Geburtstagsfeier am 18. Juli 2022

Mehr als „Torte und Schnittchen“: Darum sind die Kappelner Landfrauen auch nach 70 Jahren noch angesagt

Darum sind die Kappelner Landfrauen auch nach 70 Jahren noch angesagt

Darum sind die Kappelner Landfrauen noch angesagt

Doris Smit/shz.de
Kappeln
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Petra Heide (r.) mit Elisabeth Petersen, die 1952 bei der Gründung des Landfrauenvereins dabei war. Foto: Doris Smit/shz.de

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Vor 70 Jahren wurde der Landfrauenverein Kappeln gegründet. Zu den fünf Gründungsmitgliedern gehörte auch Elisabeth Petersen. Zusammen mit der Vorsitzenden Petra Heide blickt die heute 90-Jährige zurück.

100 Frauen waren dabei, und 50 von ihnen entschlossen sich gleich, in den neuen Verein einzutreten: Am 18. November 1952 wurde in der Landwirtschaftsschule in der Hindenburgstraße der Landfrauenverein Kappeln gegründet. Zu den fünf Gründungsmitgliedern gehörte damals auch Elisabeth Petersen vom Nübbelhof.

Anfang der 50er-Jahre: Die Männer arbeiteten in der Landwirtschaft, die Frauen kümmerten sich um die Hauswirtschaft. „Richtig viel raus ist man damals als Frau wohl kaum gekommen“, sagt Petra Heide. Die Vorsitzende des Landfrauenvereins Kappeln hat vor der 70-Jahr-Feier die Jahrbücher gewälzt. Elisabeth Petersen stimmt ihr zu. Sie ist auf dem Nübbelhof geboren und dort groß geworden. Um Hauswirtschaft zu lernen, war sie an verschiedenen Stellen – unter anderen in Rügge und in einem Hotel in Hamburg.

Um die Weiterbildung ging es im Verein, aber auch um die Gesellschaft, den Austausch und den Zusammenhalt untereinander, so Heide weiter. Und um spektakuläre Neuigkeiten: Im Laufe der Jahre wurden reichlich technische Geräte vorgestellt, die für Erleichterungen im Haushalt sorgen würden. „Darunter waren elektrische Bügeleisen, die die alten, die noch mit Kohlen beheizt wurden, ersetzen sollten, oder auch einfache Waschmaschinen, wo vorher noch das Waschbrett zum Einsatz kam“, erinnert sich Elisabeth Petersen.

Mehr als Torten und Schnittchen

Die 90-Jährige zeigt ein Buch mit dem Titel „Elektrisches Kochen“ – auf der ersten Seite wird Aufbau und Bedienung der Kochplatten erklärt. Die Landfrauen beschäftigten sich mit neuen Rezepten und waren auch damals schon zur Stelle, wenn bei einer von ihnen ein Fest anstand. Dann unterstützten mit Torten und Schnittchen. Auch andere Haushaltstipps wurden ausgetauscht.

„Ausbesserung von Oberhemdenkragen“ steht auf der Liste. Elisabeth Petersens Tochter Wiebke Knospe (56), selbst seit einigen Jahren Landfrau in Kappeln, erinnert sich daran, wie ihre Mutter die abgescheuerten Kragen auseinander trennte, umschlug und wieder zusammennähte. „Dann waren die Hemden wieder wie neu“, sagt sie und lacht.

Sie berichtet auch davon, was ihre Mutter noch alles im Haushalt gemacht hat. „Sie hat tapeziert, die Möbel gebeizt und gestrichen, Stühle gepolstert und die Bäder gefliest“, verrät sie. Ihre Mutter winkt bescheiden ab. „Das Geld war knapp, da lag der Knüppel beim Hund“, sagt Elisabeth Petersen und lacht. YouTube-Videos habe es ja noch nicht gegeben, sagt die Tochter. „Tipps gab es bei den Landfrauen. Gott sei Dank gibt es die immer noch!“, erklärt ihre Mutter.

Hauswirtschaft, Mode, Pflanzenschutz, Bauen und Wohnen waren Dauerbrenner unter den Themen, es gab Vorträge, die teilweise auch heute noch aktuell sein könnten. Schon 1969 wurde gefragt: „Ist unsere Jugend zu modern oder sind wir zu altmodisch?“ oder 1971 „Augen auf beim Lebensmittelkauf“. Heute geht es auch um Sozialversicherungen, Sucht, Schüssler Salze oder die Geschichte Kappelns. Petra Heide: „Es gibt neue Themen, andere sind vielfach geblieben, aber ihre Inhalte haben sich der Zeit angepasst.“

Reisen durch ganz Europa

Ganz wichtig für die Entwicklung des Landfrauenvereins sind die Reisen, die bereits ab 1962 aufgenommen wurden. Es ging an die Cote d´Azur, nach Stockholm und Paris, es ging nach Polen, Kroatien und Dänemark. Elisabeth Petersen erinnert sich an Ausflüge zur „Grünen Woche“ nach Berlin oder eine Tour nach Norwegen: „Da war die ganze Clique mit“, sagt sie.

Die Kappelner Landfrauen zählen aktuell 204 Mitglieder. Gerne würde die Vorsitzende auch noch neue Mitglieder begrüßen. „Die Betonung liegt heutzutage auch nicht mehr nur auf Land, sondern auch auf Frau“, sagt sie, nur fünf Prozent der Landfrauen sind heute noch in der Land- oder Hauswirtschaft auf einem Hof tätig. „Ich selber bin als Großstadtpflanze dazu gekommen“, sagt sie lachend. Und das Interesse und Engagement der Landfrauen gehe heute viel weiter als nur „Torte und Schnittchen“.

Anmelden zur 70-Jahr-Feier im Schützenhaus

Am Montag, 18. Juli, feiern die Kappelner Landfrauen ihr Jubiläum. Das Fest beginnt um 16 Uhr im Schützenhaus in Kappeln. Elisabeth Petersen plant auch zu kommen, einige der Namen auf der Liste der langjährigen Mitglieder sagen ihr noch etwas. Auch der Vorstand hofft auf zahlreiche Gäste an dem Tag. Anmeldungen werden noch entgegen genommen von Petra Heide unter Telefon 0176/66659929.

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