Infrastruktur

So ist die Fahrt mit dem historischen Schienenbus von Kappeln nach Eckernförde

So ist die Fahrt mit dem historischen Schienenbus von Kappeln nach Eckernförde

So ist die Fahrt mit dem historischen Schienenbus

Doris Ambrosius/shz.de
Kappeln
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Eine lange Warteschlange am Bahnsteig: Die Fahrt mit dem Schienenbus von Kappeln nach Eckernförde stieß auf großes Interesse. Foto: Doris Ambrosius/shz.de

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Zum ersten Mal in diesem Sommer fuhr am Samstag der Uerdinger Schienenbus des Vereins Kappelner Dampfeisenbahn bis nach Eckernförde. Unsere Mitarbeiterin Doris Ambrosius war dabei.

Als ich am Samstagnachmittag zum Kappelner Südhafen ging und an der Haltestelle sah, wie viele Menschen dem Ruf eines völlig entspannten Tagesausfluges mit der Museumsbahn gefolgt waren, freute ich mich umso mehr auf die mir bevorstehende Fahrt, die beides bietet: Zum einen die Natur in Ruhe bestaunen zu dürfen in ihrer vollen Größe und Schönheit, zum anderen den Zweck zu erfüllen, mich ohne Auto an gewünschte Orte zu bringen. Und an diesem Samstag nutzten das vor allem die Einheimischen Bürger aus Kappeln und Eckernförde.

„Wir wollten das unbedingt einmal ausprobieren“, berichten Sarah-Lena (36) und Erik Salas Lara (39) aus Kappeln, die mit ihrem zweijährigen Sohn einen Ausflug nach Eckernförde mit dem Mittagszug gestartet hatten und um 17.50 Uhr zurückfuhren.

„Wir wollten mal durch eine andere Fußgängerzone bummeln als Kappeln, und trafen dann dort ganz viele Kappelner“, berichtet Sarah-Lena Salas Lara und lacht. „Vor allem für unseren Sohn Emil ist es toll, diese Fahrt mit dem Zug zu erleben“, fügt sie hinzu und ihrem Mann gefällt vor allem der Panoramablick und dass man hier nicht so schnell durchrausche.

Erlebnis für alle Sinne

In der Tat, es ist ein Erlebnis mit der Museumsbahn zu fahren, die alle Sinne anspricht. Alleine die alten Stoffe auf den Sitzen mit den großen Buchstaben AKN führen einen schon in die Vergangenheit, von den historischen Waggons mal ganz abgesehen. Während vorne der Lokführer Sven Thater (30) für alle sichtbar sitzt, ruckelt es ordentlich während der Fahrt, und hin und wieder ist das Tuten zu hören, wenn zwischen Kappeln und Süderbrarup einer der 22 technisch nicht gesicherten und unbeschrankten Bahnübergänge überquert wird.

Nein, das ist nicht Disneyland, das ist wirklich echt, mitten in meinen Zuhause.

Bevor es von den Privatschienen in das Netz der DB geht, springt Zugbegleiter Max Christensen (21) raus und stellt manuell die Weichen um. Das läuft alles mit hoher Sicherheitsstufe ab, zwei Schlüsseln, die freigeben werden müssen und hinterher wieder an ihren Ort kommen, nachdem die Weiche wieder zurückgestellt ist. Er und seine Kollegen machen das alles ehrenamtlich und bis auf eine Aufwandentschädigung aus Spaß.

„Und hier wurde der Landarzt gedreht“, ruft plötzlich Hannelore Kyeck (78) aus Eckernförde irgendwo zwischen Schegerott und Waggersrott entzückt aus – alle drehen sich zu ihr um und warten gespannt auf ihre Erzählung. „Hier war Dr. Krätzer, der Kräuterarzt“, schwelgt sie in Erinnerungen. Zehn Jahre war sie als Fan und Zuschauer oft dabei, als Walter Plathe den Landarzt spielte. „Den habe ich sogar persönlich kennengelernt, mit seinem Hund“, ist sie heute noch stolz.

Gemeinsam mit einer ganzen Gruppe Rentnerinnen und Betreuerin Bine Knuth (57) genoss sie einen Ausflug nach Kappeln. Wir wollten zum einen das 9-Euro Ticket auch mal nutzen“, berichtet sie, „und waren Bummeln, haben Fisch gegessen und ein Eis“, erzählt Bine Knuth.

Die Fahrtzeiten sind gut abgestimmt, so dass die Gäste in der Tat einen tollen Tagesausflug erleben können. Zwischen Kappen und Eckernförde gibt es weitere Haltepunkte, die auch für nur eine Stunde sehr interessant sind: In Süderbrarup kann man im neuen „Ebsens Kaffeehaus“ in historischer Kulisse und sehr gemütlichem Flair Kaffee und Kuchen genießen oder Frühstücken, am Halt Lindaunis gibt es lecker
Fischbrötchen oder hausgemachten Apfelkuchen bei Michael Hucke (Zur Schleibrücke), direkt am Bahnhof mit toller Gartenterrasse.

Sarah-Lena und Erik Salas Lara sind sich jedenfalls einig: „Es wäre klasse, wenn Kappeln einen Bahnhof hätte und solche Möglichkeiten im ganz normalen Alltag vorhanden wären. Dann lässt man auch das Auto stehen.“

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