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Leere Läden und wenige Urlauber: Föhrer HGV-Vorsitzender sorgt sich

Leere Läden und wenige Urlauber: Föhrer HGV-Vorsitzender sorgt sich

Leere Läden und wenige Urlauber auf Föhr

Anna Goldbach
Föhr
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Bernd Wigger wurde erneut zum ersten Vorsitzenden des HGV Föhr gewählt.  Foto: Anna Goldbach/shz.de

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Von der Weihnachtsbeleuchtung bis zur Wyker Fußgängerzone: Die Themen auf einem Treffen des Handels- und Gewerbeverein (HGV) waren vielfältig. So wollen sie auf Föhr gegen Leerstand und fehlende Umsätze kämpfen. 

Putins Angriffskrieg auf die Ukraine mache sich auch auf dem ohnehin von der Pandemie geschwächten Föhr nach wie vor bemerkbar. Das wurde jetzt auf der Jahreshauptversammlung des Handels- und Gewerbeverein (HGV) deutlich. Die Inflation belastet nicht nur Föhrer Haushalte, sondern auch die der Gäste und wirke sich somit auch auf ihr Buchungs- und Ausgabeverhalten aus, sagte Bernd Wigger, Vorsitzender des HGV. Das habe sich bereits zum Saisonstart gezeigt: „Ostern war nicht so prickelnd“, so Wigger, der selbst seit Jahren ein Geschäft in der Großen Straße in Wyk betreibt, weiter. Das gelte auch für diejenigen, die sonst um diese Zeit von Tagestouristen überlaufen würden.

Es fehlt an Kaufkraft auf Föhr

Urlaube würden vermehrt kurzfristig abgesagt, wie es von den Agenturen heiße. „Diejenigen, die sonst dreimal im Jahr Urlaub gemacht haben, fahren jetzt nur noch einmal“, sagt Wigger. Und die, die einmal weggefahren sind, würden durch die steigenden Lebenshaltungskosten, in diesem Jahr vielleicht komplett verzichten, macht Wigger deutlich. Kurz: Es fehlt an Kaufkraft – und an Nachfrage.

Dabei sei das Nachfrageniveau aber nun mal Wirtschaftsfaktor Nummer eins auf der Insel, entscheide auch über die Finanzkraft der Kommunen und das Angebot an öffentlicher und touristischer Infrastruktur.

Demnach müsse die „Werbemaschine“ angeworfen werden, wie Wigger sagt. Und dafür zuständig sei die Föhr Tourismus GmbH (FTG). Durch gezielte Vermarktung könne Nachfrage so nämlich generiert werden. Denn: „Wir können nicht mit Geld jemanden retten, das schaffen wir nicht“, sagt er.

Bernd Wigger wünscht sich daher einen Runden Tisch, an dem Lokalpolitiker, Verbände, Leistungsträger und Touristiker regelmäßig zusammen kommen, um aktuelle Daten zusammenzutragen. So ließen sich Nachfrage-Einbrüche schneller erkennen und gezielter gegensteuern. „Sonst geht hier mal ein Geschäft weg, dann da und dann heißt es hier ist Leerstand, was machen wir jetzt?“.

Ein erstes solches Treffen gemeinsam mit Christian Stemmer habe bereits stattgefunden. Die Beteiligung sei allerdings nicht so groß gewesen, wie erhofft. Gerade, weil Probleme wie der Fachkräftemangel oder der mangelnde Wohnraum, die es gemeinsam zu bewältigen gelte, die Föhrer Wirtschaft zusätzlich schwächten, bedürfe es einer Fortsetzung des Tisches – mit allen Beteiligten. „Wir brauchen wieder mehr Qualität im Tourismus“, stellt der HGV-Vorsitzende im Gespräch mit shz.de fest. „Und das geht einher mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Und das geht einher mit genügend touristischer Fläche, wie Gastronomie“.

Wyker Innenstadt muss weiter gestärkt werden

Ziel sei immer, die Wyker Innenstadt zu stärken. Aus diesem Grund habe auch die Anzeige des Greenparks, einem Gewerbepark, der derzeit im Wyker Industriegebiet entsteht, in einem Föhrer Wochenblatt für Irritation gesorgt. Denn während die Sortimentliste, die besagt, welche Waren im Industriegebiet vertrieben werden dürfen, klar vorsieht, dass der Verkauf von Mode der Innenstadt vorbehalten ist, werfe die Anzeige ein anderes Bild auf. Dort ist nämlich ein Bekleidungsgeschäft von Innen zu sehen. „Wenn man Bilder für sich sprechen lässt, ist das nicht fehlzuinterpretieren“, ärgert sich Wigger.

Diesbezüglich hoffe der Verein, dass die Kommunalpolitik Sorge dafür trage, dass die „zur Stabilisierung und zum Schutz der Innenstadt gezogenen Linien“, also die Wahrung der Sortimentliste, eingehalten werden.

Bezüglich der Weihnachtsbeleuchtung in der Innenstadt macht dem Vorsitzenden vor allem die Finanzierung Sorge. In den vergangenen zwei Jahren hatte die Stadt die Kosten übernommen. Der HGV selbst „kann das nicht bezahlen“, sagt Wigger, der bereits in Kontakt zur FTG steht, um über mögliche Planungen zu sprechen.

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