Wohnen in Schleswig-Holstein

Kürzer, aber teurer Mieten: Darum lohnen sich Studenten-Appartements

Kürzer, aber teurer Mieten: Darum lohnen sich Studenten-Appartements

Darum lohnen sich Studenten-Appartements

SHZ
Kiel
Zuletzt aktualisiert um:
Derzeit wird gern in kleine Wohnungen für Studenten investiert. Foto: Daniel Bockwoldt /dpa/shz.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Kapitalgeber bauen lieber Mikroappartements für junge Mieter aus der Bildungselite, weil sich das besser in ein hochpreisiges Umfeld einpasst. So teuer kann das Wohnen sein.

Der Bau von Studentenappartements bleibt für Investoren hochattraktiv. Nicht einmal Corona konnte dem Einhalt gebieten. Die Vorteile sind überzeugend: Die Mieter wechseln regelmäßig und die Miete kann deshalb einfacher angehoben werden. Weil es möblierte Wohnungen sind, kommen weder Mietpreisspiegel noch -bremse zur Anwendung.

Auch in Schleswig-Holstein werden an den Hochschulstandorten entsprechende Projekte umgesetzt. Für Investoren und Kommunen ist das eine Win-Win-Situation. Die Kapitalgeber bauen lieber Mikroapartments für die Bildungselite, weil sich das besser in ein hochpreisiges Umfeld einpasst und zudem eine gute Rendite abwirft.

Und die Städte können – sofern die Mikroappartements öffentlich gefördert werden – ihr Versprechen einhalten, 30 Prozent im Geschosswohnungsbau für sozial Schwache zu reservieren. Geförderte Studentenapartments werden nämlich auf diesen in der Regel 30-prozentigen Anteil an Sozialwohnungen angerechnet.

Dass im Rahmen dieses sogenannten Drittelmix bei Neubauprojekten auch hochpreisige Kleinstwohnungen und Studentenappartements entstehen, begrüßt die Wohnungswirtschaft. „Das ist im Sinne einer Durchmischung von Quartieren sinnvoll“, erklärte am Wochenende der Chef des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Andreas Breitner. „Die Erfahrungen früherer Jahre, als an einer Stelle ausschließlich Sozialwohnungen errichtet wurden, haben gezeigt, dass dieses Konzept hohe Folgekosten nach sich zieht, um die Stadtteile später zu stabilisieren“.

Kiel will in Gaarden Ghettobildung vermeiden

Die Landeshauptstadt beherzigt jetzt den Ratschlag, Ghettobildung zu vermeiden. Im Kieler Problemstadtteil Gaarden mit einem extrem hohen Anteil an Hartz4-Beziehern, werden derzeit gleich drei Projekte für Studentenapartments in Angriff genommen. Jüngstes Beispiel: Das große Verwaltungsgebäude der Landwirtschaftlichen Sozialversicherung wird für diesen Zweck demnächst abgerissen.

Ein Sprecher der in Kassel ansässigen Hauptverwaltung begründete Ende letzten Jahres den Umzug in einen anderen Stadtteil mit dem abnehmenden Bedarf an Bürofläche in Folge von Homeoffice und mit dem für die Beschäftigen unzumutbaren sozialen Umfeld in Gaarden. Das angeschlossene Parkhaus sei zentraler Drogenumschlagplatz. Es sei nicht angenehm, morgens schon auf Spritzen zu treten. Künftig sollen dort Studenten der benachbarten Technischen Universität unterkommen und zur Aufwertung des Stadtteils beitragen.

In den vergangenen zehn Jahren ist die Anzahl der Studienanfänger in Deutschland um knapp 50 Prozent gestiegen. Auch die Zahl der Single-Haushalte und „Business-Pendler“ steigt. Kleinstwohnraum bleibt also gefragt. Neuen Untersuchungen der Immobilienberatungsgesellschaft Knight Frank zufolge ist Deutschland der beste Standort in Kontinentaleuropa für Investitionen in Studentenwohnheime. Gebaut werden meist komfortable Einraum-Appartements mit einer Größe bis zu 25 Quadratmetern mit eigenem Bad und Küchenzeile.

Obwohl während der Pandemie vor allem ausländische Studenten wegblieben und sich die Wartelisten in den Heimen des Deutschen Studentenwerkes (DSW) vorübergehend verkürzten, stiegen 2020 laut einer Untersuchung des Dienstleisters MLP die Mieten für Appartements in 29 von 30 Hochschulstädten weiter.

Studentische Wohnungen erzielen im Mittel zwischen 5,0 und 5,5 Prozent Rendite – weit mehr als Investoren bei Büros (3,5 Prozent) oder im Hotelsektor erwarten können (4,0 Prozent). Im ersten Halbjahr 2021 erreichte der deutsche Investmentmarkt für Studentenwohnheime und Mikroapartments ein Transaktionsvolumen von 738 Millionen Euro.

Allerdings muss die öffentliche Hand darauf achten, „dass das Richtige an den richtigen Stellen gebaut wird“, mahnt Breitner. „Die Wohnbedürfnisse von Studenten und Einpersonenhaushalten auf der einen Seite und Familien auf der anderen dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden.“ Beide Gruppen benötigten bezahlbaren Wohnraum. „Um den dringendsten Bedarf zum Beispiel in der Landeshauptstadt zu decken, müssten zusätzlich 700 Studentenwohnplätze geschaffen werden“, so der VNW-Chef.

Welche Höchstmiete gefördert wird

Es sei unstrittig, dass es in einer angesagten Stadt wie Kiel Mietangebote für unterschiedliche Bedürfnisse und Geldbeutel geben müsse. An eine öffentliche Förderung seien jedoch stets Mietobergrenzen gekoppelt. Dadurch soll sichergestellt werden, dass auch junge Menschen aus weniger begüterten Haushalten studieren können. Ein Blick in die Förderrichtlinien der Investitionsbank Schleswig-Holstein zeigt: Sofern die Bank den Bau fördert, darf eine Warmmiete von maximal 13,25 Euro pro Quadratmeter genommen werden.

Mehr lesen