Schleswig-Holstein

Schwere Schäden auf dem Holm: „Wir müssen sehr viel wegschmeißen“

Schwere Schäden auf dem Holm: „Wir müssen sehr viel wegschmeißen“

Schwere Schäden auf dem Holm

Marcel Nass/shz.de
Schleswig-Holstein
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In der Süderholmstraße haben Anwohner große Mengen an beschädigten Gegenständen zur Abholung an die Straße gestellt. Foto: Marcel Nass

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Sperrmüll so weit das Auge reicht: Am Montag nach der Sturmflut in Schleswig wird deutlich, wie schlimm die Auswirkungen der eindringenden Wassermassen auf die alten Häuser auf dem Holm gewesen sind.

Gerd Roß und seine Frau Susanne Erdmann-Roß können es noch immer kaum in Worte fassen. Ihr kleines Haus in der Straße „Fuß am Holm“ stand in der Nacht von Freitag auf Samstag nach der schweren Sturmflut komplett unter Wasser. Jetzt, wo sich das Wasser zurückgezogen hat, sind die Schäden erst richtig erkennbar. Der Boden unter den Füßen wellt sich, an den Wänden sind die Spuren des eingedrungenen Wassers aus der Schlei deutlich zu sehen.

Bewohner müssen ihr Haus erstmal verlassen

„Wir müssen das Haus erstmal verlassen und können glücklicherweise in einer Ferienwohnung hier auf dem Holm unterkommen. Wie es weitergeht, wissen wir aber noch nicht, weil die Schäden ja auch nicht von der Versicherung übernommen werden“, sagt Gerd Roß, der als ehemaliger „Möwenkönig“ von vielen nur „Piko“ genannt wird. Der 84-Jährige hat zusammen mit seiner Frau noch versucht, das Haus vor den Wassermassen zu schützen. Doch ihre Vorkehrungen halfen nichts. „Es muss hier alles rausgerissen werden. Einige Möbelstücke konnten wir noch retten. Aber der Boden und auch die Wände müssen komplett aufgemacht werden“, sagt Susanne Erdmann-Roß.

Auch andere Bewohner des Holms sind von der Flut hart getroffen worden. Dazu gehört auch Tanja Kracht. Ihr Garten liegt direkt an der Schlei und wurde am Wochenende komplett überschwemmt. „Das Wasser lief überall rein. Ich wusste gar nicht, was ich mit mir anfangen sollte. Ich war in dem Moment regelrecht verzweifelt“, sagt die Holmerin. Sie hat zahlreiche Möbel und Elektrogeräte von ihrem Hab und Gut am Montag nach dem Hochwasser an die Straße gestellt. Die Besitztümer kann sie nicht mehr gebrauchen. „Wir müssen hier sehr viel wegschmeißen“, so Kracht.

Mit Sondertouren hat die Abfallwirtschaft Schleswig-Flensburg am Montag vom Hochwasser beschädigte Möbel und andere Gegenstände eingesammelt. Allein in der Knud-Laward-Straße und in der Süderholmstraße konnte man am Nachmittag riesige Haufen an Sperrmüll sehen. So zum Beispiel auch am Restaurant „Schleimöwe“, das viele von ihren Küchengeräten an die Straße gestellt hat. Das Restaurant bleibt aufgrund der Schäden fürs Erste geschlossen.

Hoffnung hat Tanja Kracht vor allem durch die Hilfe ihrer Nachbarn geschöpft. Sowohl beim Abpumpen des Wassers, als auch beim Ausräumen des Hauses hatte sie stets Unterstützung.

Viel Unterstützung brauchte auch der Holmer Fischer Jörn Ross. Bei ihm in der Straße stand das Wasser in der Nacht zu Samstag bis zu 70 Zentimeter hoch. In seinem Haus konnte er die Wassermassen jedoch etwas zurückhalten. „Da haben wir den Wasserstand auf zwei Zentimeter begrenzen können. Wir hatten hier sehr viele Helfer, die das Wasser mit abgepumpt haben. Das war schon eine große Sache“, sagt Ross.

Der Boden in seinem Haus muss allerdings komplett herausgerissen werden. Trotzdem versucht der Fischer, den Optimismus nicht zu verlieren. „Wir haben hier alles einmal aufgebaut und werden das jetzt auch wieder tun. Ich bin immer noch der Meinung, dass wir mit einem blauen Auge davongekommen sind. Andere hat es schlimmer getroffen“, betont Ross.

Spendenaktion für Holm-Bewohner

Eine große Welle der Hilfsbereitschaft für die Menschen auf dem Holm gibt es auch aus der Schleswiger Bevölkerung. Auf der Internetseite „gofundme.com“ wurde bereits eine Spendenaktion für Bewohner der historischen Fischersiedlung erstellt. Weit über 2000 Euro sind dort Stand Montagnachmittag bereits zusammen gekommen.

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