Einzigartiges Projekt in SH

Projekt „Childhood“ schafft Schutzräume für misshandelte Kinder in Flensburg

„Childhood“: Schutzräume für misshandelte Kinder in Flensburg

„Childhood“: Schutzräume für misshandelte Kinder

SHZ
Flensburg
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Das Projekt wurde von Innenministerin Sütterlin-Waack (von links), Ulrike Stahlmann-Liebelt, Justizminister Christian Claussen und Astrid Helling-Bakki von der Childhood-Foundation vorgestellt. Foto: Gunnar Dommasch

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Ab sofort gibt es in Flensburg ein sogenanntes „Childhood-Haus“: Hier finden Kinder eine Anlaufstelle, die Opfer von körperlicher oder sexualisierter Gewalt geworden sind.

Ein Schutzraum für Kinder und Jugendliche: Die Villa im Marienhölzungsweg 41, in der einst ein Kindergarten untergebracht war und die zuletzt privat genutzt wurde, wird einer neuen Bestimmung zugeführt. Im ersten Quartal nächsten Jahres soll dort ein Childhood-Haus als Modellprojekt für Schleswig-Holstein seinen Betrieb aufnehmen. Das Land übernimmt die Finanzierung des von pro familia gestellten Personals in Höhe von 97.000 Euro.

Kinder und Jugendliche, die Opfer von sexualisierter und körperlicher Gewalt geworden und in ein Strafverfahren eingebunden sind, finden in dem Gebäude, das derzeit saniert und den neuen Erfordernissen entsprechend umgebaut wird, eine neue Anlaufstelle. Sie erfahren besondere Fürsorge, Rücksicht und professionelle Betreuung, hob Justizminister Claus Christian Claussen bei der Vorstellung des kooperativen und interdisziplinär ausgerichteten Projekts hervor. „Ein gesellschaftlich sensibles Thema, dass uns sehr wichtig ist.“

Die kindgerechte Justiz ist auch dem zuständigen Minister nicht verborgen geblieben: „Von Flensburg“, lobte er, “geht ein guter Impuls aus.“ Er sei stolz und dankbar gegenüber allen Beteiligten.


Für Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack ist es „ein Herzensprojekt“.

Sütterlin-Waack, die durch eine persönliche Begegnung zufällig von der Childhood-Idee erfuhr, stimmte in diesen Tenor ein: In der Stadt (ursprünglich hatte man an den Standort Kiel gedacht) sei eine gut vernetzte Vorarbeit geleistet worden. Hier engagiert sich die Staatsanwaltschaft seit Jahren vorbildlich für den Kinderschutz. Man habe an der Fördestadt somit nicht vorbeikommen können. „Wir wollen die Belastungen so gering wie möglich halten“, bestätigte die Opferschutzbeauftrage Ulrike Stahlmann-Liebelt. Ihre Familie ist Eigentümerin der Villa und stellt das Haus nun für das Projekt zur Verfügung.

Sämtliche Träger der Jugendhilfe involviert

Die Innenministerin brachte das Projekt schließlich gemeinsam mit Ulrike Stahlmann-Liebelt (der früheren Leiterin der Flensburger Staatsanwaltschaft) und anderen Kooperationspartnern auf den Weg. Es partizipieren daran Vertreter von Staatsanwaltschaften und Gerichte, Polizei, Jugendamt und Ärzteschaft sowie freie Träger der Jugendhilfe. Auch Familiengerichte sollen eingebunden werden.

In einem geschützten Rahmen können hier etwa juristische Video-Vernehmungen von betroffenen Kindern und Jugendlichen durchgeführt werden, um ihnen den schweren Gang in den Gerichtssaal zu ersparen. Das Angebot gilt für den gesamten Landgerichtsbezirk, schließt also die Kreise Nordfriesland und Schleswig-Flensburg mit ein. Man rechnet jährlich mit einem Zulauf von 100 bis 150 Kindern und Jugendlichen ab vier Jahren.

Stärken, schützen, begleiten – diese drei Stichworte brachte Astrid Helling-Bakki, Geschäftsführerin der World Childhood Foundation Deutschland, ins Spiel. „Kinder stehen bei uns im Zentrum“, alles drehe sich allein um deren Perspektive. Es gehe darum, einen Weg zu finden, das was sie erlebt haben, zu bewältigen. In Flensburg, wo es bereits starke Strukturen im Sinne der Kinder gebe, sei sie auf so viel Verständnis (für den Opferschutz) gestoßen, wie es selbst in Deutschland selten sei. Auch Sütterlin-Waack lobte den kooperativen Gedanken, der hinter dem Projekt stehe. „Als Landesregierung stehen wir voll dahinter. Das kann eigentlich nur gut werden.“


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