwartungen an eine schnelle Integration in den Arbeitsmarkt.

Es könnte so einfach sein: Arbeitswillige Geflüchtete aus der Ukraine treffen auf einen leergefegten Arbeitsmarkt in Nordfriesland, auf dem vor allem Fachkräfte fehlen. Neue Bundesregelungen ermöglichen zudem den Jobeinstieg für Ukrainer ab dem kommenden Monat. Haben also bald alle der rund 570 Geflüchteten im Erwerbsalter die Aussicht auf einen Arbeitsplatz?

Nicht so schnell, heißt es von Seiten des Sozialzentrums und den Jobcentern im Kreisgebiet. Eine schnelle Integration in den Arbeitsmarkt sei unwahrscheinlich, vor allem die Sprachbarriere ist dabei ein Problem.

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Integration als langfristige Aufgabe

Rund 9000 Personen werden derzeit von den Sozialzentren und Jobcentern im Kreis Nordfriesland betreut. Dazu kommen jetzt etwa 570 weitere Menschen aus der Ukraine, über deren Qualifikation sowie Bildungsstand wenig bekannt ist. Die kurzfristige Gesetzesänderung der Bundesregierung stellt die Sozialämter jetzt vor die große Aufgabe, die Geflüchteten an den Arbeitsmarkt heranzuführen – und das wird seine Zeit dauern.

„Es soll so schnell wie möglich vorangehen. Wenn wir in einem halben Jahr alle erfasst haben, wäre das ein guter Schnitt“, so Jessen-Reimers. In den Jobcentern müssen zunächst Profile über die Qualifikationen der Menschen erstellt werden.



Sprache als Vermittlungshemmnis

Die Umstellung auf das Arbeitslosengeld II ab Juni, bietet den Menschen aus der Ukraine zahlreiche Chancen, so Lars Treptow vom Jobcenter Nordfriesland: „Die Angebote zur Förderung bestehen bereits, damit können wir jetzt arbeiten.“ Das Eingliedern sei schneller zu schaffen, als es noch 2015 bei der letzten großen Fluchtbewegung aus Syrien der Fall war.

Dennoch gebe es „Vermittlungshemmnisse“ bei den Geflüchteten im Erwerbsalter, die zum großen Teil Frauen sind, so Treptow: „Die Sprache ist ein Problem, zudem muss die Betreuung der Kinder sichergestellt werden.“


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Hohe Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt

Großes Interesse an den Arbeitskräften aus der Ukraine besteht seitens der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, die für Hotels und Restaurants zuständig ist. Deren Geschäftsführer Nord, Philipp Thom, sieht die Branche als ideale Anlaufstelle für einen Quereinstieg von Geflüchteten: „Von der Küche bis zum Service – hier haben auch Beschäftigte ohne Berufsausbildung gute Chancen.“ Aber auch hier werden Fachkräfte gebraucht, betont Thom.

Er fordert unbürokratische Hilfe von den Ämtern: „Wichtig ist, dass die ukrainischen Bildungsabschlüsse unkompliziert anerkannt werden.“ Auf diese Weise hätte die Hotel- und Gaststättenbranche die Möglichkeit, zu einem „Integrationsmotor“ zu werden, so Thom.

Geduld ist gefragt

Doch die Arbeitgeber müssen zunächst Geduld haben: „Es ist nicht realistisch, alle Geflüchteten schnell in die Arbeit zu bekommen“, stellt der Leiter des Sozialzentrums Mittleres Nordfriesland fest. Dies sei jedoch auch nicht zwangsläufig wünschenswert, da man die Menschen „nachhaltig und sorgsam“ vermitteln wolle.

Im Vordergrund der Bemühungen, die Ukrainer in den Arbeitsmarkt zu integrieren, stünden Sprachkurse. Der Kreis hat angeordnet, die Dolmetscher aus den Messehallen nach und nach in die Jobcenter zu verlegen, um dort vermitteln zu können. Zudem seien Sprachcafés geplant, die finanziell unterstützt werden, so Landrat Florian Lorenzen. Diese Pläne seien jedoch personalaufwändig und dauerten ihre Zeit, betonten die Verantwortlichen des Kreises.

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