Versteigerung und Interview

Kunsthaus Kappeln: Im Gespräch mit Albert Schindehütte

Kunsthaus Kappeln: Im Gespräch mit Albert Schindehütte

Kunsthaus Kappeln: Im Gespräch mit Albert Schindehütte

Doris Ambrosius
Kappeln
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Stand den Besuchern Rede und Antwort: Albert Schindehütte Foto: Ambrosius/shz.de

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Zur Versteigerung einer Gemeinschaftsskulptur und zu einem moderierten Gespräch mit dem Künstler Albert Schindehütte hatte der Verein Kunsthaus Kappeln eingeladen.

Über 250 Menschen ließen in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Heidi Hencken eine Gemeinschaftsskulptur entstehen, die am Sonnabend, 17. Dezember, zugunsten des Kappelner Kunsthauses versteigert wurde. „Die Kunst in uns“, wie sie das Werk nennt, entstand durch viele Hände und Ideen.

„Es soll vor allem etwas ganz Besonderes ausdrücken“, sagte Hencken und erklärte, dass in der heutigen Konsumwelt unendliche viele Dinge vorgefertigt sind. „Dadurch geht viel
Kreativität verloren, vor allem bei Kindern.“

Mit „Die Kunst in uns“ möchte sie dem etwas entgegensetzen und während ihrer gemeinsamen Ausstellung mit Claus Vahle, motivierte sie jeden Besucher des Kunsthauses ein kleines eigenes Werk zu schaffen, welches sie dann in die Skulptur
hineinarbeitete, später brannte und glasierte.

Die Skulptur geht nach Arnis

Die Versteigerung, durchgeführt vom stellvertretenden Vorsitzenden Jens Burkart, war ein wenig enttäuschend, da von den rund 30 anwesenden Besuchern nur zwei tatsächlich boten. Bei 390 Euro (Mindestgebot war 300) war auch schon Schluss.

Den Zuschlag bekam Siegfried Stehmann (79) aus Arnis. Er ist Mitglied im Verein Kunsthaus Kappeln und hatte selbst ein Stück zur Skulptur beigetragen, was auch ein Grund war, warum er die Skulptur gerne haben wollte. „Sie wird im Wintergarten einen schönen Platz unterm Fenster bekommen“, sagte er und freute sich gemeinsam mit seiner Frau über das absolut einmalige Kunstwerk.

Knapp 3000 Euro für die Heizungsanlage

Durch eine private Spende über 1.000 Euro und eine Spende der Eckernförder Bank über 1.500 Euro bekam der Verein Kunsthaus Kappeln trotzdem immerhin insgesamt 2890 Euro finanzielle Unterstützung, mit der nun zum Beispiel die Heizungsanlage optimiert werden kann.

Statt mitzubieten, hatten die meisten Besucher einen ganz anderen Grund für ihren Besuch: Ein Gespräch mit dem Grafiker, Zeichner und Künstler Albert Schindehütte, das vom Kurator und künstlerischen Leiter Alf Herrmann moderiert wurde, füllte den Raum bis zum letzten Platz.

Viele Interessierte kamen zum Künstlergespräch

Albert „Ali“ Schindehütte stand Rede und Antwort inmitten vieler seiner Werke, die bis zum 19. Februar 2023 im Kunsthaus zu sehen sind. In Kassel geboren und aufgewachsen in Breitenbach, lebte er unter anderem in Berlin und heute in Hamburg. 1985 entdeckte er unter seinen Vorfahren Johann Friedrich Krause aus Breitenbach, den den Gebrüdern Grimm Märchen zugetragen haben soll.

Auf Schindehüttes Initiative hin wurde daher 1997 mit seinen Arbeiten die Schauenburger Märchenwache eingerichtet wurde. Seine Kunstwerke machen die starke Verbundenheit mit den Grimmschen Märchen deutlich und erwecken Märchen auf eine ganz besondere Art und Weise zum Leben erwecken.

Ausstellung bis zum 19. Februar 2023

Zeichnungen, Radierungen, Lithographien Holzschnitte und die seit 1994 entstandenen Riesen-Holzschnitte werden seit über fünfzig Jahren in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt. Darüber hinaus sind sie in einigen Buchveröffentlichungen und Sammlungen zu sehen.

Auf die Frage des Kurators, wie er es mit der Realität und Wirklichkeit halte, antwortete Schindehütte: „Welche Wirklichkeit meinst du? Die liegt im Auge des Betrachters und ist morgen schon wieder anders als heute“, sagte er, dass sie für ihn in der Kunst nicht fassbar wäre. „Die Wirklichkeit ist mein Freund, aber die Darstellung enthält eine Magie. Wirklichkeit ist immer da, in Kunstwerken wird sie gefiltert.“

Ob die Kunst eine Flucht aus der Wirklichkeit hinein in die Freude sein könne, überlegte Alf Hermann, und ob Kunst die Welt verändere oder verbessere? „Ist das deine Motivation?“, fragte er den Grafiker. Da muss der Künstler nicht lange überlegen, denn er ist der Auffassung, dass die Welt lieber ihn verbessern solle.

Eine Frage aus dem Publikum, ob er mit Kunst seine Gefühle ausdrücke, ließ ihn das Wichtigste überhaupt zusammenfassen: „Ja, natürlich, mehr als alles andere. Nur Kontrolle und Vernunft geht überhaupt nicht“, beschrieb er, wie seine Werke entstehen. So sehr auf der einen Seite ein durchdachtes Unterfangen, so könne er andererseits manchmal gar nicht genau sagen, wie es entstanden sei. „Manchmal sehe selbst ich erst am Ende, was ich gezeichnet habe.“

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