Kultur

Singen op Platt: Neuer Chor in Garding macht es möglich – auch ohne Sprachkenntnisse

Singen op Platt: Neuer Chor in Garding macht es möglich – auch ohne Sprachkenntn

Singen op Platt: Neuer Chor in Garding macht es möglich

Elisabeth Haarmann/shz.de
Garding
Zuletzt aktualisiert um:
Kristofer Vio leitet den Chor am Klavier an Foto: Elisabeth Haarmann/SHZ

Diesen Artikel vorlesen lassen.

„Sing man to“ heißt ein neuer Chor in Garding. Der Name ist Programm, es wird auf Plattdeutsch gesungen. Und während andere Chöre Nachwuchsprobleme haben, singen hier schon 65 Menschen mit.

„Dat du min Leevsten büst, dat du woll weeßt”, klingt es aus den geöffneten Fenstern des Handelshofs in Garding. Jeden Montag um 19.30Uhr kommen hier etwa 65 Menschen zusammen, um gemeinsam zu singen. Schon länger wollte Rainer Martens einen Chor gründen, doch es sollte ein besonderer sein. „Chöre gibt es eigentlich schon genug, aber eben keine plattdeutschen“, erklärt Martens, selbst bekannter Musiker aus Garding.

Obwohl viele andere Chöre Probleme mit Überalterung und fehlendem Nachwuchs haben, wagte Martens im Januar den Schritt und gründete den Chor „Sing man to”. Das Projekt fand direkt großen Anklang. Das Plattdeutsche in Kombination mit dem gemeinsamen Singen hat es vielen Männern und Frauen offensichtlich angetan. „Die Menge an Menschen, die zur Probe gekommen ist, hat uns überwältigt”, sagt Kristofer Vio. Er hat die musikalische Leitung des Chores übernommen. Als studierter Vollblutmusiker übernimmt er diese Aufgabe mit Passion. „Ich habe Vio von meiner Idee erzählt, und er war sofort dabei.”, freut sich Martens. Die beiden kennen sich schon seit 20 Jahren.

Seit Beginn im Januar hat sich der Chor ein Repertoire von sechs Liedern angeeignet, darunter
bekannte Stücke wie „Dat du mien Leevsten büst” und „De Pastor sien Koh”. Bei der 650-Jahr-Feier in St. Peter-Ording konnte sich die Gruppe das erste Mal unter Beweis stellen. Der erste Auftritt hatte seine Tücken, denn es war windig und laut, und so hatte der Chor Probleme die Keyboardbegleitung zu hören.

Viele können gar kein Platt

„Wir müssen uns noch ein bisschen finden und zusammenwachsen. Mitunter hat man auch ein bisschen Lampenfieber, aber zum Glück steht man im Chor ja nicht alleine da”, erzählt Kirsten Anton. Sie singt als Alt-Stimme mit. Ihre Sitznachbarin Petra Schoof gesteht: „Viele hier können übrigens gar kein Plattdeutsch! Aber das ist kein Problem.”

Auch Martens versichert, dass man kein Plattdeutsch können muss, um mitzusingen. „Manche können weder Plattdeutsch sprechen noch verstehen, aber auf Platt singen klappt. Als Kind hat man ja manchmal auch bei englischen Liedern mitgesungen, obwohl man kein Englisch konnte”, sagt er. Außerdem wird bei Bedarf auch übersetzt und erklärt, sodass alle verstehen, was gesungen wird. Auch Gäste sind bei den Proben willkommen. Diese würden es schätzen, sich auf diese Weise dem Plattdeutschen nähern zu können, wie Martens erzählt.

Neue Mitglieder willkommen

Neue Mitglieder sind weiterhin willkommen. Besonders die männlichen Stimmen können noch Verstärkung gebrauchen. Obwohl bei den Proben insgesamt eine ausgelassene und fröhliche Stimmung herrscht, wird intensiv und konzentriert geübt, um ein hohes Niveau zu erreichen. Der nächste Auftritt findet am 4. Juli um 19 Uhr auf der Gardinger Musikantenbörse statt.

Mehr lesen