Schleswig-Holstein

Ein Sorgenkind im gesunden Wald – so geht es den Bäumen in SH wirklich

Ein Sorgenkind im gesunden Wald – so geht es den Bäumen in SH wirklich

Sorgenkind Wald – so geht es den Bäumen in SH

Inga Gercke
Flensburg/Flensborg
Zuletzt aktualisiert um:
Foto: Michael Staudt

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Den Wäldern in Schleswig-Holstein geht es ganz gut – zumindest nicht schlechter als im Vorjahr. Eine Baumart ist die Ausnahme. Sie kämpft seit 20 Jahren ums Überleben.

Unterm Strich geht es den Wäldern in Schleswig-Holstein ganz gut. Das zumindest ist die Quintessenz des am Montag in Kiel vorgestellten Waldzustandsberichts 2022. Die repräsentativen Ergebnisse der Untersuchung zeigen aber auch, dass es nicht für alle Baumarten gut aussieht. Besonders eine Sorte kämpft seit Jahren ums Überleben.

Keine Verschlechterung zum Vorjahr

„Ich will nicht sagen, `alles ist in Ordnung’, aber wir sind auf einem guten Weg“, fasst Landwirtschafts- und Forstminister Werner Schwarz die Ergebnisse kurz zusammen. „Zumindest gibt es keine große Verschlechterung gegenüber zum Vorjahr“, so der Minister weiter.

Schmuddelwetter rettet den Wald

Das gute Gesamtergebnis verdanken die Wälder hier oben vor allem dem schleswig-holsteinischen Schmuddelwetter. Uwe Paar von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt kennt die Daten genau und erklärt: In anderen Bundesländern haben Hitzeperioden und andere extreme Witterungen den Bäumen ziemlich zugesetzt. Schleswig-Holstein verzeichnete im vergangenen Jahr eine überdurchschnittlich hohe Niederschlagmenge. Die wiederum konnte den ebenfalls überdurchschnittlich hohen Temperaturen etwas entgegenwirken. 

Blumenvase für den Boden

Vor allem der vergangene Februar war sehr nass. In diesem Monat kam das 3,5-fache an Niederschlag im Vergleich zum 30-jährigen Mittelwert runter, so Paar. Das habe dann zu einer „recht guten“ Bodendurchfeuchtung geführt. „Und zwar auch eine nachhaltige Bodendurchfeuchtung über den ganzen Sommer hinweg. Die Blumenvase Boden war recht gut gefüllt.”

Kronenverlichtung zeigt Schäden an

Die wichtigsten Maßstäbe für die Bestimmung des Gesundheitszustandes der Wälder sind die sogenannte Kronenverlichtung, die für den Anteil starker Schäden steht, sowie die Absterberate. Die Kronenverlichtung für den Gesamtwald in Schleswig-Holstein liegt jetzt bei 20 Prozent – zum Vorjahr unverändert.

Die Entwicklungen im Detail – im Vergleich geht es SH ganz gut

Im Einzelnen betrachtet sieht das so aus: Bei den Buchen blieben die Verlichtungswerte fast konstant, während sich die Werte bei den Eichen leicht verschlechterten. Einen leichten Anstieg der gab es bei den jüngeren Fichten. Sie liegt aktuell bei 2,7 Prozent. Aber zum Vergleich: Sachsen-Anhalt verzeichnet hier einen Wert 50 Prozent. Der Borkenkäfer, der Fichtenfeind Nummer 1, sei in Schleswig-Holstein kaum aufgetreten, erklärt Uwe Paar. Die Verlichtungswerte der anderen Laub- und Nadelbäume gingen zurück.

Sorgenkind: Esche

Wirklich Sorgen machen sich Werner Schwarz und Uwe Paar aber um die Eschen. Das europaweite Eschentriebsterben existiere bereits seit 20 Jahren und werde auf einen Pilzbefall zurückgeführt, so Paar. 2019 gab es im Norden eine Absterberate bei der Esche von 10 Prozent – 2022 sind es bereits 27 Prozent. „Ich mache mir wirklich Sorgen, dass die Esche endgültig aus unseren Wäldern verschwindet“, so Minister Schwarz. Durch seine elastische Eigenschaft wird Eschenholz gerne für die Möbelanfertigung genutzt und ist außerdem ein beleibtes Konstruktionsmaterial.

Mehr Klimawälder und mehr Aufforstung

Schwarz wolle in Zukunft weitere Maßnahmen ergreifen, um die Wälder resistenter gegen Wetterextreme zu machen. Damit meint er etwa die Anpflanzung von Klimawäldern, die durch ihre vielen unterschiedlichen Arten Hitzeperioden besser trotzen können. Zudem müsse es mehr Aufforstung geben. Denn: Schleswig-Holstein verfolgt weiterhin das ambitionierte Ziel, den Waldanteil im Land auf 12 Prozent zu erhöhen – aktuell liegt er bei 11 Prozent.

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