Schleswig-Holstein

Streit um Schleswiger Bahnhof: Bringt ein neuer Bauntrag den Durchbruch?

Streit um Schleswiger Bahnhof: Bringt ein neuer Bauntrag den Durchbruch?

Streit um Schleswiger Bahnhof

Sven Windmann/shz.de
Schleswig-Holstein
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Trauriges Bild: Nicht nur dem denkmalgeschützten Laubengang, der von der Bahnhofshalle zu den Gleisen führt, ist der jahrelange Baustopp deutlich anzusehen. Foto: Sven Windmann

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Ende Juni hat ein internes Treffen zwischen Investor Hubert Herr und Vertretern der Stadt und des Kreises stattgefunden, nun wurden weitere Schritte eingeleitet. Beide Seiten signalisieren Kompromissbereitschaft. Allerdings sind weiterhin einige...

Seit Anfang 2017 geht so gut wie nichts mehr am Schleswiger Bahnhof. Damals verhängte die Stadt einen Baustopp. Investor Hubert Herr, der das denkmalgeschützte Gebäude 2013 bei einer Auktion in Berlin für 182.000 Euro gekauft hatte, wurde jäh ausgebremst bei der Realisierung seiner ambitionierten Pläne von einem Eventbahnhof mit Kleinkunstbühne und Sportsbar.

Wie kommt die Kuh vom Eis?

Seither wurde in erster Linie gestritten. In direkten Gesprächen, vor Gericht und in den sozialen Netzwerken. Auf der einen Seite Herr, auf der anderen Seite die Stadt Schleswig und die Denkmalschutzbehörde des Kreises. Und dann ist da ja auch noch die Bahn, die das Gebäude weiterhin nutzt, ansonsten aber jede Verantwortung dafür ablehnt. Keine gute Ausgangslage also, um die Kuh doch noch irgendwie und irgendwann vom Eis zu bringen. Jetzt aber gibt es dennoch mal wieder ein kleines Fünkchen Hoffnung.

Ortstermin am Schleswiger Bahnhof

Denn: Ende Juni hat ein Ortstermin am Schleswiger Bahnhof stattgefunden. Daran nahmen neben Herr auch Bürgermeister Stephan Dose, Stadtmanager Helge Schütze und Vertreter des Denkmalschutzes teil. Gemeinsam ist man Raum für Raum durch das Gebäude gegangen. Eines der Ergebnisse: Hubert Herr wird noch einmal einen Bauantrag einreichen, nachdem der erste bereits von Anfang an nicht als ein solcher akzeptiert wurde.

„Ja, dieser Schritt ist in Arbeit“, sagt der Investor nun auf Nachfrage. Ebenso bestätigt er das Treffen im Bahnhof. Allerdings verweist er auf einen ähnlichen Termin, den es bereits im März 2022 gegeben hatte. Auch da habe es Hoffnungen auf eine Annäherung gegeben, wirklich passiert sei seither aber nichts.

Die Galerie im Fokus

Dennoch sei er nach wie vor gesprächsbereit, wolle weiterhin Kompromisse eingehen, betont Herr. „Ich habe mehrere Vorschläge gemacht, höre mir alles an. Aber die andere Seite muss mir auch entgegenkommen.“ Im Blick hat er dabei insbesondere das Thema Galerie. Diese ließ er bereits kurz nach Beginn der Umbauarbeiten in der Bahnhofshalle installieren, allerdings ohne die entsprechende Genehmigung. Seither ringen Herr und die Denkmalschutzbehörde gerade in dieser Frage um eine Lösung.

Dabei geht es einerseits um die Dimension und andererseits darum, auf welcher Höhe besagte Galerie angesetzt werden soll. Laut Denkmalschutzbehörde hat Herr sie deutlich zu hoch anbringen lassen, unter anderem verläuft sie nun mitten durch die markanten Fenster. „Wir wünschen uns deshalb, dass sie tiefer gelegt wird. Auf Höhe einer umlaufenden Simskante“, sagt Gerry Gorkisch vom Denkmalpflegeamt des Kreises.

Wandgemälde aus Sicht des Denkmalschutzes wenig relevant

Herr hingegen will das bislang nicht. Er verweist darauf, dass dann ein Wandgemälde aus den 1950er-Jahren, das die Silhouette der Stadt Schleswig zeigt, hinter der Galerie verschwinden würde. Aus Sicht des Denkmalschutzes aber ist dieses Gemälde weniger schützenswert als die Stimmigkeit der Halle. „Das ist einer der wenigen erhaltenen Bahnhöfe aus den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg. Und deswegen wollen wir unter anderem auch für die Halle und die Galerie eine wirklich saubere und hochwertige Lösung finden“, so Gorkisch weiter.

Allein an diesem Punkt sieht man, wie schwierig es wird, am Ende beide Interessen auf einen Nenner zu bringen. Was aber Hoffnung macht: Wie Herr signalsiert auch der Denkmalschutz Kompromissbereitschaft. „Unsere ausgestreckte Hand ist da, Herr Herr muss nur einschlagen“, sagt der zuständige Fachdienstleiter Christoph Dahl und fügt an: „Wir sind auch in den vergangenen Jahren schon einige Kompromisse eingegangen, haben auch viele Dinge geduldet. Aber am Ende muss man natürlich schauen, was vertretbar ist.“ Der Schleswiger Bahnhof sei nun einmal ein schützenswertes Denkmal, und das habe der Investor beim Kauf von zehn Jahren auch gewusst.

Hoffnung auf den Bauantrag von Investor Hubert Herr

Nun wolle man erst einmal abwarten, bis Herr seinen überarbeiteten Bauantrag bei der Stadt eingereicht hat. Dann werde der Denkmalschutz (dabei ist auch die Landesdenkmalpflege involviert) eine Stellungnahme dazu abgeben. „Es geht am Ende darum, gemeinsam einen Weg zu finden. Dem müssen wir uns Schritt für Schritt nähern“, sagt Gerry Gorkisch. Denn eines sei klar: „Niemand möchte, dass der Bahnhof dauerhaft so bleibt, wie er ist. Auch wir wollen eine Lösung!“

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