Langballigau

Parkgebühren nach Protesten vorerst vom Tisch

Parkgebühren nach Protesten vorerst vom Tisch

Parkgebühren nach Protesten vorerst vom Tisch

Wilhelm van de Loo/shz.de
Langballigau
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Svea Frank überreicht Bürgermeister Kurt Brodersen einen Aktenordner mit Listen, auf denen sich 4151 Personen aus der Region gegen eine gebührenpflichtige Parkraumbewirtschaftung in Langballigau wenden. Foto: Wilhelm van de Loo/shz.de

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4151 Unterschriften gegen die Parkgebühren wurden dem Langballiger Bürgermeister Kurt Brodersen am Donnerstag übergeben. Die jüngsten Proteste zeigen nun Wirkung.

Die sprichwörtliche Kuh ist erst einmal vom Eis – vorläufig jedenfalls. Im Juni 2022 hatte die Gemeindevertretung (GV) Langballig den Grundsatzbeschluss gefasst, im Hafen Langballigau eine gebührenpflichtige Parkraumbewirtschaftung einzurichten. Ziel war eine Gegenfinanzierung der laufend anfallenden Kosten für den Betrieb und die Unterhaltung der öffentlichen Einrichtungen.

Als diese Absicht vor zwei Wochen bei der Sitzung des Bau- und Umweltausschusses (BUA) konkretisiert wurde war, sorgte das für viel Wirbel. Die Gewerbetreibenden im Hafen starteten daraufhin eine gegen dieses Vorhaben gerichtete Petition, die über alle Maßen großen Zuspruch fand.

Im Ergebnis konnte Svea Franck vom Eis-Café „Piccolo“ am Donnerstag bei der GV-Sitzung in der Aula der örtlichen Grundschule Bürgermeister Kurt Brodersen einen Aktenordner mit Listen und den Unterschriften von 4151 Personen aus der ganzen Region überreichen.

Unter Bezug darauf räumte der Bürgermeister bei seinem Bericht ein: „Das hat die Wellen in den letzten Wochen hochgehen lassen!“ Gleichwohl sprach er sich dafür aus, angesichts des begrenzten Parkraums bei der Anreise auf das eigene Auto zu verzichten und andere Möglichkeiten wie den Öffentlichen Personennahverkehr, das Fahrrad oder die Mitfahrbank in Anspruch zu nehmen.

Argumente und Standpunkte ausgetauscht

Bei einem nichtöffentlichen Gespräch von Mitgliedern des Bau- und Umweltausschusses (BUA) mit Gewerbetreibenden aus Langballigau am 1. Februar wurden nach Brodersens Worten die jeweiligen Argumente und Standpunkte „nachdrücklich“ ausgetauscht. Darin sah er den Einstieg in einen konstruktiven Prozess. Kevin Schober bekräftigte als BUA-Vorsitzender diese Aussage, wies aber auch darauf hin, „dass es immer einfach ist, gegen etwas zu sein.“ Deutlich schwieriger sei konstruktives Mitgestalten. Daran mangele es oftmals.

Mit einem umfangreichen Arbeitspapier, das der Redaktion vorliegt, waren die Gewerbetreibenden in das Gespräch am 1. Februar gegangen. Gleich zu Beginn und in Rot steht das Ziel: „Verzicht auf Erhebung von Parkgebühren in jeglicher Form auf dem großen Parkplatz P2“. Dieser (bisher) kostenfreie Parkraum habe die Ansiedlung vieler der 14 Gewerbebetriebe überhaupt erst ermöglicht. Deren Existenz werde in hohem Maße gefährdet.

Schrecken Parkgebühren Besucher ab?

Eine Gebührenpflicht beim Parken schrecke Besucher ab und erschwere zusätzlich das Gewinnen von Personal für die Gastronomie. Weiterhin bringe sie erhebliche Einschränkungen für größere Gesellschaften in den Restaurants (z.B. Hochzeiten) oder bei Seebestattungen. Schließlich führe sie zu einer drastischen Zunahme von Parkverstößen an anderer Stelle. Weiterhin seien Kameraüberwachung und Scannen von Kennzeichen ein Eingriff in die Privatsphäre von Anwohnern und Besuchern.

Gewerbetreibende wollen beim Müllsammeln helfen

In dem Arbeitspapier wird eine Kostenpflicht für die Nutzung der öffentlichen Toiletten befürwortet. Beim Parkplatz „P3“ hinter der Schranke am Campingplatz solle die Gebühr von zwei auf mindestens vier Euro pro Tag erhöht werden. Schließlich erklären sich die Gewerbetreibenden bereit, personelle und finanzielle Unterstützung zu leisten. So werde ein von ihnen zu entlohnender und schon zur Verfügung stehender Helfer an allen Wochenenden in der Saison die Müllentsorgung und die Strandpflege übernehmen.

Zum Schluss wird ein Versuch zur öffentlichen Trennung des Mülls empfohlen. Der Großteil falle durch den Verkauf von Speisen und Getränken in Form von recycelbaren Verpackungen an. Weitere Mülleimer könnten das schnelle Überfüllen der vorhandenen Tonnen verringern. Zu diesem Zweck solle mit den Gemeindearbeitern ein gemeinsames Konzept entwickelt werden. Dazu gehöre auch die Verwendung von Mehrwegverpackungen.

Entscheidung für ein Jahr ausgesetzt

Angesichts der Gesamtumstände sprach sich der Bürgermeister dafür aus, die Entscheidung über die weitere Vorgehensweise für ein Jahr auszusetzen. Die so gewonnene Zeit könne genutzt werden, eine für alle Seiten tragbare Lösung zu finden.

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