Gastronomie

Ein Tag vegan auf Föhr: Täuschend echter „Kibbeling“ und reichhaltiges Frühstück

Ein Tag vegan auf Föhr: Täuschend echter „Kibbeling“ und reichhaltiges Frühstück

Täuschend echter „Kibbeling“ und reichhaltiges Frühstück

Jan Melchior Bonacker/shz.de
Wyk auf Föhr
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Veganer Kibbeling und Dippers von „Lütt Mats“ am Südstrand. Foto: Jan Melchior Bonacker/shz.de

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In Deutschland steigt die Zahl der Menschen, die vegan leben, immer weiter. Dennoch bieten viele Restaurants keine veganen Gerichte an. Wir haben getestet, wie gut man auf Föhr vegan essen kann.

Ein Tag als Veganer – das sollte doch nicht so schwer sein? In Deutschland gibt es mittlerweile mehr als anderthalb Millionen Menschen, die vegan leben. Dazu kommt eine wachsende Zahl von Vegetariern, die im Alltag „so vegan wie möglich“ essen möchten. Ich habe mir mit einem Vegan-Test ein eigenes Bild vom kulinarischen Angebot auf Föhr gemacht. Schaffe ich es, einen Tag zu jeder Mahlzeit vegan essen zu gehen? Und: Schmeckt das vegane Essen auf der Insel?

Los geht es morgens in Wyk: Um neun Uhr sitze ich vor der „CoffeeFee“, einem idyllischen Lokal am Sandwall, mit Blick auf die im Sonnenlicht glitzernde Nordsee. Von der Promenade duftet es nach frisch gemähtem Gras, aus dem Innern der „CoffeeFee“ nach – wie sollte es auch anders sein – Kaffee.

Veganes Frühstück ist selten und teuer

Die meisten Frühstückscafés in Wyk haben keine veganen Optionen im Angebot – teils wird es schon für Vegetarier schwierig. Bei der „CoffeeFee“ folgt auf meine Frage nach einem veganen Frühstück ein fröhliches: „Ja, das haben wir!“

Ironischerweise wird „Das Gesunde“, ein Birchermüsli, nicht vegan angeboten. Dafür aber das „Luxusfrühstück“. Ich bin gespannt, denn laut Karte enthält dieses Salami, Käse, Camembert, Schinken, Fleischsalat, Putenbrust, Schnittlauchquark, Frischkäse und Ei – das klingt alles andere als vegan. Wie das wohl ersetzt wird?

Die Antwort: Reichhaltig! Neben Kaffee, Orangensaft und Brötchen bekomme ich statt Wurst und Käse Hummus, Tomatensalat und Rote Beete, dazu Marmeladen und Apfelmus. Wozu ich letzteres brauche, weiß ich zwar nicht, aber das Frühstück schmeckt – und ich bin hinterher pappsatt.

Mittags gibt es „Fisch“ am Südstrand

Aber mittags ist mein Völlegefühl wieder abgeklungen und ich mache einen kleinen Ausflug an den Südstrand, wo an diesem Tag der Foodtruck „Lütt Mats“ steht. Dort gibt es ein Sortiment von Burgern, die überwiegend vegan sind – und es gibt Fisch, aber das ist für mich heute uninteressant. Oder?

Nicht ganz: Einer der Besitzer des Trucks, Torsten Tews, bedient mich heute und rät mir, den veganen Kibbeling zu probieren – „Fisch vom Feld“ nennt sich das. Dazu gibt es „Dippers“, eine Pommesvariante mit Schale, und vegane Remoulade. Auf Wunsch bekomme ich auch noch Ketchup.

Ich bin bei weitem kein Fisch-Experte, aber mich hätte der „Kibbeling“ getäuscht, wenn Torsten Tews mir nicht gesagt hätte, dass er vegan ist. Dazu die knusprigen Dippers. Perfekt für nach dem Schwimmen, denke ich und bereue, dass ich keine Badehose eingepackt habe.

Schokoladeneis am Nachmittag

Jetzt habe ich Lust auf ein Eis zum Nachtisch. Vor ein paar Tagen habe ich in Wyk schon mitgekriegt, dass „Der Eisdäne“ einige vegane Sorten anbietet. Und tatsächlich: Neben den klassischen Sorbets, die aus Fruchtsaft hergestellt werden, ist auch die Sorte „dunkle Schokolade“ rein pflanzlich.

Ich wähle eine Kugel „Mango“ und eine „dunkle Schokolade“. Eine geschmackvolle Kombination. Die Schokolade schmeckt nach starkem Kakao, aber nicht bitter. Die tropische Mango ergänzt den Genuss mit einer fruchtigen Süße.

Etwas leichteres am Abend

Weil ich ja mittags schon den deftigen „Kibbeling“ hatte, entscheide ich mich am Abend für etwas Leichteres. Schon früh setze ich mich in die „CaféBar“ in der Großen Straße – das Lokal bietet unter anderem vegane Kuchen an. Mir steht der Sinn nach einer Linsensuppe – auch wenn mir die Küche das vegane Curry empfiehlt.

Als dieses unmittelbar nach meiner Bestellung vom Nebentisch entgegenduftet, befürchte ich schon die falsche Wahl getroffen zu haben. Zu Unrecht: Als die Suppe vor mir steht und ich den ersten Löffel probiert habe, weiß ich, dass mein Instinkt richtig war. Linsen, Mango, Koriander und Ingwer dominieren das Geschmackserlebnis. Vegane Ersatzprodukte oder anderes Künstliches landen nicht auf dem Löffel. Das sei ihm und seiner Frau wichtig, erzählt mir der Besitzer.

Und so wird eine Suppe unverhofft zum krönenden Abschluss eines kulinarischen Selbstexperiments. Kann man auf Föhr vegan essen? Ja, man kann. Schmeckt das? Und wie. Ein reichhaltiges, buntes Frühstück, täuschend echter Kibbeling, tropisch-schokoladiges Eis – und eine Suppe, die einfach nur glücklich macht.

Insgesamt habe ich für drei volle Mahlzeiten und Getränke 45,70 Euro bezahlt. Das ist zwar nicht billig – dreimal am Tag essen zu gehen bleibt nun einmal Luxus – aber teurer ist das vegane Essen nicht. Und geschmeckt hat es allemal.

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