Corona in Nordfriesland

Lage in den Praxen: Wie die Hausärzte mit der Omikron-Welle umgehen

Lage in den Praxen: Wie die Hausärzte mit der Omikron-Welle umgehen

Wie die Hausärzte mit der Omikron-Welle umgehen

SHZ
Friedrichstadt/Tönning
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Die Zahl der Coronafälle nimmt dank Omikron stetig zu, das merken auch die Hausärzte in ihren Praxen. Foto: CHRISTIAN OHDE via www.imago-images.de/shz.de

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Die Corona-Zahlen steigen und steigen, dafür sorgt die hochansteckende Omikron-Variante. An vorderster Front kämpfen auch die Hausärzte in der Pandemie. Drei Mediziner aus Nordfriesland berichten, wie sie die Lage sehen.

Seit Ende Dezember steigt die Zahl der Corona-Infizierten in Nordfriesland stark an. Waren am 22. Dezember 341 Nordfriesen mit Covid-19 infiziert, so meldete das Kreisgesundheitsamt am 5. Januar schon 1109 Erkrankte. Stetig befeuert wird die dramatische Entwicklung durch die rasante Ausbreitung der Omikron-Variante, die deutlich ansteckender ist als der bisherige „Platzhirsch“ Delta.

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Das hat natürlich auch Folgen für die Hausarztpraxen. Immer mehr Menschen melden sich mit Symptomen. Für sie haben die Ärzte eigene Infektsprechstunden eingerichtet. Auch die Impfstrategien wurden umgestellt, während man in einigen Praxen als Patient ohne Termin geimpft wird, haben andere Praxen eigene Zeiten dafür reserviert.

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„Wir versuchen, die Lage soweit wie möglich erst einmal am Telefon zu klären, das ist natürlich ein deutlicher Mehraufwand“, sagt Dr. Frauke Mehret, Hausärztin in Tönning, auf Anfrage von shz.de. Wenn es sein muss, werden die Betroffenen dann in die Infektsprechstunde am Ende der normalen Sprechstundenzeit einbestellt.

Bis zu 15 Menschen mit Symptomen täglich

Aber es gebe immer noch Einzelfälle, wo Menschen mit Erkältungssymptomen einfach in die Praxis marschieren. „Die zeigen aber Verständnis, wenn man sie wieder rausschickt.“ Seit dieser Woche nehmen die Fälle zu. Manchmal seien es 15 Menschen mit Symptomen am Tag, manchmal fünf. „Am Mittwoch waren zwei Patienten mit positiven Ergebnis darunter.“ Aus Sorge vor Ansteckung kämen ältere Menschen kaum noch in die Praxis.

Hausarzt Dieter Kowalczyk aus Friedrichstadt hat für Menschen mit Symptomen einen Zeitraum am Morgen und bei Bedarf noch einen am Vormittag reserviert. Für sie ist ein eigener Eingang und ein eigener Bereich reserviert. Untersuchung und Abstrich werden dann in Schutzkleidung vorgenommen. Bis das Ergebnis da ist, bittet er sie erstmal um Quarantäne als Sicherheitsmaßnahme.

40 positive Fälle in Friedrichstädter Praxis an einem Tag

„Am Montag haben sich 59 Patienten gemeldet, von denen dann 40 positiv waren“, berichtet der Mediziner. Seitdem seien es jeden Tag so viele. Seit Silvester häuften sich die Zahlen. Und Omikron sei definitiv auf dem Vormarsch. Er habe ein Labor, das sequenziere. Das Ergebnis: Mehr als 60 Prozent der Infizierten sind von der neuen Variante betroffen.

Auffällig sei, dass natürlich sehr viele Ungeimpfte unter den Infizierten seien und viele junge Leute zwischen 15 und 30 Jahren. Sie zeigten oft mittelschwere Grippesymptome.

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Symptome einer leichten Bronchitis

Die älteren Patienten in seiner Praxis seien weniger betroffen. „Die über 60-Jährigen sind bei mir zu 100 Prozent geimpft.“ Es seien auch insgesamt nicht mehr viele zu boostern. „Damit habe ich schon im September in den Altenheimen angefangen.“ Wer als Geboosterter dennoch erkranke, bei dem zeigen sich nach seiner Erfahrung Symptome einer leichten Bronchitis, so Kowalczyk.

84 PCR-Tests seien in seiner Praxis in dieser Woche gemacht worden, davon waren 46 positiv. Zusätzlich würden 450 Antigentests pro Woche vorgenommen.

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Da die Testzentren wegen der steigenden Infektionszahlen überlastet sind, schickt Frauke Mehret keine Patienten mehr zum PCR-Test dorthin. Sie nimmt sie nun selbst vor, allerdings nur nach genauer Indikationsstellung, wiederum wegen der Laborüberlastung. Zehn PCR-Tests seien es derzeit pro Woche.

Zehn bis 15 Anfragen für PCR-Tests am Tag

In der Praxis Körner in Mildstedt seien es zehn bis 15 Anfragen für PCR-Tests am Tag, wie Mediziner Sebastian Körner berichtet. In fünf bis sechs Fällen, wenn Symptome vorliegen, werden dann die Tests gemacht. Aber unter den Infizierten seien nach seiner Beobachtung nur wenige, die wirklich krank seien.

Er bemängelt, die starke bürokratische Belastung. Es gebe keine verbindlichen Richtlinien, wie beispielsweise mit einer Kontaktperson verfahren werden soll. Bezahlt die Krankenkasse dann den PCR-Test? Ist eine Krankschreibung möglich? Zudem sei das Gesundheitsamt wegen der vielen Fälle nur noch schwer zu erreichen.

Ansteckung auf private Feiern über die Feiertagen

Die Ansteckung erfolgt zumeist über private Feiern zu Weihnachten und Silvester im Familien- und Bekanntenkreis, das haben alle drei Mediziner beobachtet. Frauke Mehret nennt auch Ansteckungen in der Gastronomie, während Sebastian Körner beobachtet, dass zunehmend die Kinder aus dem Kindergarten einen Corona-Infekt mitbringen.

Und alle drei raten im Umgang mit Corona: Impfen lassen, Kontakte reduzieren, konsequent Abstand halten, besonders die jungen Leute sollten daran denken, sowie Hände waschen und FFP-2-Maske tragen und natürlich regelmäßig wechseln. Brillenträger sieht Dieter Kowalczyk noch zusätzlich im Vorteil. Die Brille schütze, das sei erwiesen, denn das Corona-Virus könne auch über die Augen in den Körper gelangen.

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Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
„Zusammenhalt: Es geht noch viel mehr in Nordschleswig“