Hochwasser

Polder-Bau in Gelting fast abgeschlossen

Polder-Bau in Gelting fast abgeschlossen

Polder-Bau in Gelting fast abgeschlossen

Jörg Kasischke/shz.de
Gelting
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Hier sieht man links einen Bereich der eingedeichten Fläche, sowie die Umleitung der Au über das Durchlass-Bauwerk. Oben im Hintergrund beginnt das Wohngebiet, dass 2011 überflutet wurde. Foto: Jörg Kasischke/shz.de

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Der Polder ist eine 17 Hektar große eingedeichte Fläche, die zum Auffangen künftigen Starkregens dient und den Ort vor Hochwasser schützt.

Ein Hochwasser richtete am 4. September 2011 massiven Sachschaden in Gelting an. Über zehn Jahre stritt die Gemeinde um den richtigen Hochwasserschutz. Einige wollten einen Polder bauen – andere plädierten dafür, die Au mit einer Umleitung, einer Art Bypass, vom Ortskern fernzuhalten. Die Polder-Lösung setzte sich am Ende durch – auch vor Gericht – und wurde gebaut. Noch unklar ist, welche Kosten auf die sogenannten Vorteilsnehmer entfallen werden.

Zuständig für das Bauprojekt ist der Wasser- und Bodenverband (WBV) Gelting-Stenderuper-Au. Dessen Vorsitzender Hans-Asmus Martensen und Geltings Bürgermeister Boris Kratz zeigen sich zufrieden und erleichtert, dass der Binnenhochwasserschutz in Gelting nach über zehn Jahren kontroverser Diskussion nun Bestand hat.

Bis auf ein paar Restarbeiten und die Abnahme durch den Kreis ist der Polder-Bau abgeschlossen. „Endlich können wir einen Schlussstrich unter einem über zehn Jahre andauernden Verfahren ziehen. Wir freuen uns für unsere Bürgerinnen und Bürger, dass Gelting endlich den längst überfälligen und wichtigen Binnenhochwasserschutz hat“, sagt Geltings Bürgermeister Boris Kratz.

Er betont, dass dies vor allem Hans-Asmus Martensen und Hinrich-Uwe Lorenzen vom WBV zu verdanken sei, die sich mit großem Engagement und Durchhaltevermögen für den Bau des Polders eingesetzt haben – auch gegen erhebliche Widerstände durch die Polder-Gegner. Zudem habe die Gemeindevertretung vor fast fünf Jahren eine Arbeitsgruppe initiiert, mit dem Ziel, dass das Projekt endlich umgesetzt werden kann.

Kein Anwohner in Polder-Nähe sei in seiner Sicht eingeschränkt und auch der neu geschaffene Wander- und Fahrradweg werde sehr gut angenommen. Der Polder ist eine 17 Hektar große eingedeichte Fläche, die zum Auffangen künftigen Starkregens dient und den Ort vor Hochwasser schützt. Hierzu wurde der natürliche Verlauf der Au etwas verändert und durch die eingedeichte Fläche umgeleitet.

Im Verlauf fließt sie dann weiter durch einen regulierbaren Durchlauf eines Bauwerks aus der Fläche heraus, hinein in den natürlichen Verlauf der Au. „Der Polder ist quasi ein eingedeichtes Wasserrückhaltebecken, in welches das Wasser dosiert abgegeben werden kann. Ich würde sagen, der Bau steht auch in 200 Jahren und noch länger hier“, sagt Hans-Asmus Martensen. Zudem möchte die Gemeinde Gelting diese Fläche als sogenannte Ausgleichsfläche verwenden und zur Landschaftspflege mit Tieren beweiden.

Die Gesamtkosten für das Projekt betragen laut Hans-Asmus Martensen vermutlich rund 1,7 Millionen Euro. Ganz genau lasse es sich aber erst nach Vorliegen der Endabrechnung beziffern. Finanziert wird der Bau der Hochwasser-Schutzanlage zu 30 Prozent von der Gemeinde Gelting.

Ursprünglich waren diese 30 Prozent mal auf höchstens 300.000 Euro gedeckelt, aber aufgrund der aktuellen Kostenentwicklung und zusätzlicher notwendiger Arbeiten ist die Gemeinde Gelting bereit ihren Anteil an der Finanzierung auf 500.000 Euro anzuheben. „Auch wenn es jetzt mehr Geld ist für die Gemeinde, so haben wir beschlossen, das endlich zu machen zum Wohle aller“, so Kratz.

Neuer Ärger bahnt sich an

Die verbleibenden 70 Prozent werden mit 70 Prozent vom Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN.SH) gefördert – das entspricht 49 Prozent der Gesamtkosten – und die restlichen 21 Prozent entfallen auf den WBV Gelting-Stenderuper-Au. Rücklagen hat der Verband für Schutzmaßnahmen jedoch nicht angesammelt.

Das fehlende Geld muss also über Kredite finanziert werden und soll satzungsgemäß von den sogenannten Vorteilsnehmern jahrzehntelang über Zusatz-Beiträge aufgebracht werden. Und schon bahnt sich neuer Ärger in Gelting an, diesmal geht es um das Geld. Wie viel das sein wird, ob das zumutbar und gerecht ist, fragen sich viele.

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