Rescue Dogs Schleswig-Flensburg

Suchhund „Heimdall“ trainiert in der Fruerlund-Grundschule für den Ernstfall

Suchhund „Heimdall“ trainiert für den Ernstfall

Suchhund „Heimdall“ trainiert für den Ernstfall

SHZ
Flensburg
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Wer ein richtiger Rettungshund werden will, muss viel trainieren. „Yrsa“ hat gerade erst mit dem Üben angefangen. Foto: Marcus Dewanger/shz.de

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Wenn Menschen vermisst werden, werden sie alarmiert: die Spürnasen der Rescue Dogs Schleswig-Flensburg. Damit im Einsatz alles glattläuft, trainiert die Suchhundestaffel regelmäßig in der Fördestadt und im Kreisgebiet.

Ganz aufmerksam sitzt „Heimdall“ vor einer Frau mit grauen Haaren. Die Ohren sind gespitzt, der Kopf leicht nach rechts geneigt. Die Frau schaut den Mini Australian Shepherd nicht an. Sie sitzt mit verschränkten Armen und nach vorne gebeugt auf einem Balancierbalken auf dem Schulhof der Fruerlund-Grundschule in Flensburg. Sie macht sich klein.

Der Betrachter merkt schnell: Die Frau versteckt sich zwischen Klettergerüst und Fußballtor. Und „Heimdall“ hat sie gefunden. Denn „Heimdall“ ist professionelle Spürnase – ein Mitglied der Recue Dogs Schleswig-Flensburg. Zusammen mit Hundeführer Thomas Ageley und Helferin Martina Ageley übt der zierliche Hund das Suchen einer vermissten Person. Das ist in diesem Fall Heike Hinrichsen.


18 Menschen und 24 Hunde aus Flensburg und dem Kreis Schleswig-Flensburg gehören zu der Hundestaffel. Sie teilen sich auf in Flächensuchhunde und Mantrailer. Heute trainieren die Mantrailer. Ihre Spezialität ist es, verschwundene Menschen wiederzufinden.

Dafür erschnüffeln sie den Geruch des Vermissten von beispielsweise einem getragenen T-Shirt oder einer Haarbürste und machen sich teilweise über mehrere Kilometer auf die Suche. Im ganzen Land sind sie im Einsatz – manchmal mehrmals die Woche. Egal ob am Tag oder in der Nacht, bei Regen oder Sonnenschein.

Kurz schnüffeln – und los gehts

Heute scheint die Sonne. Perfekte Bedingungen zum Üben. Kaum hat Thomas Ageley den Karabinerhaken vom Halsband gelöst und am Geschirr befestigt, wird „Heimdall“ aufgeregt. Er beginnt zu schnuppern, jeder Muskel seines eleganten Köpers scheint angespannt zu sein. Seine Nasenflügel wackeln schnell hin und her.

Nun hält Trainerin Martina Ageley dem Hund mit den blauen Augen und dem braun-weißen Fell ein Taschentuch in einer roten Plastiktüte vor die Schnauze. Sofort senkt „Heimdall“ den Kopf und beginnt zu schnüffeln. Den Bruchteil einer Sekunde – mehr braucht die Spürnase nicht, um den Geruch von Heike Hinrichsen aufzunehmen und ihrer Fährte zu folgen.


Wäre dies ein Einsatz, wäre der Eingang zur Schule der letzte Ort, an dem die vermisste Person gesehen wurde. An diesem Ort startet die Suche immer, um die Strecke zum Gesuchten für die Hunde möglichst kurz zu halten. Denn so eine Suche ist anstrengend, sagt Martina Ageley. Zweieinhalb Kilometer lang kann die Strecke schon mal sein, die die Mensch-Hund-Teams absuchen.

„Am nächsten Tag merkt man manchmal schon, dass der Hund müde ist“, sagt die erfahrene Hundeführerin, die zusammen mit ihrem Mann Thomas sechs Hunde hat. Neben „Heimdall“ gehören die beiden Labradore „Bullvey“ und „Bruno“, die beiden Mini Australian Shepherds „Frigga“ und „Bandit“ sowie Nova Scotia Duck Tolling Retriever „Ragna“ zur Familie. Alle Hunde sind als Personenspürhunde tätig. „Heimdall“ ist mit vier Jahren noch in der Ausbildung.

Training für Körper und Geist

Warum engagiert sich das Ehepaar so sehr ehrenamtlich? Thomas Ageley macht es für seine Vierbeiner: „Ich möchte eine richtige Auslastung für meine Hunde“, sagt er, während er hinter „Heimdall“ hinterherläuft. Zielstrebig bahnt sich der Vierbeiner seinen Weg über den Rasen, biegt ab auf einen Schotterweg, läuft geradewegs auf den Bolzplatz hinter dem Gebäude und quer durch eine Sandkuhle, bis er schließlich auf der anderen Ecke der Wiese angekommen ist. Herrchen Thomas Ageley läuft an der gespannten Sieben-Meter-Leine hinterher. Sein Hund macht den Rest.

Mantrail fordert die Hunde nicht nur körperlich, sondern auch geistig, sagt der Hundeführer jetzt. „,Bruno' ist 13 Jahre alt und noch topfit.“ Seine Frau Martina stimmt ihm zu: „Er ist der Erste, der an der Tür steht, wenn es zum Einsatz geht.“ An Rente sei noch nicht zu denken. Ohnehin könnte jeder Hund, egal welches Alter, Suchhund werden, sagt Martina Ageley. Voraussetzung: Er muss gesund sein und Spaß an der Arbeit haben.

Bei der Suche verhält sich jeder Hund anders

Denn die Freunde ist bei der Arbeit der Rescue Dogs wichtig. Und das merkt man: Alle Hunde laufen munter mit den Ruten wedelnd herum. Bevor die Suche beginnt, jaulen sie aufgeregt. „Jeder Hund verhält sich bei der Suche anders“, hat Martina Ageley festgestellt. Der eine stampft mit den Beinen, der andere wedelt mit der Rute in einem bestimmten Tempo.

Und „Heimdall“? Der Hund mit den blauen Augen zieht ordentlich an der Leine und läuft forsch voran. Dabei stört auch nicht der Kran, der auf der benachbarten Baustelle eine Eisenstange durch die Luft hebt oder das Gehämmere auf Metall, das vom Bau herüberschalt. Der Hund scheint in seiner eigenen Welt und hat nur ein Ziel: Die vermisste Person finden.

Nun gilt es, die Profis nicht zu stören. Wer Suchhundeteams bei der Arbeit sieht, sollte von Weitem zusehen, sagt Martina Ageley. Denn sonst könnten gerade unerfahrenere Suchhunde aus dem Konzept gebracht werden.

Hundefutter aus der Dose als Belohnung

Nicht so „Heimdall“. Keine zehn Minuten, nachdem die Spürnase an dem Taschentuch gerochen hat, hat das Suchteam die „vermisste“ Heike Hinrichsen gefunden. Der sportliche Hund zieht ordentlich an der Leine, als er auf Heike Hinrichsen zuläuft. Wenige Meter von der „Vermissten“ entfernt, setzt er sich hin. Zu Belohnung gibt es Streicheleinheiten und Hundefutter aus der Dose. Das gibt es nur als Leckerei im Einsatz. Zuhause kommt Trockenfutter in den Napf.

Nun klickt Thomas Ageley die Leine wieder ans Halsband. Sofort entspannt „Heimdall“ sich sichtbar. Das aufgeregte Schnuppern, die angespannten Muskeln – alles Vergangenheit. Die Arbeit ist beendet.


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