Gesellschaft

So rettet die Wildtierhilfe NF einen jungen Seeadler

So rettet die Wildtierhilfe NF einen jungen Seeadler

So rettet die Wildtierhilfe NF einen jungen Seeadler

Lia Mo/shz.de
Flensburg
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Der junge Seeadler wurde verletzt in Bohmstedt gefunden. Foto: Lia Mo

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Seit 2016 kümmert sich die Wildtierhilfe Nordfriesland in Breklum um verletzte Wildtiere. Zurzeit hat sie einen jungen Seeadler in Pflege.

Der junge Seeadler wurde völlig entkräftet in der Nähe eines Windrads in Bohmstedt aufgefunden. Seit zwei Wochen wird er jetzt von der Wildtierhilfe Nordfriesland in Breklum aufgepäppelt. „Vielleicht ist er in den Luftstrudel des Windrads geraten“, sagt der Vereinsvorsitzende Mario Thomsen.

Die Wildtierhilfe hat es sich zur Aufgabe gemacht, verwaiste und verletzte Wildtiere kompetent zu versorgen und artgerecht unterzubringen, das Ziel ist immer die Wiederauswilderumg. Jedes Jahr werden etwa 450 Tiere aufgenommen und versorgt, so Thomsen. Die Tiere haben sich bei Unfällen mit Autos, Windkraftanlagen, Stacheldraht, Angelschnüren und -haken oder beim Flug gegen Fensterscheiben verletzt.

Mario Thomsen schätzt das Alter des Seeadlers auf drei bis vier Monate, trotzdem hat er bereits eine Flügelspannbreite von 1,90 Metern. Und er ist sehr hungrig. Einen ganzen Hasen hat er bereits vertilgt. Auch Wolfsbarsch, Reh und Küken stehen auf dem Speiseplan des Seeadlers. Die Futtertiere werden natürlich nicht lebendig verfüttert. Momentan wiegt das Tier 3,1 Kilogramm, ausgewachsen kann er bis zu fünf Kilo auf die Waage bringen.

Einen verletzten Seeadler darf man nicht einfach betreuen. „Der Seeadler muss gemeldet werden“, erklärt Mario Thomsen. „Ich habe den zuständigen Hegeringleiter, das Veterinäramt und die Projektgruppe Seeadlerschutz Schleswig-Holstein in Eutin sofort in Kenntnis gesetzt“, fügt er hinzu.

Zum Fliegen lernen in die Großvoliere

„Demnächst wird er beringt und noch einmal medizinisch gecheckt, und wenn dann alles so weit in Ordnung ist, werden wir ihn voraussichtlich nach Elmshorn bringen. Dort im Wildtierzentrum gibt es eine sechs Meter hohe Voliere. Wir können dann sehen, ob er fliegen kann“, erklärt Thomsen.

Wenn das funktioniert, müssen trotzdem erst einmal Muskeln aufgebaut werden, und dann könne der Vogel in die Freiheit entlassen werden. „Natürlich ist es jedes Mal wieder ein schöner Moment, wenn wir die Tiere, die wir aufgepäppelt haben, zurück in die Freiheit entlassen“, sagt Thomsen, der sich seit 2016 für die Wildtierhilfe engagiert und den Standort Breklum mit aufgebaut hat.

Verletzte Wildtiere nur mit Fachwissen betreuen

Bei der Betreuung von Wildtieren kommt es auf das Fachwissen an. Er warnt ganz eindringlich davor, junge Wildtiere, die vermeintlich in Not sind, einfach mitzunehmen. Denn: „Die meisten brauchen keine Hilfe, sie werden von ihren Eltern abgelegt und versorgt. Leider werden sie oft von überambitionierten Leuten eingesammelt und bei uns abgegeben, oder sogar mit nach Hause genommen und nicht artgerecht gefüttert und versorgt“, erklärt er. „Oft wird jungen Vögeln erst einmal ein Wurm verabreicht, obwohl es auch Körner fressende Vögel gibt.“ Das hat er schon öfter erlebt.

Wie soll man sich verhalten, wenn man ein scheinbar hilfloses Wildtier findet? „Das Tier sollte erst einmal aus der Entfernung beobachtet werden, mindestens eine Stunde lang, am besten länger. Oft sieht man dann, dass die Eltern zurückkommen. Es besteht auch die Möglichkeit vor Ort im Internet zu schauen, um welches Tier es sich handelt und dann bei uns anzurufen.“

Warnung vor Fütterrezepten

Besonders vor Rezepten für die Ernährung von Wildvögeln aus dem Internet kann der 49-Jährige nur warnen, es gebe dort die absurdesten Ideen, die mit artgerechter Ernährung nichts zu tun hätten. „Lieber nichts füttern, als etwas Verkehrtes“, rät Thomsen. „Ein Vogel stirbt nicht, nur weil er mal zwei Stunden kein Futter bekommt“.

Zurzeit ist es etwas ruhiger in der Station, bedingt durch die Vogelgrippe gibt es wenig Wasservögel.
Eichhörnchen, Schwalben, einige Singvögel und eine Schleiereule sind momentan hier untergebracht.
demnächst beginnt wieder die Igelzeit.

Der junge Seeadler wurde inzwischen noch einmal untersucht, er entwickelt sich gut und wird in den nächsten Tagen in das Wildtier- und Artenschutzzentrum in Klein Offenseth-Sparrieshoop im Kreis Pinneberg umziehen, um dort in einer großen Flugvoliere wieder ans Fliegen gewöhnt zu werden.

Seit 2016 tätig

Die Wildtierhilfe Nordfriesland wurde 2016 gegründet und die neue Station in Breklum aufgebaut. Sie ist aus der Wildtierhilfe Arlewatt hervorgegangen, die 2013 entstanden war, deren Betreiber aber wegzogen. In der Station in Breklum sei alles vom Veterinäramt und der Naturschutzbehörde abgenommen und genehmigt, so Mario Thomsen.

Finanziert wird die Arbeit durch die Jahresbeiträge der 40 Mitglieder und über Spenden. Die Aufzucht kleiner Wildvögel liegt bei etwa 50 Euro pro Vogel bis zur Auswilderung. Das Futter ist teuer. Die Kosten für die Ernährung des Seeadlers wird im dreistelligen Bereich liegen

Weitere Information im Internet unter www.wildtierhilfe-nf.de oder per Telefon 0176/43871690.

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