Flensburger Schiffbau-Gesellschaft

Letzte Warnung an Investor Lars Windhorst: FSG-Beschäftigte streiken erneut

Letzte Warnung an Investor Lars Windhorst: FSG-Beschäftigte streiken erneut

FSG-Beschäftigte streiken erneut

Julian Heldt/shz.de
Flensburg
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Am Donnerstagmittag wurde vor dem Werfttor in Flensburg gestreikt. Foto: Staudt/shz.de

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Keine Tarifbindung, verspätete Gehaltszahlungen, unklare Strukturen: Bei den Werft-Mitarbeitern der FSG-Nobiskrug wächst der Ärger über Eigentümer Lars Windhorst.

Die IG Metall hat für Verpflegung gesorgt. Es gibt Wurst im Brötchen vor dem Werfttor der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft. Als aus den Lautsprechern „Smoke on the water“ ertönt, setzt ein heftiger Schauer ein.

Für FSG-Betriebsratschef Jan Brandt sinnbildlich: „Wir werden im Regen stehen gelassen.“ Er und seine Kollegen sind am Donnerstagmittag erneut in den Warnstreik getreten. Sie fordern, dass Werftchef Lars Windhorst mit seinen Gesellschaften dem Arbeitgeberverband Nordmetall beitritt und die FSG-Nobiskrug damit zur Tarifbindung zurückkehrt.

Nur 26 Urlaubstage, keine Tarifbindung, keine Inflationsprämie. „Überall liest man, dass Facharbeiter gesucht werden. Doch kriegt man so neue Leute in die Firma?“, fragt Brandt.

Die FSG-Beschäftigten und die IG Metall sind vom Zickzack-Kurs des Investors genervt. Immer wieder kam es in den vergangenen Monaten zu Verspätungen bei den Gehaltszahlungen. „Ihr müsst jeden Monat auf euer Geld warten. Mir geht es nicht in den Kopf, wie man mit Menschen so umgehen kann“, ruft DGB-Regionsgeschäftsführerin Gabriele Wegner den Streikenden zu.

Im Juni war der beliebte Geschäftsführer Philipp Maracke quasi über Nacht zurückgetreten. Den Beschäftigten fehlt nun vor Ort die Führungspersönlichkeit.

WhatsApp-Nachricht von Windhorst

„Herr Windhorst, wir wollen Taten sehen und Ihre Unterschrift, damit wir die Tarifbindung kriegen“, sagt Brandt. Im Juni hatte der umstrittene Investor dem IG-Metall-Chef Michael Schmidt per WhatsApp mitgeteilt, dass er zum 1. Juli Nordmetall beitreten wolle. Unsere Redaktion konnte diese Nachricht einsehen.

Bisher ist jedoch nichts passiert. „Ich glaube, Herr Windhorst und andere auf Führungsebene wissen gar nicht, was hier angerichtet wird“, ärgert sich Schmidt.

600 Beschäftigte bei FSG-Nobiskrug

Bei der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft sind aktuell 380 Menschen beschäftigt, bei der zu ihr gehörenden Nobiskrug in Rendsburg 220. Aufgrund der jüngsten Unruhen sollen nach Informationen von shz.de zuletzt mehrere Fachkräfte gekündigt haben.

„Die Leute brennen für die FSG, aber dieser Brand ist irgendwann zu Ende“, so Schmidt. Neben der Rückkehr zur Tarifbindung wünscht er sich von Windhorst auch Antworten auf offene Zukunftsfragen. Weiterhin gibt es Gerüchte über den möglichen Einstieg eines neuen Investors. Auch ist unklar, wer der Nachfolger des zurückgetretenen Maracke wird. Dieser wird in den öffentlich einsehbaren Registern sogar noch als Geschäftsführer der FSG-Nobiskrug geführt.

Kommt bald eine Urabstimmung?

Den Warnstreik am Donnerstagmittag sieht Schmidt als „letzten Warnschuss“. „Wer so einen Warnstreik macht, macht auch andere gute Streiks“, sagt er. Von einer möglichen Urabstimmung ist plötzlich die Rede.

Rund um das Werfttor hat es inzwischen aufgehört zu regnen. Wieder ertönt Musik und es geht um die Wurst.

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