Autor aus Mohrkirch

Rainer Hansen geht mit Kurt Cobain-Stück auf Theater-Tour

Rainer Hansen geht mit Kurt Cobain-Stück auf Theater-Tour

Rainer Hansen geht mit Kurt Cobain-Stück auf Theater-Tour

Mira Nagar/shz.de
Mohrkirch
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Rainer Hansen und Finja Sannowitz bringen die Biografie von Kurt Cobain auf die Bühnen und in die Clubs. Foto: Staudt/shz.de

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Das Stück „Kurt Cobain – Better Listen“ zeigt Leben und Musik des legendären Musikers. Und ganz nebenbei reißt Autor Rainer Hansen aus Mohrkirch ein paar Hürden nieder.

Rainer Hansen ist 64 Jahre alt und liebt das Theater, er spielt selbst bei der Niederdeutschen Bühne und schreibt eigene Stücke. Doch er hat auch schon gemerkt, dass sich andere nicht hintrauen. Dass da irgendwie eine Hürde ist, die für manche zum mentalen Hindernis wird. „Das Stadttheater ist ein Kulturtempel“, findet der Theaterfan aus Mohrkirch. „Solche Stätten sind nicht für das Volk gebaut.“

Mit seinem Theaterstück über den Nirvana-Sänger Kurt Cobain hat er erlebt, wie Theater auch ganz zugänglich werden kann. „Wir kommen aus dem klassischen Theater und sind durch das Stück geläutert worden“, sagt er. Denn es habe junge Leute ins Theater gebracht – und Ältere in die Clubs. Und so ein paar Hürden niedergerissen, die keiner braucht.

Die Geschichte des Nirvana-Frontmanns, der 1994 Suizid beging, wird als musikalisches Drama erzählt. Etwa die Hälfte ist Schauspiel, die andere ist Musik. Kurt Cobain war erst 27 als er mit einer Überdosis Heroin und einem Schuss in den Kopf starb. Der frühe Tod des jungen Vaters, Weltstars und Wegbereiters des Grunge-Rocks machte ihn zur Legende. Und so berührt die Geschichte auch heute noch viele, auch die Generation, die den Sänger nicht mehr erlebt hat. Gerade erst wurde eine zerschmetterte Gitarre des Musikers für mehr als 486.000 Dollar versteigert, berichtete der Stern.

Rainer Hansen lernte die Geschichte des Musikers eigentlich erst spät richtig kennen, als sein Sohn mit zehn Jahren anfing, die Musik zu hören und ein Cobain-Poster im Zimmer aufhängte. Später schrieb der Autor und Theatermacher aus Mohrkirch an der musikalischen Biografie über den Künstler.

Mitte 2021, und damit „mitten in Corona“ feierte das Stück in Kiel Premiere. Und es wurde nicht nur in Theatern gezeigt, sondern auch in Clubs, als diese wieder öffnen durften. Im Hamburger „Logo“, im Kühlhaus in Flensburg oder in der Alten Meierei in Kiel. Hansen glaubt, dass dies eines der Geheimnisse des Stücks war: Es kam einfach dorthin, wo die Leute gerne hingehen.

Logo, Kühlhaus, Alte Meierei

„Das Logo hat damit das erste Mal Musiktheater gezeigt“, sagt Hansen. Und bei der Show, so hat er beobachtet, zeigte das Publikum „eine hohe Sensibilität“. Denn es war zwischendurch auch mal ruhig an der Biertheke, wenn die Szene auf der Bühne nachdenklicher wurde. Doch gerade die Club-Atmosphäre hat dem Stück gut getan, findet Hansen. „Dieses Gefühl, man kann die Flasche Bier in die Vorstellung nehmen.“

Hürden gab es aber auch von anderer Seite. So hatte das Hamburger „Logo“ Bedenken, einen sogenannten Doordeal einzugehen, bei dem die Einnahmen zwischen Club und Musiker geteilt werden. Die Theatertruppe hatte den Club daher gemietet. Fürs kommende Jahr sei dort die Bereitschaft zu einem Doordeal vorhanden. Denn die Karten verkauften sich gut, und „unser hybrides Format hat den Getränkeverkauf auch während der Aufführung nicht ausbremst“, so Hansen.

Das ist auch wichtig, wenn das Stücks weiter gezeigt werden soll. Denn ein Kulturprojekte müssen sich auch wirtschaftlich tragen. „Bei ausverkauften Auftritten mit guten Rahmenkonditionen gab es ein kleines Plus, insgesamt ergab 2021 eine rosafarbene Null“, so Hansen.

Volle Clubs und Theater

Das Ensemble erlebte auch Momente, die es im klassischen Theater kaum gibt. Jugendliche, die in Breklum draußen vor der Vorstellung grillen, einen gemeinsamen Geburtstagssong für einen Stammgast und ein Kind, das in Kiel mitten in die Vorstellung reinruft – ohne dass jemand pikiert schaut. Und obendrein immer wieder volle Clubs und Theater. Auch das Kühlhaus in Flensburg war im November zweimal ausverkauft.

Dafür sorgte wohl auch der Instagram-Kanal, den Finja Sannowitz betreut. Die 23-Jährige aus Flensburg spielt im Stück Courtney Love, die Frau von Kurt Cobain. Auch wenn sie „nach“ der Nirvana-Zeit geboren wurde, fand sie schon in der Schulzeit einen Zugang zur Musik.

Für die Theatergruppe bleibt nun bleibt die Frage: Indie oder große Bühne? Oder geht beides? Im zweiten Halbjahr 2023 ist an drei bis fünf Wochenenden eine Deutschlandtournee geplant, „und zwar im ,organisatorischen Heckwasser‘ von „Heavysaurus“, sagt Rainer Hansen. Ein erster Termin mit der Dino-Metal-Band ist am Samstag, 11. März, im Hademarscher Hof in Hanerau-Hademarschen. „Das Attraktive an ,Heavysaurus‘ ist für uns die Möglichkeit weiterhin in Clubs spielen zu können, aber eben auch die großen Bühnen zu entern“, sagt der Mohrkirchener. Darüber hinaus zeichne sich die Möglichkeit ab, während des WOA im „Landgasthof“ in Wacken aufzutreten. Und damit neben Club-Gängern auch Festival-Fans fürs Theater zu begeistern.

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