Schleswig

Nach Restaurierung: Totenbahre ist zurück im St.-Johannis-Kloster

Nach Restaurierung: Totenbahre ist zurück im St.-Johannis-Kloster

Schleswig: Totenbahre ist zurück im St.-Johannis-Kloster

Claudia Kleimann-Balke/shz.de
Schleswig
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Konstantin Henkel, Kristina Schelinski und Uta Lemaitre (v. l.) freuen sich darüber, dass mit der Totenbahre ein kulturell bedeutendes Kleinod einen würdigen Platz im St.-Johannis-Kloster eingenommen hat. Foto: Claudia Kleimann-Balke/shz.de

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Das Relikt aus dem 17. Jahrhundert erstrahlt in neuem Glanz und hat nun im Kloster einen Ausstellungsort gefunden.

„Die Totenbahre aus dem Schleswiger St.-Johannis-Kloster ist eine der wenigen erhaltenen Totenbahren des Landes und somit ein kulturell bedeutendes Zeugnis geistlicher Tradition“, bewertet Uta Lemaitre das historische Artefakt. Drei Monate lang stand die Bahre in der Werkstatt von Lemaitre und ihrer Kollegin Ursula Lins, dem Restauratorenteam Schleswig, und erfuhr dort plötzlich die Aufmerksamkeit, die sie viele Jahren entbehren musste.

Hinter der Nonnenempore wiederentdeckt

Lange Zeit fristete sie auf dem Turmboden hinter der Nonnenempore ein unscheinbares Dasein – bis sich der Freundeskreis des St.-Johannis-Klosters ihrer annahm. „Nach den sechs großen baulichen Sanierungsprojekten, die wir in den vergangenen 15 Jahren realisieren konnten, haben wir nun Zeit, um uns kleineren Projekten zu widmen. Sie sind uns ebenso wichtig, denn sie füllen die historischen Mauern des Klosters mit Leben und erzählen uns viele Geschichten“, sagt Konstantin Henkel, Vorsitzender des Freundeskreises.

„Für uns war es das erste Objekt dieser Art und allein deshalb schon spannend“, beschreibt Uta Lemaitre ihre Arbeit an der Bahre. Nach intensiver Untersuchung und der Dokumentation ihres Zustandes machten sich die beiden Expertinnen an die Arbeit. Die Tragebalken wurden, mitsamt der fünf querverlaufenden Verstrebungen, von den Standbeinen gelöst. Um diese konstruktiven Teile kümmerte sich Tischlermeister Peter Hansen aus Lürschau. Er prüfte die einzelnen Holzverbindungen, sicherte Zapfenverbindungen, verdübelte und verleimte, wo es nötig war und stellte so die Standfestigkeit der Bahre wieder her.

Die Bahre hat eine Menge zu erzählen

Restaurierung und Konservierung der übrigen Teile lag in den fachkundigen Händen des Restauratorenteams. „Wir haben ganz bewusst die Gebrauchsspuren erhalten“, erklärt Uta Lemaitre. „Man soll sie ruhig sehen, so erkennt man die Geschichte der Bahre.“ Und sie hat in der Tat eine Menge zu erzählen – das wurde nach der Entfernung des Grauschleiers sehr deutlich. „Tiefe Sägespuren an beiden Tragebalken zeugen von einer Verwendung der Totenbahre als Sägebock in jüngster Zeit.“

Neben dieser Zweckentfremdung sind deutlich Abnutzungsspuren zu sehen, beispielsweise an den aufwendig geschnitzten Standbeinen, die am unteren Ende ihre schwarze Farbigkeit eingebüßt haben. An den Trageholmen hatte sich sogar jemand mit seinen eingeritzten Initialen verewigt. Darüber hinaus zeugen tiefe Ausbrüche in der Holzsubstanz von einem früheren Holzinsektenbefall.

So lautet die Inschrift aus dem Jahr 1643

„Wir haben eine prophylaktische Behandlung gegen Schädlingsbefall vorgenommen und geschwächte Partien gehärtet“, sagt Uta Lemaitre. Kleine Fehlstellen in der Malschicht der Kartusche, sie zeigt den Kopf Johannes des Täufers, und auch an der Inschrift „Das Kloster Waffen S. IOHANIS vor Schleswigh Anno 1643“ wurden mit Gouache retuschiert.

Rund 66 Stunden Intensivbehandlung hat die Totenbahre hinter sich. „Der Zustand ist jetzt serh schön und gepflegt“, betont auch Kristina Schelinski vom Landesamt für Denkmalpflege. „Dass sie jetzt wieder so gut dasteht, ist eine große Freude für mich.“

Die Restauratorin hatte nach ihrer Begutachtung im Sommer letzten Jahres die Bedeutung der Totenbahre für das Kloster festgestellt und so die Konservierung unterstützt. Dank der finanziellen Unterstützung durch das Landesamt für Denkmalpflege, die Kulturstiftung der Nord Ostsee Sparkasse und den Freundeskreis St.-Johannis-Kloster konnte dieses kulturelle Kleinod restauriert werden.

Hier hat die Totenbahre ihren neuen Platz gefunden

Die Totenbahre ist nun zurück im Kloster und hat im Turm der Klosterkirche einen Platz gefunden. „Hier ist ein schöner Ausstellungsort entstanden, an dem man den Besuchern des Klosters die Totenbahre zeigen kann“, erklärt Konstantin Henkel. „Wir haben sie so positioniert, dass man sie umlaufen und von allen Seiten betrachten kann.“

Über viele Jahre begleitete die Bahre Stiftsdamen und Priörinnen auf ihrem letzten Gang zu ihrer Grabstätte. Durch die Restaurierung und die klimagerechte Aufstellung im Turm bleibt dieses authentische Zeugnis christlicher Kultur erhalten.

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