Politische Mehrheit

SH stellt sich kolonialer Vergangenheit

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SHZ
Kiel
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Das Ahrensburger Schloss profitierte vom florierenden Handel mit Kolonien - sein Erbauer Schimmelmann machte sein Vermögen auch dank dänischer Oberhoheit über karibische Inseln. Foto: Patrick Niemeier/shz.de

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Sowohl durch die deutsche als auch dänische Geschichte hat Schleswig-Holstein in Beziehungen zu Kolonien gestanden. Im Landtag formiert sich eine breite politische Mehrheit, dies umfassend aufzuarbeiten.

Der SSW hat sich mit seiner Initiative zu einer breiten Aufarbeitung der Kolonialgeschichte Schleswig-Holsteins durchgesetzt: Die Landesregierung soll zu diesem weitgehend unbeachteten historischen Kapitel gemeinsam mit externen Experten ein „Erinnerungskonzept“ vorlegen. Darauf hat sich der Bildungsausschuss des Landtags mit den Stimmen aller Parteien mit Ausnahme der AfD verständigt.


Das Votum fiel, nachdem CDU, Grüne und FDP wesentliche Impulse der dänisch orientierten Minderheitenpartei zu dem Thema in einem eigenen Antrag aufgegriffen hatten. Dem schloss sich im Ausschuss auch die SPD an. Demnach wird ein „Facharbeitskreis Kolonialismus“, den Jamaika in seinem „Aktionsplan gegen Rassismus“ vom Sommer vorgesehen hat, deutlich aufgewertet.

Neuer Arbeitskreis wird deutlich aufgewertet

Neben den Hochschulen sollen dort nun auch zivilgesellschaftliche Organisationen vertreten sein, die die Verwobenheit Schleswig-Holsteins mit einstigen deutschen und dänischen Kolonien aufarbeiten. Um die Aussicht auf praktische Umsetzung von Ideen zu verbessern, wird auch dem Bildungsministerium eine Mitgliedschaft im Arbeitskreis auferlegt. Ausdrücklich soll sich die Runde zu einem „festen Austauschformat“ zwischen Politik und sonstigen Akteuren entwickeln. Vorschläge aus dem Gremium verspricht sich der Landtag unter anderem zur Aufarbeitung kolonialer Wirtschaftsbeziehungen und ihrer Folgen. Auch sollen „Handlungsoptionen zur Auseinandersetzung mit kolonial geprägten Denkmälern aufgezeigt werden“. Ein weiteres Ziel ist es, mit Vertretern der heutigen Bevölkerung auf dem Gebiet einstiger Kolonien in einen Austausch zu kommen.

Wo SH mit deutschen und dänischen Kolonien verstrickt war

Beispiele für Bezüge Schleswig-Holsteins zum Kolonialismus sind etwa die kaiserliche, vor allem von Kiel aus geführte Marine, die in die deutsche Inbesitznahme von Territorien in Afrika und Asien involviert war. Oder der nordfriesische Unternehmer und Mäzen Sönke Nissen, der beim Eisenbahnbau in Deutsch-Südwestafrika ein Milliardenvermögen gemacht hat. Oder die Verbindungen der einstigen Rumproduktion in Flensburger zu den dänischen Kolonien in der Karibik. Das Ahrensburger Schloss selbst in Stormarn profitierte vom florierenden Handel mit Kolonien - sein Erbauer Schimmelmann machte sein Vermögen auch dank dänischer Oberhoheit über karibische Inseln.

So spricht sich denn der Bildungsausschuss auch für eine möglichst grenzüberschreitende Betrachtung des Kolonialismus gemeinsam mit Dänemark aus. Hochschulen und Museen aus beiden Ländern sollen deshalb für Kooperationen gewonnen werden.

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