Ukraine-Krieg – Auswirkungen

Robert Habeck ruft zum Sparen von Gas auf: „Effektiver Hebel gegen Putin“

Robert Habeck ruft zum Sparen von Gas auf

Robert Habeck ruft zum Sparen von Gas auf

SHZ
Schleswig-Holstein
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Steigende Gaspreise: Erdgas, Wärme für Haus und Küche. Mit einigen Kniffen lässt sich ordentlich etwas einsparen. Foto: imago-images.de/shz.de

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Bereits jeder Zehnte reduziert seine Energiekosten. Die Energieversorger nehmen Veränderungen war. Robert Habeck ruft zum Sparen von Gas auf und macht ein verlockendes Angebot:

Ein bisschen frieren, kalt duschen, gezielter lüften – es gibt inzwischen viele Ratschläge, um den Gasverbrauch zu senken. Bei den meisten Schleswig-Holsteinern reicht allerdings schon der Gedanke an die nächste Stadtwerke-Abrechnung, um den Verbrauch zu drosseln.

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Noch zieren sich die Energieversorger den Rückgang bei den Gaslieferungen zu quantifizieren. Da spiele vieles mit zum Beispiel das Wetter – in Schleswig-Holstein war es im April um 0,9 Grad wärmer als sonst aber es gab zu viele Frostnächte – und die Zahl der Feiertage.

Energieversorger beobachten Veränderung


Doch einige Energieversorger nennen zumindest eine Tendenz. „Wir haben im April einen leichten Rückgang von fünf Prozent über Alles registriert“, berichtet Sören Schuhknecht, Werkleiter bei den Stadtwerken Elmshorn. „Über alles“ bedeute, dass auch die Nachfrage von Gewerbebetreiben eingerechnet ist. Ähnlich die Einschätzungen in Husum: Bisher seien zwar noch keine sichtbaren Abschlagsanpassungen vorgenommen worden. „Auf der Netz-Ebene sieht es jedoch schon anders aus, dort können seit März 2022 Einsparungen seitens der Kunden im Verbrauch von Gas und Strom verzeichnet werden“, teilt Sprecherin Jasmin Buschmann mit.

Jeder Zehnte reduziert Energieverbrauch

Das war auch zu erwarten: denn jeder Zehnte hat damit begonnen, seinen Energieverbrauch zu reduzieren. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im April. Fast jeder Fünfte schränkt sich demnach sogar seit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine ein. Die meisten, um Geld zu sparen. Jeder Vierte will sich aber auch darauf vorbereiten, dass Deutschland künftig gar kein Gas oder Öl mehr aus Russland bekommen könnte. 12 Prozent verstehen ihre Sparmaßnahmen als persönlichen politischen Protest gegen Russland.

Energieberater sind ausgelastet

Energieberater bei den Verbraucherzentralen haben inzwischen lange Wartelisten und auch bei den Stadtwerken ist die Nachfrage nach Spartipps rasant gestiegen, berichtet Schuhknecht.

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Klaus Müller, seit April Chef der Bundesnetzagentur, betätigt sich neuerdings ebenfalls als in Ratgeber. „Es fällt schwer, bei 27 Grad über Gaseinsparungen nachzudenken. Gleichwohl ist es notwendig“, sagte er gestern im Handelsblatt. Die Gasspeicher in Deutschland seien aktuell zu 37,6 Prozent gefüllt. „Das ist besser als letzte Woche und die Woche davor. Aber es ist nicht gut.“

Habeck: Weniger Verbrauch das A und O

Er spricht sich für Spar-Anreize aus. „Ich würde soweit gehen und sagen, jeder, der nachweisen kann, dass er 20 Prozent weniger Gas als die letzten drei Jahre verbraucht, bekommt eine Prämie oder was auch immer.“

Ins gleiche Horn stieß gestern Wirtschaftsminister Robert Habeck. „Weniger Verbrauch ist das A und O beim Gas.“ Wenn es gelinge, zehn Prozent einzusparen über die nächsten zwei Jahre in der Industrie und bei privaten Haushalten, so der Minister, „dann sind das die entscheidenden Prozente, um nicht in eine Notlage zu geraten. Da sollten alle mitmachen.

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Effizienz ist ein Hebel gegen Putin

Mehr Effizienz ist ein wesentlicher Hebel gegen Putin“, sagte er vor dem Hintergrund der von der Ukraine gestoppten Gasdurchleitung via Jamal-Pipeline. Bereits 2005 hatte das Land den Gastransit von Russland nach Europa als Druckmittel genutzt und auch Deutschland damit in Schwierigkeiten gebracht..

Zudem hat die russische Regierung gestern eine Verfügung veröffentlicht, nach der mit 31 Firmen darunter auch den deutschen Gazprom-Töchtern von russischer Seite keine Geschäfte mehr gemacht werden dürfen. Gazprom Germania war Anfang April unter staatliche deutsche Kontrolle gestellt worden. Auch das führt dazu, dass weniger Russen-Gas in Deutschland ankommt. Noch könne der Markt den Ausfall aber kompensieren, sagte Habeck.

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Gwyn Nissen
Gwyn Nissen Chefredakteur
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