Unikat als Zeitzeuge

Niebüller Sammler ersteigert sensationelle Briefmarke

Niebüller Sammler ersteigert sensationelle Briefmarke

Niebüller Sammler ersteigert sensationelle Briefmarke

SHZ
Niebüll
Zuletzt aktualisiert um:
Diese postalische Rarität wurde einst in Leck abgestempelt. Foto: Arndt Prenzl/SHZ

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Die Sammelleidenschaft für Briefmarken hat durch die Corona-Pandemie eine Renaissance erfahren. Ein Niebüller Philatelist ersteigerte nun einen Brief mit einem Stempel „Deetzbüll 10.2.846.

Das Sammeln von Briefmarken hat eine lange Geschichte. Früher gehörte das kleine Sammelalbum zur Grundausstattung der männlichen Jugend. Nicht umsonst wurde der Spruch „Darf ich Dir noch meine Briefmarkensammlung zeigen“ legendär als Aufforderung zur Anbahnung der ersten gemeinsamen Nacht.

Zumeist kam es jedoch eher zum Entblättern als zum Blättern in dunklen, ledernen Sammelmappen. Der unglaublichen Karriere der Marke hat das jahrzehntelang keinen Abbruch getan.

Noch 1965 gab es einen Handelsmarkt, auf dem dreistellige Millionenbeträge unterwegs waren, allein in Deutschland. Die Auktionshäuser des Landes kommen auch heute auf solche Summen. Denn nun sind seltene Exemplare besonders gefragt, weniger ganze Sammlungen.

Briefmarken sind wieder gefragt

9,5 Millionen Dollar wurden 2014 für die „British Guiana 1c magenta", ein Einzelstück, bezahlt. Doch die Sammler werden immer älter, die Vereine sprechen von Überalterung. Das liegt zum Teil am geänderten Freizeitverhalten, aber auch am Verlust der Bedeutung der Briefmarke.

Corona hat aktuell auch hier für eine Renaissance gesorgt. Die „Aktie des kleinen Mannes“ ist wieder „in“, denn die Sammelleidenschaft ist gerade in Pandemie-Zeiten eine wunderbare, entspannende Angelegenheit. Und man kann dabei einen echten Nervenkitzel erleben, verbunden mit einem tollen Erfolgserlebnis.

Auktion fand am Telefon statt

Ein Niebüller Philatelist hat jetzt einen sensationellen Fang gemacht. Er ersteigerte einen Brief mit einem Stempel „Deetzbüll 10.2.846“. „Eine absolute Rarität“, sagt der Briefmarkensammler, der vor Glück strahlt. Er möchte unerkannt bleiben, da er sich überwiegend nur in der Welt der Philatelie ausgesprochen wohl fühlt. „Ich tauche dann für Stunden unter, vergesse alles!“

Nur beim Thema Briefmarke sind die Sinne geschärft. Als es um seinen „Fang“ ging, war er hellwach, um an der Auktion teilzunehmen. „Das funktionierte per Telefon!“ Angespannt ging er die Erhöhung der Angebote mit, steigerte jedes Mal mit. Gesehen hatte er das seltene Stück in einer Ankündigung eines Auktionshauses. „Ich wusste aber nicht, dass es ein Unikat ist!“

Reitende Post nach Tondern

Es ist faszinierend: Die Generalspostdirektion Kopenhagen hatte am 20.12.1845 bestimmt, dass in Deezbüll ab dem 1.1.1846 ein „Brief- und Frachtpostcomptoir“ eingerichtet wurde. „Aus dem Erlass geht der Postzwang hervor“, notierte Heinz Sandelmann im blauen „Niebüll-Buch“.

Früher hatten Kaufleute Schriftstücke mitgenommen. Zweimal in der Woche ging nun die „reitende Post“ nach Tondern. Später gab es sogar eine tägliche Verbindung nach Flensburg über Leck. „Teile der Bevölkerung waren mit dem Postzwang jedoch nicht einverstanden, so dass 1848 der Betrieb eingestellt wurde“, sagt der Sammler. Vorbei war es mit den schönen kaiserlichen Briefmarken samt Stempel.

Der Experte erlebte im Verlauf der Versteigerung auch mit, wie der einzige noch erhaltene Ersttagsbrief im Herzogtum Schleswig, der am 1.5.1851 in Leck auf seinen Weg ging, gewaltig im Preis stieg. Für über 8.000 Euro ging das Stück weg.

Stücke sind ausgezeichnet gut erhalten

„Es war der erste Markenbrief im Landesteil Schleswig“, sagt der Sammler, der selbst nicht mitbot. „Abgestempelt im Hauptpostamt Leck.“ Die seltenen Stücke sind ausgezeichnet erhalten. Spannende Historie: Erst 1866 wurde in Deezbüll in der Koogsreihe wieder eine „Post- und Telegraphenhülfsstelle“ eingerichtet, die wenig später nach Niebüll in das Gebäude der späteren Bahnmeisterei wechselte.


1887 gab es den ersten männlichen Briefträger in Niebüll, zuvor waren es Frauen. Wer sich für Briefmarken interessiert, kann sich an Lars Brodersen, Vorsitzender der Briefmarkenfreunde Leck und Umgebung wenden. Näheres unter ww.leck.de/briefmarkenfreunde-leck-und-umgebung.

Mehr lesen