Mobilitätswende in Südtondern

Klixbüll: Warum Grundschulkinder trotz neuen E-Schulbusses auch noch Taxi fahren

Klixbüll: Warum Grundschulkinder noch Taxi fahren

Klixbüll: Warum Grundschulkinder noch Taxi fahren

Lilly Nielitz-Hart/shz.de
Klixbüll
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Bürgermeister Werner Schweizer (li.), Facility Manager Maik Nielsen und die Schulkinder weihen den neuen elektrischen Schulbus ein. Foto: Lilly Nielitz-Hart/shz.de

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Die Schulkinder aus den Gemeinden Tinningstedt und Bosbüll haben einen neuen Schulbus. Der Wagen fährt mit Strom – und hat einige Vorteile gegenüber dem Vorgänger, einem Diesel.

Weg mit dem Alten, her mit dem Neuen. Der neue elektrische Schulbus für die Kinder aus Tinningstedt und Bosbüll ist da und wurde auch gleich eingeweiht. 24 Jungen und Mädchen im Einzugsbereich der Grundschule Klixbüll waren bisher auf einen Diesel-Schulbus angewiesen. Der wurde allerdings ausrangiert. „Damit verabschieden wir uns von Gestank, Lärm und hohen Tankrechnungen“, kommentierte Bürgermeister Werner Schweizer anlässlich der Einweihung des Nachfolgers.

Schulbus alternativlos: ÖPNV deckt Strecke nicht ab

Zur Einweihung war der weiße Mercedes-Bus mit Lorbeer- und Weinblättern geschmückt worden. Die Schulkinder konnten sogar mit einem eigens gedichteten Reim aufwarten: „Kommt Leute, werdet endlich wach, und fahrt mit Strom von eurem Dach.“

Tatsächlich wird die Ladesäule vor der Schule aus der Photovoltaikanlage vom Schuldach gespeist, wie Schweizer erklärte. Aber auch in der restlichen Gemeinde gebe es ausreichend Ladesäulen, sodass man nie befürchten muss, dass der Bus einmal stehenbleibe.

Allerdings gibt es keine Alternative zu dem privaten Transport, da die öffentlichen Verkehrsmittel diese Strecken nicht abdecken. Ein Problem, vor das sich viele kleinere Gemeinden gestellt sehen. Die Gemeinde Klixbüll hatte beschlossen, in den elektrischen Schulbus zu investieren, da dieser nicht nur die CO2-Bilanz des Ortes verbessere, sondern auch kräftig Geld einspare. Bei nur sieben Cent pro Kilowattstunde koste eine Strecke mit dem elektrischen Bus lediglich 1,50 Euro, was sich positiv auf die Haushaltskasse auswirke.

Elektro-Bus ist größtmögliches Modell

Auch das Dörpsmobil des Elektro-Car-Sharing im Ort wird mit den Ladesäulen betrieben, ebenso wie die privaten Elektrofahrzeuge im Ort. Für deren Installation und Wartung ist die Schleswig-Holstein Netz AG zuständig. Der Bürgermeister überreichte Facility Manager Maik Nielsen den Schlüssel, denn er ist derjenige, der die Kinder im Bus transportiert. „Ich mache drei Touren pro Tag, zwei nach Bosbüll und eine nach Tinningstedt“, sagte Nielsen.

Der Achtsitzer reicht aber nicht bei allen Fahrten für alle Kinder aus, denn die Schülerzahlen variieren je nach Tag und Zeit. Ein größerer Bus wäre jedoch für die Gemeinde zu teuer gewesen, wie Bürgermeister Schweizer erklärte. Außerdem hätte dann ein Fahrer mit entsprechender Führerscheinklasse gefunden werden müssen. Für die Spitzenzeiten nimmt man nun einen zusätzlichen Taxiservice in Anspruch.

Klixbüll: ein Gewinner der Energiewende

„Morgens kommt der Bus jetzt ganz leise angerollt“, freut sich der stellvertretende Bürgermeister von Bosbüll, Torben Harck. Auch sein Sohn und seine Nichte nutzen den Elektrobus, der natürlich viel weniger Lärm macht als ein Dieselbus. Nach der Einweihung durften die Kinder eine kurze Rundfahrt machen: Das Ein- und Aussteigen geht nun dank der seitlichen Schiebetür viel schneller als vorher. Ruck-zuck waren alle aus dem Bus gesprungen. Danach versammelte die Schulleiterin Edeltraut Dahmani alle wieder zum weiteren Unterricht.

Das Event wurde von Kameraleuten des WDR aus Köln gefilmt, die gerade eine Reportage über die Gewinner und Verlierer der Energiewende drehen, in der das nachhaltige Klixbüll als Gewinner dargestellt wird. Schweizer hofft, dass das Beispiel aus Klixbüll auch anderswo zahlreiche Nachahmer findet, es sei ein kleiner, aber wichtiger Beitrag zur Energiewende. Den Umstieg auf alternative Antriebe zu bewältigen sei eine der größten Herausforderungen für Deutschland in den nächsten Jahren. Torben Hack: „Ohne Elektromobilität ist die Energiewende nicht machbar.“

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