Tourismus

SH startet Offensive für bessere Radfernwege

SH startet Offensive für bessere Radfernwege

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SHZ
Kiel
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In Teilen sind noch historische Abschnitte des Ochsenwegs erhalten. Foto: Thoms / SHZ

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Der Ochsenweg macht den Anfang: Die älteste von Schleswig-Holsteins 13 Radfernrouten von der dänischen Grenze bis an die Elbe soll touristisch aufgewertet werden. Neue Qualitätsstandards geben die Richtung vor.

Schleswig-Holstein braucht einen Quantensprung, um beim Fahrradurlaub mit der Konkurrenz mitzuhalten. Davon ist Tourismusminister Bernd Buchholz überzeugt. „Wenn wir mit diesem Zweig des Tourismus deutlich nach vorne kommen wollen, müssen wir unsere Wege qualitativ deutlich attraktiver gestalten“, mahnt der FDP-Politiker. Wie das gehen soll, definiert ein neuer Leitfaden seines Hauses mit Qualitätsstandards, etwa für Sicherheit, Pflege und Infrastruktur. „Ziel ist es, mehr Gäste, aber auch mehr Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner zu motivieren, den echten Norden vom Sattel aus zu erkunden“, sagt Buchholz.

Wie die Umsetzung der Offensive funktionieren kann, soll beispielhaft der Ochsenweg zeigen. Die 250 Kilometer lange Route ist mit ihrem Verlauf von der dänischen Grenze bis an die Elbe durch die Mitte des Landes so etwas wie das Rückgrat von insgesamt 13 Themenradwegen in Schleswig-Holstein. Als erste von ihnen soll der Ochsenweg für knapp eine halbe Millon Euro fitter gemacht werden. 200 000 Euro davon gibt das Land. Für diesen Zuschlag aus dem Landeshaushalt hatte sich der Verein Schleswig-Holstein Binnenland Tourismus zuvor mit seinem Konzept in einem Wettbewerb durchgesetzt.


„Ein Schwerpunkt wird es sein, Erlebnisse entlang der Strecke zu transportieren und zu inszenieren“, erklärt der Geschäftsführer des Binnenland Tourismus, Olaf Prüß. Dabei denkt er an die bis vor die Wikingerzeit zurückreichende Geschichte der Strecke. Über die Trasse wurden sowohl militärische Truppen als auch riesige Mengen von Ochsen aus Jütland in Richtung der größeren Verbraucherregionen weiter südlich getrieben. Aber auch andere Aspekte der deutsch-dänischen Geschichte will Prüß vermitteln, zumal der Ochsenweg nördlich der Grenze über 300 Kilometer als Radfernroute weiterverläuft. Landwirtschaft im Wandel, auch mit Blick auf die Zukunft, ist als drittes großes erzählerisches Thema auserkoren. Ob per App oder Web-Applikation – auf jeden Fall digital und unterwegs auf der Strecke verwendbar soll die Darreichung sein.

Sieben Prozent der Strecke in wirklich schlechtem Zustand

Aber auch um eine bessere Infrastruktur der Trasse geht es. Touristiker klagen seit Jahren darüber, dass Kommunen Teilabschnitte von Radfernwegen zu schnell zuwachsen oder holprig werden lassen. Deshalb ist ein Gutachter den gesamten Ochsenweg abgefahren und hat Schwachstellen dokumentiert, auch per Video. Die vollständige Auswertung fehlt noch. Eine erste Wasserstandsmeldung deutet laut Prüß auf sieben Prozent der Wegstrecke „in einem wirklich schlechten Zustand“ hin. Das Projekt will dafür sorgen, dass Kommunen durchgängig eine akzeptable Qualität finanzieren. Und dass sie an der kompletten Strecke etwa alle zehn Kilometer für Rastplätze und Unterstände sorgen. „Da gibt es bisher manche Gemeinde, die sich sehr engagiert, aber auch welche, die es gar nicht tun“, hat Prüß festgestellt.


Dritte Säule des Konzepts ist es, die Angebote von Unterkünften und Gastronomie stärker auf den Ochsenweg auszurichten. Aktuell ist der Eindruck, dass viele zur zufällig in seiner Nähe liegen, aber nicht bewusst etwas daraus machen.


„Alles in allem kommt es darauf an, dass auch die Menschen südlich der Elbe eine Idee davon haben, was spannend daran sein könnte, Schleswig-Holstein mit dem Fahrrad zu erleben“, bilanziert Buchholz. „Damit man alle fünf Kilometer eine neue Attraktion vorfindet, muss noch viel gearbeitet werden.“ Sein Anspruch ist, dass Schleswig-Holstein sich in der Gunst der Fahrrad-Urlauber mindestens auf Platz drei vorarbeitet. Zuletzt stand es in der Radreiseanalyse des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) beim Bundesländer-Ranking im hinteren Drittel. „Andere haben mehr investiert, auch, was das Marketing angeht, etwa an Mosel und Rhein“, so der Tourismusminister. „Davon können wir lernen, aber das müssen wir auch.“


Die Geschäftsführerin der Tourismusagentur Schleswig-Holstein (Tash) unterstreicht die Notwendigkeit attraktiver Radwege für die Vermarktung des „Echten Nordens“. „Radfahren ist ein generationenübergreifender Trend“, sagt Bettina Bunge. „Gäste aus nah und fern wollen neue Radwege erkunden, Bed&Bike ausprobieren, E-Bikes ausleihen und sich aktiv in der Natur bewegen. Es gibt für uns alle noch viel zu tun, um die Radstrategie Schleswig-Holstein 2030 sukzessive umzusetzen.“ Die Tash selbst hat mit einer Online-Kampagne dazu einen Anfang gemacht. Die selbstironischen Slogans dazu: „Bergab heißt bei uns Rückenwind“, „Hier grasen die Sehenswürdigkeiten direkt am Wegesrand“ und „Unsere Radwege nennt man auch Entschleunigungsstreifen“.


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