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Jörg Ovens holt Angler für guten Zweck nach Friedrichstadt

Jörg Ovens holt Angler für guten Zweck nach Friedrichstadt

Jörg Ovens holt Angler für guten Zweck nach Friedrichstadt

Frank Spyra/shz.de
Friedrichstadt
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Alles im Blick: Jörg Ovens angelt bereits sein Leben lang. Der Koldenbütteler sagt, „40 Tage im Jahr angel ich nicht.“ Foto: Frank Spyra

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In der Eider-Treene-Sorge-Region gibt es wohl kaum jemandem, der Jörg Ovens das Wasser reichen kann, wenn es ums Angeln geht. Um den Sport noch bekannter zu machen, hat er einen Youtube-Kanal gegründet – und der läuft ganz schön gut.

„Ich hab ’n Haken im Finger, ich hab ’n Haken im orangen Schnürsenkel“, ist die Stimme von Jörg Ovens am Anfang seines ersten Youtube-Tutorials „Angeln lernen mit Jörg Ovens“ zu hören. Da zeigt der 62-Jährige seinen Zuschauern, wie sie richtig Stippangeln. Stippangeln, das ist eine gerade für Neulinge geeignete Art zu angeln, bei der der Köder durch einen Schwimmer in Position gehalten wird. Das war im August 2018. Shz.de trifft ihn zum Fischen an der Treene.

Ein Freund hilft bei der Videoproduktion

„Wer sich nicht bewegt, bleibt liegen“, sagt Ovens auf die Frage, warum er die Sache mit den Videos angefangen hat. Er wolle Angeln hinausbringen zu den Leuten. Ein Freund von ihm ist Kameramann, kennt sich mit Social Media aus. „Der macht das echt klasse“, sagt Ovens, der selbst froh ist, dass jemand anderes seine E-Mails beantwortet. Jetzt findet man Ovens bei Youtube schon zwei Mal: einmal unter „Fang mal was“ und dann unter „Unser Ziel ist Fisch.“

„Klar habe ich auch auf die Umsätze meines Ladens geschaut“ – Ovens führt ein Angel-Geschäft – „Aber das wäre ja blöd zu sagen, dass das anders ist.“ Geld verdient er mit den Videos nicht, wie er sagt. Die PR ist ein Nebeneffekt. Und mit den Jahren ist ihm auch seine Community ans Herz gewachsen. „Das sind so klasse Leute.“

Sein erstes Video hat auf Youtube mehr als 210.000 Views. Ovens angelt schon länger – „seitdem ich krabbeln kann“ –, vor mehr als 30 Jahren hat er sein Hobby zum Beruf gemacht. „Früher war ich bei der Post“, erzählt Jörg Ovens, schwingt die Angelrute über seinen Kopf und lässt den Köder zischend bis in die Mitte der Treene sausen. „Aber ich musste angeln.“

Was Angeln mit Naturschutz zu tun hat

Und das tat er. Oven ist im Angelverein in Friedrichstadt, in Schwabstedt, in Husum. Er angelt in der Eider-Treene-Sorge-Region und auf Eiderstedt. „Da gibt es 400 Kilometer Sielzüge, die sich beanglen lassen“, weiß Ovens. „Diese Region ist deutschlandweit einzigartig.“

Hier gebe es Fische von A bis Z, oder „von Aal bis Zander“, wie der Mann mit den schulterlangen, weißen Haaren sagt. Dazu Lachse, Meerforellen und Welse. Gelegentlich verirre sich ein Stör in die Gewässer um Friedrichstadt.

Ovens vergleicht die Rolle der Angelvereine mit denen von Jägern. „Früher hatten wir das Hegerecht“, erklärt er. Heute sei aus dem Recht eine Pflicht geworden. Die Angelvereine müssen von Gesetzes wegen den Fischbestand ihrer Biotope aufbauen und erhalten. Das regelt in Schleswig-Holstein das Fischereigesetz.

„Zander legen Laichnester im Uferbewuchs an“, gibt der Youtuber ein Beispiel. Die erwachsenen Tiere legen sich vor deren Eingang, die sind so sicher vor Räubern. „Deswegen achten wir darauf, dass wir Tiere ab einer bestimmten Größe nicht fischen – so überlebt einerseits der Fisch und andererseits das Nest.“

Ovens sagt, 40 Tage im Jahr angele er nicht. Der Mann ist viel draußen. „Wir erleben hier den Klimawandel live mit“, sagt er. „Das sieht man beispielsweise am Bewuchs in den Eiderstedter Sielzügen. Vor einigen Jahren waren sie noch frei. Jetzt sind sie total zugewachsen.“ Das liege an den Temperaturen. In den letzten 150 Jahren seien viele Gewässer verschwunden. „Die Flüsse und Seen, die Angler in der Hand haben, sind noch alle da.“

Was du vermeiden solltest, wenn du mit dem Angeln anfängst

Womit setzt sich der Neuangler in die Nesseln, wenn sich dem Angelsport zuwendet? Der Youtuber hat einen Tipp: „Nicht zu viel Youtube gucken. Da ist zu viel Werbung.“ Damit meint er nicht die Spots, die in die Videos eingelassen sind, sondern die Videos selbst. Professionelle Kanäle haben Werbeverträge mit den Herstellern, wegen denen sie deren Produkte empfehlen oder einfach nur prominent in ihren Videos platzieren.

„Geht in ein Fachgeschäft und lasst euch beraten“, rät Ovens. „Da bekommt ihr weniger Artikel, aber dafür bessere.“ Youtube sei ein tolles Medium, aber für Anfänger eigentlich nicht geeignet, so der Youtuber. Er selbst habe mit einer Angel aus Bambus angefangen. Und so hat er dann auch noch einen praktischen Tipp:

Aber zum Angeln könne einen niemand hindrücken. „Das kommt aus einem selbst.“

Sein Engagement für krebskranke Kinder

Gerade hat Ovens einen großen Fisch am Haken. Seit November 2022 organisiert und vernetzt er, telefoniert, klärt ab und bespricht. Denn am 23. Juli findet von 10 bis 17 Uhr der Tag des Angelns in Friedrichstadt statt. An mehr als 25 Stationen zwischen dem Anglerheim am Treene-Freibad über die blaue Brücke und hoch zur Treene-Schleife sitzt das „Who-is-Who“ der deutschen Angelszene.

Die Fachleute erklären dort für jedermann ganz unterschiedliche Arten des Angelns. Dafür hat er unter seinen Angelfreunden die Werbetrommel gerührt. Stefan Seuß etwa kommt aus Baden-Württemberg und bringt Interessierten das Wels-Angeln bei, Fliegenfischen erklärt Johannes Radtke aus Kiel. Bekannte Namen in der Szene. An der Schleuse am Mitteltorwall wird es eine Station extra für Kinder geben. „Jedes Kind, das dort mitmacht, bekommt von mir eine Angel geschenkt“, sagt Ovens.

An den einzelnen Stationen hängen Spendenboxen, denn das Angel-Event soll nicht nur den Sport für alle interessierten erlebbar machen. „Die Spenden gehen an den Förderkreis für krebskranke Kinder und Jugendliche“, erklärt Ovens. Es gibt viele gute Zwecke. Warum gerade dieser? „Vor 15 Jahren hörte ich plötzlich meine elfjährige Tochter im Radio. Ich wusste gar nicht, dass sie ins Radio kommt“, erinnert sich der 62-Jährige.

Sie erzählte, fährt Ovens fort, dass sie dieses Jahr keine Geschenke für den Julklapp in ihrer Schule kaufen würde. „Sie meinte im Radio, dass ein Klassenkamerad von ihr an Krebs erkrankt sei, die Eltern könnten sich die Behandlung nicht leisten.“ Daraufhin habe er Geld gesammelt. Doch die Hilfe kam zu spät, das Kind verstarb. „Seitdem haben wir schon fünfzehn Mal gesammelt.“

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