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Trinkwasser für die Welt mit Spitzentechnologie aus Neumünster

Trinkwasser für die Welt mit Spitzentechnologie aus Neumünster

Trinkwasser für die Welt mit Technologie aus Neumünster

Gunda Meyer/shz.de
Neumünster
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Manfred (von links) und Martin Maletzky, Tobias Frerck und Fynn Derjong freuen sich, dass ihre Steckverbindungen weltweit nachgefragt werden. Foto: Gunda Meyer/shz.de

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Künftig soll es möglich werden, in 400 Metern Wassertiefe der Ozeane aus Meerwasser Trinkwasser herzustellen. Eine entscheidende Technologie dafür kommt aus Neumünster.

„Die Währung der Zukunft ist Frischwasser“, sagt Tobias Frerck, Geschäftsführer der Firma Gisma Steckverbinder. Sein Unternehmen wirkt an einem internationalen Projekt mit, in dem aus Meerwasser Trinkwasser für die Welt produziert werden soll. „Das ist ein echter Game-Changer“, ist sich Frerck sicher.

Nicht nur für die Industrie, Landwirtschaft und die Energieerzeugung sei eine zuverlässige Versorgung mit sauberem Wasser essenziell. „Sie ist überlebenswichtig“, so Frerck. Der Druck auf das Süßwasser steigt. Über 97 Prozent der Wasserressourcen des Planeten sind in den Weltmeeren. Das will das Unternehmen „Waterise“ aus Norwegen nutzen.

Umgekehrte Osmose

Und so soll es funktionieren: Das Verfahren heißt umgekehrte Osmose. Das heißt, Meerwasser wird in einer Anlage in 400 Metern Tiefe durch einen Filter gepresst, wobei Stoffe wie Salz herausgetrennt werden. 50.000 Liter Trinkwasser können so pro Tag produziert werden.

„Das Ganze hat verschiedene Vorteile: Das Wasser ist in der Tiefe viel sauberer als im Oberflächenwasser, dadurch können die Filter länger genutzt werden“, erklärt Fynn Derjong, Konstruktionsleiter bei Gisma. Außerdem herrsche in der Tiefe ein größerer Wasserdruck, sodass rund die Hälfte der Energie für die Erzeugung gespart werden könne, so der Konstruktionsleiter weiter.

Auch wenn Chemikalien zur Reinigung der Filter eingesetzt werden, müssten weniger eingesetzt werden, da die Filter länger sauberer blieben.

Unterwassersteckverbinder aus Neumünster

Gisma liefert für diese Anlagen die Steckverbindungen, die auch noch in großen Meerestiefen funktionieren. Die Firma mit Sitz an der Leinestraße hat sich nämlich auf die Entwicklung, Konstruktion und Produktion von Unterwassersteckverbindern spezialisiert. Eingesetzt werden die Steckverbinder in der Offshore-Industrie sowie der Meeres- und der Marinetechnik.

„Man muss sich das vorstellen wie Lego unter Wasser. Die Teile werden dort direkt ineinander gesetzt“, so Derjong. Die Anlage nimmt 100 mal 100 Meter Bodenfläche auf dem Meeresgrund in Anspruch.

Fachkräfte gesucht

Zwei Drittel des Lieferumfanges könne Gisma schon bedienen. „Wir müssen aber noch in die Hände spucken“, sagt Frerck. Gisma hat erst im Sommer seine neue Produktionshalle eingeweiht und ist auf Expansionskurs. „Auch wir haben natürlich mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen und suchen Azubis als Zerspanungsmechaniker“, so Frerck.

Gegründet wurde Gisma Steckverbinder 1983 von Manfred Maletzky als Ein-Mann-Betrieb und hat sich mit 90 Beschäftigten inzwischen weltweit zu den drei Marktführern der Branche gemausert, so der Firmengründer.

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